-Anzeige-

Anzeige

Heinz Pröpper recherchiert die bewegte Geschichte des Kamener Juden Fritz Wolff

am . Veröffentlicht in Stadtgeschichte

wolff hausd818Herr Peter Westermann, Vorsitzender des VFL Kamen; Herr Heinz Pröpper, ehem. Mitarbeiter der Stadt Kamen und heutiger Pensionär und Herr Robert Badermann, Leiter des Hauses der Kamener Stadtgeschichte. Foto: J. DupkeKamen. Der frühere Pressesprecher und u.a. für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Amtsleiter der Kamener Stadtverwaltung, Heinz Pröpper, hat – nach seiner Pensionierung – aus persönlichem Interesse das Schicksal des Kamener Juden Fritz Wolff aufgearbeitet. Die Ergebnisse seiner Forschungen hat er nun bei einem Pressetermin dem Haus der Stadtgeschichte übergeben.

Anstoß zu den Recherchen von Pröpper war ein Treffen, zu dem die Verwaltung ehemalige jüdische Mitbürger im Jahr 1984 nach Kamen eingeladen hatte. An den Begegnungen nahmen, neben Gästen aus den Niederlanden, Israel, Südamerika und anderen Ländern, auch die Söhne von Fritz Wolff, Fred und George teil. Bei einer privaten Reise 1986 in die USA besuchte Pröpper mit seiner Frau dann die Witwe von Fritz Wolff, Else Wolff und die besagten Söhne Fred und George in Kalifornien.

Besonders bemerkenswert war, dass Frau Wolff, wieHeinz Pröpper feststellte, ihre Wohnung in Los Angeles ähnlich eingerichtet hatte, wie sie in Kamen in den 1930er Jahren möbliert war. Kamener Jahresteller (mit wechselnden lokalen Motiven), die in den 1980er und 90er Jahrenu.a. an die ehem. jüdischen Mitbürger verschickt wurden, nahmen einen Ehrenplatz im Haus der Fam. Wolff ein.

Heinz Pröpper hat Fritz Wolff nicht mehr persönlich kennengelernt. Wolff, der sich nach seiner gelungenen Flucht in die USA 1939 geschworen hatte, nie mehr Kontakt zu Deutschen haben zu wollen, war 1957 dann doch mit seiner Frau, um Gräber der Familie in Europa zu besuchen, in Kamen. Wie Else Wolff berichtete, hat es dabei auch Begegnungen mit ehemaligen Freunden, insbesondere aus den Reihen des VFL Kamen, gegeben. Fritz Wolff war von 1920, seinem Zuzug nach Kamen, bis zu seiner Emigration viele Jahre lang gesellschaftlich und auch auf sportlichem Gebiet aktiv. So war er mehrere Jahre ehrenamtlich im Turnrat des VFL tätig, wie Belege und Unterschriften im Protokollbuch des Vereins, welches im Stadtarchiv verwahrt wird, belegen. Fritz Wolff, der zu einigem Wohlstand gekommen war, hat seinem Verein 1922 sogar 3000 Mark geschenkt um eine Beleuchtungsanlage für die damals neue Turnhalle finanzieren zu können.

wolff hausderstadtg818Ausschnitt aus dem Protokollbuch der Jahre 1920 -1933 des VFL Kamen, welches bei uns im Stadtarchiv verwahrt wird. Der Vorstand des Turnerrates hat (mehrfach) getagt und anschließend das Protokoll unterzeichnet. Darunter ist auch die Unterschrift des Herrn Wolff. Foto: J.DupkeNach seinem Besuch in Kamen und dem Wiedersehen mit alten Freunden, so berichtete seine Frau, haben dessen Albträume, unter denen er - aufgrund von KZ-Aufenthalten (Sachsenhausen) und anderen Repressalien - litt, etwas nachgelassen.

Kurz nach dem Aufenthalt in Europa ist Fritz Wolff gestorben. Mit seiner Frau und den beiden Söhnen, die inzwischen aber auch verstorben sind, hat Heinz Pröpper bis zum Schluss in Briefkontakt gestanden.

Bewundernswert, so seine Einschätzung, ist, dass sowohl Frau Wolff als auch die Söhne eine sehr differenzierte Sicht auf Deutschland und die Deutschen hatten. Ihnen war bewusst, dass es auch in den Jahren der NS-Zeit nicht nur Unmenschen gab.

Der Vorsitzende des VFL Kamen, Peter Westermann, der an dem Termin teilnahm, wird, wie auch das Haus der Stadtgeschichte, die gesammelten Unterlagen archivieren und der Fam. Wolff ein ehrendes Andenken bewahren.

Text / Bilder: Jürgen Dupke, Haus der Stadtgeschichte Kamen