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Die Hochstraße ist 40 geworden

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Abb. 1 Hochstraße nach NordenKHDie Hochstraße, Blick nach Norden

von Klaus Holzer

Abb. 2 Bahnhofstraße GluckaufschrankeKamen. Gerade erst gab es in Kamen ein Jubiläum zu feiern, doch keiner hat es gemerkt. Und dabei betraf es eine Sache, die seit 40 Jahren immer noch viele Gemüter erregt. Am 16. Dezember 1977 wurde die Hochstraße offiziell dem Verkehr übergeben, am nächsten Tag in der Kamener Lokalpresse als „Jahrhundertwerk“ gefeiert. Die Übergabe geschah im Rahmen eines großen Volksfests mit Kirmes, das 2.500 Leute auf der neuen Straße feierten, aus Freude darüber, daß das größte Är-gernis in Kamen ein für allemal beseitigt war, die Glückaufschranke, die die Kreuzung der B 233 mit der Köln-Mindener Linie der Deutschen Bundesbahn für etwa 11 Stunden an Werktagen und für 6½ Stunden an Sonntagen versperrte. Dann staute sich der Ver-kehr kilometerweit in beiden Richtungen. Das bedeutete ärgerliches Warten für alle am Verkehr Beteiligten, und Lärm und Gestank für alle Anwohner. Die Fahrpläne der VKU waren großenteils Makulatur, obendrein verursachten die Wartezeiten und der damit verbundene Schleichverkehr hohe zusätzliche Kosten. Betriebsleiter Werner König schätzte den zusätzlichen Dieselverbrauch auf 25.000 Liter und 20.000 DM pro Jahr, und das, obwohl die Fahrer die Motoren abstellten, so oft es möglich war.

Abb. 3 VerkehrschaosVerkehrschaosEin solches Unternehmen war damals und ist heute ein schwieriges Unterfangen. In diesem Brei rührten viele Köche: die Stadt Kamen, der Kreis Unna, das Bundesverkehrsministerium, das Wirt-schaftsministerium NRW, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Deutsche Bundesbahn (wie sie damals noch hieß), vertreten durch die Bahndirektion Essen, die Straßenbauverwaltung NRW und das Landesstraßenamt Hagen.

Die Planungen für die Hochstraße begannen im Jahre 1962, als das beginnende Wirtschaftswunder den Verkehr rasant anschwellen ließ, auf der Straße wie auf der Schiene. Von Anfang an standen zwei Varianten zur Diskussion, eine Unterführung und eine Überführung, die der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe zunächst ablehnte und durch seinen Vorschlag einer ganz neuen Trasse östlich der B 233 bereicherte. Sie sollte direkten Anschluß an die Werner Straße im Osten der Stadt bekommen. Doch konnte er sich damit nicht durchsetzen. Ende 1962 entschied das Landesstraßenbauamt, daß die zu bauende Hochstraße direkt in den Westring münden sollte, weil die Koppelstraße für einen vierspurigen Ausbau zu schmal sei.

Im Sommer 1963 war der Entwurf fertiggestellt, doch wurde dann noch einmal eine Kostengege-nüberstellung Hochstraße – Tiefstraße in Auftrag gegeben. Diese ergab
DM 19.591.000,- für die Tiefstraße, DM 18.832.000,- für die Hochstraße. Das führte im Sommer 1965 endgültig zur Festlegung auf die Hochstraße.

Dann jedoch stellte man in Kamen fest, daß der vorliegende Entwurf das städtische Leben, die Erreichbarkeit von Ortsteilen erheblich erschweren würde, weil man für die neue Straße einen lan-gen Damm würde aufschütten müssen. Im Sommer 1966 wurde deshalb eine neue Variante ent-wickelt, die „eine größere Durchlässigkeit der neuen Straße gewährleistet“. So kam es dann im November 1967 zur endgültigen Entscheidung für die Hochstraße in ihrer heutigen Form, ein gro-ßer Teil der 1,95 km langen Strecke als Brücke aufgeständert. „Die Mehrkosten von DM 10,5 Mill. […] erscheinen […] angemessen und vertretbar.“

Kamener Straßennamen: Bahnhofstraße

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Bahnhofstraße1217KHvon Klaus Holzer

Bahnhofsgebäude im Sommer 2012; Photo: Klaus HolzerAbb. 1: Der Kamener Bahnhof, Anfang der 1850er Jahre gebaut nach dem Entwurf in einem Musterbuch von Karl-Friedrich SchinkelKamen. An sich ist klar, wo der Name herkommt: die Bahnhofstraße verbindet die Stadt mit dem Bahnhof. Und daher kann der Name auch noch nicht richtig alt sein, denn der erste reguläre Zug, damals die Eisenbahn, fuhr am 2. Mai 1847 durch Kamen. Und das Kamener Bahnhofsgebäude, übrigens nach einem Entwurf im Musterbuch des preußischen Oberbaumeisters Karl-Friedrich Schinkel gebaut, weswegen es auch unter Denkmalschutz steht, entstand erst in den 1850er Jahren, ganz klar ist das Jahr der Eröffnung nicht.

Wenn es uns heute so vorkommt, als ob Bahnhöfe (fast) immer in den Stadtzentren angelegt wurden, so täuscht der Eindruck. Anders als ihre Vorläufer, die Poststationen, wurden Bahnhöfe generell weit außerhalb der Städte angelegt, zum einen, weil Fernverbindungen möglichst ökonomische, daher gerade Strecken verlangen, zum anderen, weil die Grundstücke außerhalb der Zentren billiger waren. Dann wuchsen die Städte auf die Bahnhöfe zu und schlossen sie ein.

Das obere Stück der Bahnhofstraße, vom Markt bis zur Maibrücke, hieß 1423 im Volksmund (amtliche Straßennamen gibt es erst seit 1885) Mühlenstraße, weil an ihrem Ende, an der Seseke und dem aus ihr gespeisten Mühlenkolk, die Kamener Mühle stand (der das Kamener Stadtwappen höchstwahrscheinlich auch das Kammrad verdankt). Die südliche Fortsetzung hieß schon 1792 Mühlen-Steinweg (den Namen gibt es übrigens heute noch, auch wenn er in keinem Straßenverzeichnis auftaucht: es ist der kleine Weg an den GSW vorbei in Richtung auf das Dr.-Nüsken-Gelände), offenbar war er also zu dieser Zeit schon gepflastert. 1794 wurde die Weiterführung als Chaussee nach Unna gebaut.

Ursprünglich war die wichtigste Nord-Südverbindung in Kamen die über die Sesekefurt durch das Wünnen- oder Langebrüggentor, die aber im Laufe des 16./17. Jh. durch die Verbindung durch das Mühlentor ersetzt wurde. Diese hatte sich durchgesetzt, weil sie den direkten Zugang zum Hellweg bot, der damals wichtigsten Handelsstraße zwischen Brügge an der Nordsee und dem Baltikum. Zu Beginn war sie wohl, wie alle Wege, nur ein unbefestigter Weg mit zwei Spuren, von den Wagen ausgefahren, bei trockenem Wetter staubig, bei Regen matschig. Dennoch wurde sie so gut genutzt, daß die Stadt, um ein reibungsloses Ein– und Ausreisen der zahlreichen Kaufleute zu erreichen, dem Stadttor noch ein Homey angliederte, eine Art Vortor, um dort die sogenannte Akzise1 zu kassieren, eine Steuer auf Waren. Das Wünnentor wurde folgerichtig um 1660 abgebrochen oder zugemauert (der Stadtchronist Pröbsting ist sich da nicht ganz sicher). Und der rege Verkehr hatte auch noch einen zweiten Grund: die Kamener Wochenmärkte waren attraktiv. Hier konnte man Waren kaufen und verkaufen, die Kunden strömten herbei, Läden gab es nicht. Also wurde die Straße umgebaut, als erste in Kamen gepflastert. Pflasterung war etwas besonderes, das drückte sich im Namen aus: jetzt hieß sie Steinweg, das war kürzer als Mühlen-Steinweg, und die Pflasterung das Besondere.

Kamener Straßennamen: Am Geist

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Am GeistKH1017von Klaus Holzer

Kamen. Es gibt Leute, die meinen, daß es sich um ein kleines Stückchen Land handelt, etwas höher gelegen, wenn man vom Fluß in die Stadtmitte, auf den Markt ging, (es gab damals nur den einen, daher brauchte man das Attribut „alter“ nicht). Ein kleines Stück eher unfruchtbares Land, das von der Seseke nicht regelmäßig überflutet wurde und daher „Geest“ hieß (aus niederdeutsch gēst = trocken, unfruchtbar). Das soll der Ursprung des Straßennamens „Am Geist“ sein. Und als Beleg führen sie an, daß es gleich hinter der Seseke, ein wenig südöstlich, eine Straße namens „Mersch“, früher „In der Mersch“ gibt, eine Bezeichnung, die immer eine Niederung bedeutet, die regelmäßig vom Meer oder einem Fluß überschwemmt wird. (Marsch oder Mersch aus germ. *mariska = zum Meer (Wasser) gehörig, vgl.a. lat. mare = das Meer).

Vermutlich aber haben diejenigen recht, die eine ganz andere Deutung vorziehen. Ein Heilig-Geist-Hospital wurde in Kamen vor 1359 gegründet, das erste und jahrhundertelang einzige Armen– und Siechenhaus der Stadt. Arm und krank, das gehörte offenbar nicht nur im Mittelalter zusammen. Nach 1648, nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs, wurde es nicht mehr genutzt und verfiel vollständig. Erst 1717 wurden die Trümmerreste entfernt. Schon 1662 war das neue Hospital daneben erbaut, 1865 gründlich renoviert worden. Das stand dann bis in die 1930er Jahre, als es baufällig war und dem Möbelhaus Reimer Platz machen mußte.Am Geist 11017KHDas Gebäude des Heilig-Geist-Hospitals, das in den 1930er Jahren abgerissen wurde. Foto: Fred Kaspar, Kamen in alten Ansichten, Nr. 69

Kamener Straßennamen: Westicker Straße

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Westicker StraßeAbb0KHvon Klaus Holzer

Frühere Namen: Zur Berger Mühle, Westicker Weg (noch 1929), Schlachthofstraße (bis in die 1970er Jahre)

Otto Buschmann, der 2015 verstorbene Methleraner (er pflegte zu sagen: „Methleraner“ gibt es nicht, aber, ehrlich, wie klingt: „Methlerer“? Und es gibt schließlich auch Münsteraner usw.) Ortsheimatpfleger, erzählte nicht ungern, wie beschwerlich sein Schulweg in den 1940/50er Jahren war, als er bei jedem Wetter mit dem Fahrrad von Methler nach Kamen in die Schule mußte. Im Herbst und Frühjahr stand das Körnewasser oft so hoch, daß an ein Durchkommen nicht zu denken war. Dann mußten alle den viel längeren Weg über die Lüner Straße nehmen. Nach jedem Hochwasser konnte man in den stehengebliebenen Pfützen Fische fangen, das ging immer leichter, je kleiner die Pfützen wurden.
Und damals war die Westicker Straße nicht befestigt, sondern ein Feldweg, im wesentlichen zwei Fahrspuren, von Pferdewagen ausgefahren, matschig bei Regen, bei Trockenheit staubig.

Schon der Namen „Westick“ erzählt eine Geschichte. Er besteht aus zwei Bestandteilen, „west“ und „wick“, die eine klar umrissene Bedeutung haben. „west“ ist klar, westlich, im Westen von Kamen; „wick“ kommt aus dem lateinischen „vicus“, ursprünglich Hof, Gehöft, im MA eine dorfartige Siedlung, oft als Zubehör einer „villa“, eines Herrenhofes. Westick heißt also „dorfartige Siedlung westlich von Kamen“.

Abb. 1. Schlachthof 1Der Kamener Schlachthof - Foto: Festschrift aus Anlaß des 75 jährigen Bestehens des Städtischen Schlachthofes Kamen

Der zu Kamen gehörende Abschnitt von der Koppelstraße bis zum Grenzweg, jetzt Paul-Vahle -Straße, war schon gepflastert und hieß Schlachthofstraße, weil hier der am 14.10.1895 gebaute Schlachthof lag. Der schien damals nötig, weil Kamens Bevölkerung seit dem Beginn der Abteufung der Zeche Monopol 1873 explosionsartig anwuchs und die Hausschlachterei hygienische, d.h., gesundheitliche Risiken bedeutete. Außerdem hatten Hamm, Dortmund und Unna inzwischen eigene Schlachthäuser gebaut, daher bestand die Gefahr, daß in Kamen nur noch minderwertiges Fleisch angeboten wurde. Im Schlachthof gab es tierärztliche Fleischbeschau und Trichinenuntersuchung. Kurz nach seinem 75jährigen Bestehen wurde er abgerissen.

Neuer Straßenname in Kamen: Heinz-Werner-Meyer-Straße

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schachtfest917 JA

Widmung Heinz Werner Meyer StrasseSKDie im Lageplan gekennzeichnete Straße wurde in Heinz-Werner-Meyer-Straße benannt. Grafik: Stadt KamenKamen. Der Kamener Stadtrat hatte im Juli die Umbenennung beschlossen und am Samstag (09.09.2017) wurde das neue Straßenschild im Rahmen des Schachtfestes "unter´m Förderturm" enthüllt.

Die IGBCE, Ortsgruppe Kamen, regte mit Schreiben vom 18.04.2017 an, eine Straße nach Heinz-Werner Meyer zu benennen. Die Persönlichkeit sei eng mit dem Bergbau in Kamen verbunden und habe sich für den Steinkohlebergbau eingesetzt. Ein geeignetes Mittel zur Anerkennung seiner Verdienste sei, eine Straße im Kamener Stadtgebiet nach ihm zu benennen.

Zur Person: Heinz-Werner Meyer, geboren 24.08.1932 in Harburg, verstorben 09.05.1994 in Siegburg, kam im Alter von sechszehn Jahren ins Ruhrgebiet und begann eine Ausbildung als Berglehrling auf der Schachtanlage Monopol in Kamen. Meyer engagierte sich früh in der Gewerkschaft und der SPD und wurde 1985 1. Vorsitzender der IGBE.

Weitere Informationen zur Person sind unter https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-Werner_Meyer zu finden.

Archiv: Widmung: Heinz-Werner-Meyer-Straße

Rund 7.500 Denkmale öffnen bundesweit ihre Türen

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denkmaltag app© Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Karte SmartphoneAm 10. September ist bundesweit Tag des offenen Denkmals | Zum Tag des offenen Denkmals bietet der Förderverein  Monopol 2000 zwischen 10 und 16 Uhr Führungen zur Fördermaschine des Förderturms an.

Bonn. Am 10. September öffnen in ganz Deutschland rund 7.500 historische Baudenkmale, Parks oder archäologische Stätten ihre Türen. Das teilt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Bonn als bundesweite Koordinatorin der Aktion mit.

In diesem Jahr steht der Tag des offenen Denkmals unter dem Motto "Macht und Pracht". Das Motto bezieht sich auf Denkmale, die weltliche und religiöse Machtverhältnisse abbilden: prächtige Schlösser, mächtige Kirchen, Patrizierhäuser mit aufwendigem Bauschmuck oder große historische Fabrikhallen. Es öffnen aber auch Denkmale ihre Türen, an denen sich Machtmissbrauch erklären lässt und solche, die an die Armut und Ohnmacht ihrer Zeit und Bewohner erinnern.

Das aktuelle bundesweite Programm ist ab sofort unter www.tag-des-offenen-denkmals.de zu finden. Dort kann man sich alle teilnehmenden Denkmale einer Region anzeigen lassen, nach Denkmalkategorien suchen und über einen Merkzettel persönliche Denkmaltouren zusammenstellen. Die mobile Nutzung vor Ort ermöglicht eine kostenfreie App.

Der Tag des offenen Denkmals ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days unter der Schirmherrschaft des Europarats. Alle 50 Länder der europäischen Kulturkonvention beteiligen sich im September und Oktober an dem Ereignis. Seit 1993 koordiniert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Tag des offenen Denkmals in Deutschland.

Der große Erfolg des Tags des offenen Denkmals wird getragen vom partnerschaftlichen Miteinander der lokalen und regionalen Veranstalter wie Vereinen und Ehrenamtlichen, Kirchengemeinden, Denkmalbesitzern, Denkmalnutzern und Denkmalbehörden.

Der Tag des offenen Denkmals ist eine eingetragene Marke der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

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