Kamener Stadtpflanzen - Folge 54: Für die Küche geeignet: Das Tellerkraut
von Dr. Götz Loos
Tellerkraut, Kubaspinat, Winterportulak, Winterpostelein... gleich unter mehreren deutschen Namen wird die Pflanze geführt, deren wohlklingende wissenschaftliche Bezeichnung Claytonia perfoliata ist. Die deutschen Namen weisen zum Teil auf die Verwendung dieser Art als Gemüse hin. Tatsächlich wird sie bei uns aber erst neuerdings und nur sehr vereinzelt in Gärten gepflanzt.
Als vornehmlichen Bewohner sandiger Böden gibt es das Tellerkraut schon ziemlich lange im Kreis Unna. Ob es in Folge kulinarischer Zwecke hierhin gelangt war, scheint zweifelhaft - wie überhaupt ganz unsicher ist, wie dieser Neophyt aus Nordamerika in westfälische Gefilde gelangt ist. Das langzeitliche Auftreten vorwiegend auf Sand ist jedoch dokumentiert, ebenso wie das massenhafte Auftreten zuerst vor allem als Begleitkraut in Gärtnereien und Baumschulen sowie (von da aus) in Beeten, Pflanzkübeln, Gärten u.ä. Auf diese Weise wurde die Art vielleicht auch nach Kamen verschleppt, eventuell - zudem - mit sandiger Füllerde. Jedenfalls wären beide Quellen plausibel und sind bei manchen Vorkommen nachvollziehbar.
Inzwischen ist das Tellerkraut an einer ganzen Reihe an Stellen im Siedlungsbereich Mitte vorhanden und hat in Ausbreitung und Bestandsvergrößerung innerhalb von zwei Jahren einen Riesenschritt gemacht. Die größten Bestände finden sich in der Siedlung um den Galenhof, wo Massenbestände in Scherrasen, an Hauswandfüßen, in Pflasterfugen, am und auf dem Spielplatz und diverse andere Kleinlebensräume eingenommen wurden. Am Markt ist interessant, dass die Art in Blumenkübeln und -töpfen wächst, aber dort wahrscheinlich nicht mit eingeschleppt wurde, sondern vom Koepeplatz aus dorthin gelangte (dort innerhalb eines Jahres eine örtliche Massenausbreitung).
Das Tellerkraut ist eine völlig unverkennbare Pflanze durch ihre außergewöhnliche Blattspreitenform. Die Grundblätter, die in einer Rosette angeordnet sind, haben eine rhombisch-eiförmige Spreitengestalt und erinnern an das "Pik" der Spielkarten. Die oberen Blätter am Stängel sind jeweils paarweise komplett miteinander verwachsen, als wenn der Stängel durch ein großes, rundliches Blatt hindurchstechen würde. Die Blüten besitzen jeweils 5 ziemlich kleine weiße Kronblätter und betreiben (gänzlich?) Selbstbestäubung. Die ganze Pflanze ist auffallend fleischig, speichert also Wasser, was dem Überleben an trockenen Standorten zugute kommt.
Der Begriff: Rosette
Was ein kerniger Westfale unter Rosette versteht, soll hier nicht weiter ausgeführt werden... Botanisch gesehen, sind dies jedenfalls grundständige, also an der Basis des Stängels sitzende und meisthin dem Boden aufliegende Blätter, die rund um die Stängelbasis angeordnet sind. Seltener können sich auch Rosetten an Stängelknoten einiger Pflanzenarten entwickeln, besonders wenn diese in ihrer Entwicklung scheinbar schon nahe am Ende sind; auf diese Weise kommt noch einmal Leben in die fast abgestorbene Pflanze, denn aus der Rosette können nochmals (meist kürzere) Sprosse wachsen. Rosetten lassen sich oft als das Ergebnis gestauchter Stängelabschnitte betrachten.