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Stadtführung: Von der Fünfbogenbrücke zur Hilsingmühle - Kurzum, Kamener Allerlei per Fahrrad

am . Veröffentlicht in Stadtgeschichte

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Kamen. Was haben Fünfbogenbrücke und Maibrücke gemeinsam? Was trennt sie? Warum steht am Fluß soviel Kunst? Ist das überhaupt Kunst? Gästeführer Klaus Holzer gibt Informationen über den Seseke-Körne-Winkel und das Klärwerk. Und die renaturierte Seseke natürlich und die Technik dahinter. Selbstverständlich gehört ein wichtiger Teil Kamener Industriegeschichte dazu und welche Rolle die IBA spielte.
Kurzum, Kamener Allerlei per Fahrrad.

Termin:        Samstag, 24. Juni 2017, 14:00 Uhr
Treffpunkt:  am Brunnen auf dem alten Markt in Kamen
Dauer:          ca. 3 Std.
Entgelt:        € 5,00

Kamener Straßennamen: Güldentröge

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von Klaus Holzer

Foto: Straßenschild "Güldentröge"In Kamen heißt sie „Güldentröge“, und das seit vor 1827 – so heißt sie nämlich schon im Kamener Urkataster aus diesem Jahr – in Unna „Güldener Trog“, und es ist unschwer zu erkennen, daß es sich hier um den gleichen Namen handelt. Und wir wissen, daß „gülden“ das veraltete Wort für „golden“ ist, in alten Gedichten und Geschichten begegnet es uns noch. Ein „güldener Trog“ ist also etwas ungemein wertvolles?

Weit gefehlt. Das geläufige Verständnis dieses Straßennamens (in Kamen müßte es richtigerweise „Gasse“ heißen) leitet sich aus dem Gegenteil ab. In mittelalterlichen Städten stank es zum Himmel. Auf dem Markt, in den Straßen und Gassen, lief Vieh umher und ließ seinen Kot fallen, vor den Häusern lagen Misthaufen, weswegen die Menschen oft sogenannte Trippen trugen, eine Art Unterschuhe, Stelzenschuhe, um nicht bis über die Knöchel im Dreck zu versinken. Und hinter den Häusern war das Plumpsklo, dessen Inhalt gegen den Gestank notdürftig mit Asche überstreut wurde. Und geleert wurden diese Aborte, wenn sie voll waren, was mitunter 10 oder 20 Jahre dauern konnte. Dann kamen die dafür zuständigen „unehrlichen Leute“, d.h., solche, die keinem ehrbaren Stand angehörten*, füllten diese Fäkalien in Tröge und fuhren sie, auf ihnen vorgeschriebenen Wegen, zum Fluß und kippten alles hinein. (Auch damals gab es also schon „Wasserspülung“, nur befand sie sich noch nicht im Haus.) Das mußte nachts geschehen, denn zum einen wollte niemand davon etwas mitkriegen, zum anderen wollte auch niemand von dem Schmutz und Gestank weiter behelligt werden.

Guldentroge 1900 KHAbb. 1: Die Güldentröge um 1900, Blick auf das ehemalige Gasthaus Grevel, später Hotel Bergheim, dahinter die Straße Am Geist

Und niemand wollte den Namen der stinkenden Last in den Mund nehmen. Daher taten unsere Vorfahren das, was wir auch heute noch tun: sie betrieben Schönfärberei. Gewissermaßen wurde die Sch… vergoldet: der Trog und sein Inhalt wurden „gülden“. Und die Gasse, durch die man die „güldenen Tröge“ zog, hieß dann eben „Güldentröge“. In München hießen die Leute, die dieses Geschäft betrieben, übrigens „Goldgrübler“. Sie gruben gewissermaßen in Goldgruben, denen unter den Plumpsklos nämlich.

Solche Schönfärberei in allen Lebensbereichen ist zu allen Zeiten gut belegt. Wer kennt heute nicht den „Entsorgungspark“, der zum Spazierengehen einzuladen scheint, doch in Wirklichkeit eine Müllkippe ist? Eine Firma erwirtschaftet „negative Bruttorenditen“, auf Deutsch: sie macht Verlust. Oder, ganz aktuell, „postfaktische Stimmungsmache“ statt Lügen.

Ortsheimatpfleger eröffnen Ausstellung in der Stadtbücherei

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oheimatpf617Kamen. Die Arbeitsgemeinschaft der Ortsheimatpflegerinnen und Ortsheimatpfleger der Stadt Kamen stellen ihre Arbeit und sich selber im Rahmen einer Ausstellung in der Stadtbücherei vor. Am 8. Juni um 11 Uhr wurde die Ausstellung eröffnet und zeigt mit Exponaten und Informationen, wie interessant und vielseitig sich die Tätigkeit der Ortsheimatpflegerinnen und Ortsheimatpfleger gestaltet. Außerdem stellt die Stadtbücherei heimatkundliche Bücher, den Stadtbereich betreffend aus.

Leider ist der Bereich Südkamen noch immer nicht vertreten. Seit dem Frau Schulze Berge ihr Ehrenamt als Ortsheimatpflegerin aus Altersgründen niedergelegt hat, fand sich noch keine Nachfolgerin oder Nachfolger. Wer diese Tätigkeit ausführen möchte kann sich gerne melden, Kontaktadressen sind in der Ausstellung zu sehen.

Kamener Straßennamen: Bollwerk

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Bollwerk0KHAbb 0. Die Straße „Am Bollwerk“ ist seit 1928 so benannt.

Bollwerk1 KHAbb 1. Nur Kamen liegt wegen der Besiedelung an der Furt südlich wie nördlich der SesekeKlaus Holzer, auf der Grundlage eines Artikels von Edith Sujatta

Es gibt zwei Möglichkeiten für die Entstehung einer Stadt, die eine ist die Gründung durch einen Grundherrn, wie zum Beispiel Lippstadt (früher Lippe). Hier fand Graf Bernhard einen strategisch günstigen Ort, um seine Stadt zu gründen. Dann gibt es Orte, die sich aus einer besonderen Situation heraus entwickelten, an Furten, Brücken oder Wegkreuzungen. Hier treffen sich Menschen, die Überwege müssen  begehbar gehalten werden, diese Engstellen sind gefährlich, sie müssen gesichert werden. So hat es in Kamen angefangen.

Die Straße „Am Bollwerk“, seit 1928 so benannt, ist eine ehemalige Torstraße, die durch das „Wünnentor“1 aus der Stadt herausführte, das älteste Stadttor, das aber schon 1660 abgebrochen wurde.

Stadtgeschichte(n) am Kamener Maibaum: Als der erste Zug in Kamen einfuhr

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Die Eisenbahn in Camen - Freigabe des Verkehrs am 15. Mai 1847. Schon am 2. Mai 1847 fuhr der erste Personenzug nach Hamm.

Kamen. Der 15. Mai 1847 war für unser verschlafenes Heimatstädtchen ein bedeutender Tag. Die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn, an der Kamen lag, wurde eröffnet, und Kamen erhielt einen eigenen Bahnhof. Enthusiastisch schreibt der Stadtchronist Friedrich Buschmann, daß „die hiesige Stadt jetzt gleichsam in dem Bahnhofe einen Hafen an einem der bedeutsamsten Ströme Europas besitzt“.

Nachdem 1825 in England die erste Eisenbahn für den Gütertransport und 1830 für den Personentransport eingerichtet worden war, fand diese großartige Innovation bald auch in Deutschland großes Interesse (1835 erste Strecke Nürnberg - Fürth) wegen des damit verbundenen wirtschaftlichen Nutzens. 1843 gründeten zukunftsorientierte Unternehmer die „Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft“, an der auch der preußische Staat als Hauptaktionär beteiligt war. 1845 legte die Regierung eine Strecke fest, die von (Köln-) Deutz nach Minden über Dortmund, Kamen, Hamm und Bielefeld führen sollte. Noch im selben Jahr erfolgte auch in Kamen der erste Spatenstich für den Bau. Schon am 2. Mai 1847 fuhr der erste Personenzug nach Hamm. 1846 war die Fünf-Bogen-Brücke vollendet worden, die die Seseke und das sumpfige Mersch-Gelände überquerte. Diese Brücke, auf dem Fundament vieler Eichenstämme errichtet, zählt in nahezu unveränderter Form heute zu den ältesten Eisenbahnbrücken in Deutschland. Mit dem Bau des Stationsgebäudes mit einem Wartesaal für die Reisenden wurde allerdings erst kurz nach der Streckenöffnung begonnen und in den 1850er Jahren fertiggestellt. Es gehört ebenfalls zu den ältesten Gebäuden an der Köln-Mindener Eisenbahnlinie und wurde im klassizistischen Stil nach einem Muster errichtet, das der bekannte preußische Baumeister Karl-Friedrich Schinkel entworfen hatte. Bevor es Kraftfahrzeuge und ausgebaute Straßen gab, war die Eisenbahn das wichtigste Verkehrsmittel auf dem Lande.

Mit der Eisenbahn begann sich auch die Industrie in Kamen rasch zu entwickeln. Einige Betriebe (z.B. das städtische Gaswerk, die Gießerei Jellinghaus, der metallverarbeitende Betrieb Carl Julius Winter, die Schuhfabriken Von der Heide und Henter) siedelten sich in der Nähe des Bahnhofs an, und nach Beginn der Kohleförderung hatte die Bahn für den Transport des „schwarzen Goldes“ an die Verbraucher große Bedeutung. Auch die Post bezog bald ein provisorisches Gebäude in Bahnhofsnähe. Die Bahndämme brachten allerdings auch das Problem des Sesekehochwassers mit sich, das erst durch die Regulierung der Seseke verringert wurde.

(Text: Manfred Böse, Bernhard Büscher, Wolfgang Freese, Hans-Jürgen Kistener, Marlene Siekmann, Bürgerverein Kamener Maibaum aus der Veröffentlichung "Stadtgeschichte(n) am Kamener Maibaum / Fotos: Die Fünf-Bogen-Brücke im Jahr 2017 (oben) / Kamener Maibaum 2017 - KamenWeb.de)

Die Fünf-Bogen-Brücke

170 Jahre Bahnhof: Satanswerk macht mobil

170 Jahre Bahnhof: Satanswerk macht mobil

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150517100JahreBahnh2Großer Bahnhof am Bahnhof - wo denn auch sonst? Der 15. Mai ist für Kamen ein historischer Tag - exakt 170 Jahre ist es her, dass der Bahnhof eröffnet wurde. Foto: KamenWeb.devon Andreas Milk

Kamen. Großer Bahnhof am Bahnhof - wo denn auch sonst? Der 15. Mai ist für Kamen ein historischer Tag - exakt 170 Jahre ist es her, dass der Bahnhof eröffnet wurde. Für die Gästeführergilde heute Mittag ein Anlass, sich in historische Kostüme zu werfen und einem ganz bestimmten Zug die Aufwartung zu machen. Der kam bloß nicht. Machte aber gar nix - statt dem Regionalexpress auf der geschichtsträchtigen "Originalroute" Köln - Minden zu huldigen, feierten die Heimathistoriker eben eine Eurobahn beim Zwischenstopp auf dem Weg nach Hamm. Manfred Böse kredenzte dem Triebwagenchef ein Fläschchen Kamener Museumswein.  "Aber nicht schon bis Hamm trinken!"

Ach ja - damals. Anno 1847 hatten viele Menschen noch nie eine Lokomotive gesehen. Die Kirche sprach gar von "Satanswerk", berichtete Böse. Frauen seien mit Schüppen auf Vermessungsingenieure der Bahn los gegangen. Aber das Teufelszeug auf Schienen setzte sich durch. Bauern, die unter schlechten Ernten litten, waren froh über Jobs im Eisenbahnbau. Der Bahnhof beförderte Wachstum von Gewerbe und Industrie.

150517100JahreBahnh3v.l.: Jörg Seelmeyer von der DB Station & Service, Manfred Böse (Gästeführer) und Bürgermeister Hermann Hupe. Foto: KamenWeb.deBürgermeister Hermann Hupe dankte den Gästeführern - "unseren Bewusstmachern" - für ein Stück lebendig gewordene Geschichte. Störungen im Betriebsablauf zum Trotz: Den Bahnhof wüssten die Bürger zu schätzen als Garant für Mobilität. Mehr Bahn, weniger Autobahn: Das sei eine gute Sache.

Und Jörg Seelmeyer von der DB Station & Service versicherte, er und sein Unternehmen seien sich der Bedeutung des Kamener Bahnhofs sehr wohl bewusst. 2,8 Millionen Euro seien hier in den vergangenen vier Jahren investiert worden - etwa in Barrierefreiheit. Allein der Lokführer eines wenige Minuten später durchfahrenden Regionalzugs geriet nicht recht in Feierstimmung. Den von Gästeführer Böse angebotenen feinen Tropfen lehnte er ab. Er sei Beamter und dürfe nichts annehmen.