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Kamener Stadtpflanzen - Folge 46: Mohne aus der Saat

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

GLSP46 1 2Blüte des Verkannten Mohnes (Papaver confine). Fotos: Dr. Götz Loos

von Dr. Götz Loos

GLSP46 2Fruchtkapsel des Verkannten Mohnes.Kamen. Den Klatsch-Mohn kennen Alle - zumindest glauben sie das. Unverkennbar ist er der häufigste Mohn in Kamen, auch wenn er zurückgegangen ist. Deshalb bekommt er auch irgendwann ein eigenes Porträt hier. Die Mohne, um die es in dieser Folge geht, kennen aber botanisch wenig Versierte kaum - respektive hält man sie für Klatsch-Mohn. Dabei sind die beiden Saat-Mohne spätestens zur Fruchtzeit durch die länglichen Fruchtkapseln eindeutig vom Klatsch-Mohn mit seinen mehr oder minder halbkugeligen Früchten zu unterscheiden.

Die häufigere von beiden in Kamen vorkommenden Arten der Saat-Mohn-Gruppe ist der Verkannte Mohn (Papaver confine). Er hat ziemlich bleichrote Kronblätter, ovale, ziemlich schmale Blütenknospen und ist meist nur in ganz jungem Zustand im Blattwerk blaugrün, sonst ist dieses meistens reingrün. Seine Fruchtkapseln sind zum Stiel hin abgerundet, man könnte sagen, dass sie unten GLSP46 4Fruchtkapseln des Saat-Mohnes (Papaver dubium)auf jeder Seite jeweils parabelförmig zulaufen. Verletzt man die Pflanze, so tritt - ganz mohntypisch - ein Milchsaft aus, der frisch schmutzigweiß ist, nach Abtrocknen an der Bruchstelle rötlich erscheint.

Der Verkannte Mohn ist offenbar schon lange bei uns, nicht nur in "Saaten", also Äckern - mehr noch ist er eine Pflanze der offenen Flächen, die fachsprachlich Ruderalstellen genannt werden; dazu gehören im Siedlungsbereich Kamen-Mitte vor allem Baustellen und hier die Erdhaufen, dann aber auch Beete, so in Gärten und Anlagen, Gelände der Eisenbahn, Gehsteige, offene Brachflächen und ähnliches mehr. Häufig ist dieser Mohn in Kamen-Mitte nicht, aber zerstreut. Durch sinnlose "Unkraut"-Bekämpfung ist er klar zurückgegangen.

Die andere Art, der "eigentliche" Saat-Mohn (Papaver dubium), fällt schon von Weitem durch eine bleibend oder mit der Zeit nur gering abschwächende bläulichgrüne Färbung der Blätter auf. Die Kronblätter sind ebenfalls ziemlich aufgehellt rot, besitzen aber zumindest jung erblüht einen erkennbaren Orangestich. Die Fruchtkapseln sind veränderlicher als beim Verkannten Mohn, jedoch meist gegenüber denen bei jenem etwas länger und unten zumindest überwiegend kegelförmig, das heißt sie laufen fast gerade in den Stiel zu. Auffällig sind ferner die vorn spitzen Blütenknospen, die diesen mitunter ein rautenförmiges Aussehen verleihen. Der Milchsaft gleicht frisch demjenigen des Verkannten Mohns, abgetrocknet ist er aber dunkler und braun, ohne jeden Rotton.

Diese Mohnart wurde früher nur äußerst selten in Kamen gefunden. Zweimal sah ich ihn in Westick an der Bahn, daher ging ich davon aus, dass er mit der Eisenbahn bei uns zugewandert war. Seit einigen Jahren steht allerdings ein großer Bestand am Ostring, bei dem ich erst gar nicht genau hinblickte. Als ich beim Vorbeifahren später einmal die blaugrüne Blattfarbe bemerkte, inspizierte ich das Vorkommen genauer - und siehe da: Saat-Mohn im engeren Sinne.

Der Bestand hat sich beträchtlich ausgedehnt und mittlerweile sind vermutlich Samen von dort auch in die nähere Umgebung gelangt, z.B. wachsen Einzelexemplare an der Ängelholmer Straße an Mauerfuß, Hauswand und in einer Bordsteinfuge.

Die eine Art ist zurückgegangen, die andere breitet sich aus - es ist ein ständiger Wandlungsprozess in der Pflanzenwelt, der an diesem Beispiel gut nachvollziehbar ist. Allerdings ist bei diesen "Zwillingen" genaues Hinsehen gefragt.

GLSP46 3 2Der (eigentliche) Saat-Mohn in Blüte am Ostring.

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