Jungpflanze in Bordsteinfuge
von Dr. Götz Loos
Argentinisches Eisenkraut (Verbena bonariensis) in Vorgarten, zum Teil SelbstaussaatenKamen. Lange, starre, verzweigte Stängel mit auffällig entfernten Knoten, an denen so in großem Abstand die Blätter mit länglichen, säge- bis lappenzähnigen Spreiten sitzen, und am oberen Ende mit Blüten in geknäuelten Doppeldolden, die Kronblätter lavendelfarben bis rosa, die Kelche dunkel gefärbt. So präsentiert sich das Argentinische oder Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) aus den tropischen bis subtropischen Gebieten Südamerikas. Nicht allzu häufig steht es in den Kamener Vorgärten und Gärten sowie in Pflanzkübeln und öffentlichen Beeten als Zierpflanze in Kultur. In anderen Ruhrgebietsstädten wird es erheblich mehr angepflanzt.
Seine weltweite Verwendung als Ziergewächs und folgende Verwilderungen haben zu Einbürgerungen in warmen Regionen fast überall geführt, teilweise hat sich die Art als invasiver Neophyt massenhaft ausgebreitet, so in Südstaaten der USA. In Westfalen verwildert die Pflanze schon deutlich seit etwa 20 Jahren.
Sie gilt noch als unbeständig, was aber schon lange nicht mehr zutrifft. In der Bochumer Innenstadt beispielsweise beobachte ich Exemplare dieser Staude, die seit vielen Jahren existieren und auch zwischenzeitlich kältere Winter- und Frühjahrsperioden überstanden haben. Zudem breitet sich die Art dort vor Ort weiter aus. Das Siedlungsklima sagt ihr zu, als Erwärmungszeiger profitiert sie hier.
Im Siedlungsgebiet Kamen-Mitte fallen fast überall dort, wo das Argentinische Eisenkraut längere Zeit gepflanzt ist, zunächst Ausbreitungen an den Pflanzstellen auf und dann Verwilderungen in die nächste Umgebung. Sehr genau verfolge ich seit Jahren den Ausbreitungsprozess, der von einer Pflanzung an der Breslauer Straße ausgeht (davon die Fotos).
Dort hat sich die Art anfangs im Beet mächtig selbst ausgesät, wie zahlreiche Jungpflanzen zwischen den vermutlich gepflanzten blühenden Individuen belegten. Die ersten Exemplare in benachbarten Bordsteinfugen und einem Zaun daneben erschienen bald. Inzwischen finden sich hier schon recht viele Pflanzen und einzelne tauchten in Vorgartenbeeten, an Gartenrändern und in Bordsteinritzen ein ganzes Stück die Straße herunter auf, zudem gegenüber im Abstandsgrün bzw. in Beeten. Nach meinen Feststellungen ist davon auszugehen, dass bereits in zweiter Generation Vermehrungen auftreten.
Zum Namen Eisenkraut demnächst Erläuterungen im Porträt einer anderen Art der Gattung. Die Zierarten und -kreuzungen sind in Gärtnereien meist unter dem Namen „Verbene“ zu finden, einer Eindeutschung des wissenschaftlichen Gattungsnamens.
Der Begriff: Invasive Pflanzen
Eine Pflanzensippe, die sich massenhaft ausbreitet, wird als invasiv bezeichnet. Im Allgemeinen geht es um solche Arten, welche über größere Strecken hinweg eine Massen-Bestandsausdehnung erfahren. Dabei kann es eine oder mehrere bis viele Ausbreitungsquellen geben. Die meisten invasiven Pflanzen sind verwilderte Zierpflanzenarten, die aus Gärten selbständig ausgebrochen sind oder nach draußen verschleppt wurden (z.B. mit Gartenabfällen), dann existieren auch einige Nutzpflanzen. Vor allem aber gibt es auch heimische invasive Arten, die vor allem durch die übermäßige Stickstoffanreicherung (Hypertrophierung) der Landschaft massive Ausbreitungen erfahren haben (in erster Linie die Große Brennnessel).
Invasiv heißt allerdings noch nicht grundsätzlich, dass entsprechende Arten Schäden an der Natur (vor allem Verdrängungen anderer Arten) oder auch am Menschen bzw. seinen Bauwerken etc. ausüben; tritt dieser Fall ein, ist es ratsam von „schadhaften Vorkommen“ einer invasiven Art zu reden. Lokale Invasivität kann es auch geben, wenn sich z.B. innerhalb eines Gartens oder einer Siedlung eine Art massenhaft ausdehnt.
Doldige Blütenstände eines verwilderten Exemplars an Gartenrand