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Kamener Stadtpflanzen - Folge 37: Das Schöllkraut

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP37GLvon Dr. Götz Loos

Kamen. Beim Pflücken von Pflanzen des Großen Schöllkrautes - oder bei uns meist ohne Adjektiv: des Schöllkrautes (Chelidonium majus) - wundert man sich nachfolgend über die zahlreichen orangebraunen Flecken auf den Fingern. Ja, die Pflanze hat einen Milchsaft, der im frischen Zustand orange- bis safrangelb daher kommt. Für eine den Mohngewächsen angehörige Art ist das zunächst gar nicht so ungewöhnlich. Bemerkenswert ist aber die pharmazeutische Qualität der Inhaltsstoffe dieses Saftes. Denn das Schöllkraut ist eine wirklich wirksame alte Heilpflanze, die innerlich wie äußerlich angewendet wurde und auch aktuell wird. Die innerliche Anwendung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn die Pflanze ist durch ein ganzes Spektrum an Alkaloiden zumindest zeitweilig stark giftig, so dass man genaue Dosen kennen muss - nicht zu empfehlen für SP37 3GLEigenversuche. Beim Kontakt des Milchsaftes mit Schleimhäuten soll sich bereits eine Giftwirkung entfalten können. Konzentrieren wir uns auf die äußerliche Anwendung - und die ist verblüffend: So beseitigt der Saft Hautunreinheiten selbst größeren Ausmaßes, in jedem Fall müssen aber Warzen dran glauben. Wer regelmäßig Schöllkraut eigenhändig reduziert (denn es kann im Garten wuchern), hat an Händen und Fingern kein Problem mehr damit, ähnlich wie beim Umgang mit Löwenzähnen.

Der Name Schöllkraut oder auch Schellkraut soll sich auf Schwalben beziehen, genauer gesagt: es soll blühen und gedeihen, solange die Schwalben bei uns anwesend sind. Wenn sie gen Süden wegfliegen, soll es vergehen. Und das passt recht gut. Ansonsten heißt die Art am Hellweg wegen der leuchtend gelben Blüten Goldkrut (= Goldkraut) oder Goldwurz.
 
SP37 4GLDas Schöllkraut besitzt also gelbe Blüten bzw. vier gelbe Kronblätter, die zwei Kelchblätter darunter fallen früh ab. Die Früchte stehen in mehr oder weniger kandelaberartigen Fruchtständen und erinnern an Schoten, sind aber Kapseln, bei denen sich zwei Klappen öffnen und die Samen entlassen. Ganz markant erscheinen die Blätter, mit buchtiger Kerbung am Rand, diese ist aber verschieden tief und verleiht mit den Kerbzähnen ein unverwechselbares Aussehen. Zudem sind die Blätter jung ziemlich hellgrün, dann entwickelt sich eine recht dicke, wasserabweisende Wachsschicht und gibt ihnen eine graugrüne Farbe. 
 
Das Schöllkraut ist in den Siedlungen von Kamen-Mitte örtlich häufig, über größere Abschnitte aber nur einzeln vorhanden oder fehlt gänzlich - anders als z.B. in Lünen, wo die Art im gesamten Siedlungsbereich häufig zu finden ist.
 
Die Pflanze ist bei uns ein typischer Anzeiger von Siedlungen, ausgeprägt nährstoffliebend, aber auch aus kleinsten Fugen entspringend und auf trockenen Mauern wachsend; genauso aber an schattigeren, humusreichen Säumen vorhanden, z.B. an den alten Zechenbahnen, generell an Gebüschen, an Gartenzäunen etc. Ihre ursprüngliche Herkunft sucht man aber vorwiegend in lichten Wäldern in von Sommerwärme begünstigten Regionen, wie man es u.a. in der Uckermark und im südlichen Zentralrussland ständig sehen kann.