-Anzeige-

Anzeige

Kamener Stadtpflanzen - Folge 49: Ein überaus häufiges und ein noch seltenes Schaumkraut

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP49GL 1 423links Behaartes Schaumkraut, rechts Reisfeld-Schaumkraut

von Dr. Götz Loos

SP49GL 2 423Reisfeld-Schaumkraut (Cardamine occulta) am Kamen QuadratKamen. Fast überall blüht es um diese Zeit in Kamens Stadtmitte, das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta). Es wächst dort, als sei es schon immer da gewesen. Und angesichts der bisweilen großen Mengen vor Ort vermag man kaum an einen jüngeren Einwanderer zu denken. Doch ist diese Pflanze wirklich eingewandert?

Das Behaarte Schaumkraut war früher sehr selten in Westfalen zu finden und vornehmlich im Bergland. In den 1970er Jahren dann tauchte es fast gleichzeitig an zahlreichen Stellen in Gärten und sonst in Beeten auf. Ein alter Gärtnermeister machte mich darauf aufmerksam, dass es ein spezielles Unternehmen mit Torfvertrieb für Beete war, in dessen weithin verkauftem Torf offensichtlich die Samen steckten.

Sehr schnell breitete sich die Art aus, war schon in den 1980er Jahren in den Siedlungen oft häufig zu finden und dann gab es immer wieder Ausbreitungsschübe, bis in die freie Landschaft hinein, hier heute vorwiegend in Straßensäumen, bei denen der Boden durch die Mähmaschinen immer wieder aufgerissen wird. Denn bei zu dichter Grasnarbe bleibt die relativ niedrige Pflanze irgendwann aus.

Heutzutage ist dieses Schaumkraut in Kamens Siedlungsgebieten überall überaus häufig. Von den Gärten und öffentlichen Beeten, wo es zuvor verbreitet war, gelangte es an alle Standorte mit mehr oder weniger offenen Bodenstellen, auch und regelmäßig in Scherrasen und Grünstreifen, jedoch genauso in Pflasterritzen, Pflanzkübel, an die Sesekeböschungen etc.

Die Art wurde demnach ursprünglich eingeschleppt und breitete sich vermutlich von diesen Stellen her aus; es ist allerdings nicht auszuschließen, dass auch Einwanderungen insbesondere entlang von Straßen später stattgefunden haben.

SP49GL 3 423Behaartes Schaumkraut an Hauswand (Derner Straße)Als Kreuzblütler besitzt diese Pflanze Schoten als Früchte, welche reif plötzlich aufspringen und die Samen in die Umgebung schleudern. Das hat ihr den Volksnamen "Springkraut" eingetragen, obwohl es mit den wirklichen Springkräutern (Gattung Impatiens, Springkraut- oder Balsaminengewächse) nichts zu tun hat. Als lästiges "Unkraut" empfunden, wird es häufig ausgejätet, wobei den im Garten Tätigen dann oft dieses Verhalten aufgefallen ist.

Ansonsten sind die im Verhältnis zum ganzen Exemplar oft nicht allzu klein wirkenden Kronblätter weiß, die Blätter unpaarig gefiedert, der Stängel grün, manchmal tiefviolett überlaufen oder gefärbt - so kann auch die ganze Pflanze samt Blättern sein (außer den immer weißen Kronen), meist wenn sie Kälte ausgesetzt war. Die Pflanzenhöhe ist veränderlich. Sehr kräftige Exemplare (bis über 40 cm - gegenüber meist 5 bis 30 cm) wachsen an stickstoffreichen Stellen, was jedoch kaum erblich sein dürfte. Bei sehr niedrigstängeligen Exemplaren fallen mitunter einheitliche Kolonien auf, so dass dort teilweise wohl erbfeste Typen angenommen werden dürfen (vielleicht in Folge von Selbstbefruchtung).
Am Grund ist stets eine Blattrosette mit auffällig rundlichen bis nierenförmigen obersten Blättchen (Endblättchen) vorhanden, die auch überwintern kann. Meist aber ist das Kraut einjährig, überdauert den Winter oft als Samen.

Erst seit kürzlich kann man an sehr vereinzelten Stellen in Kamen-Mitte eine verwandte Art beobachten, die sich generell ausbreitet, nämlich das Reisfeld-Schaumkraut (Cardamine occulta). In Blumenkästen am Markt und an offenen Bodenstellen am Quadrat kann man diese Art bisher finden. Es ist vom Behaarten Schaumkraut wegen der fehlenden Blattrosette am Boden und der meist deutlich gelappten Endblättchen beim genauen Hinsehen unschwer zu unterscheiden.