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Marlies Struckmann gestorben

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Stadtgeschichte

mummensch921 FernMehringHeinrich Peuckmann (li.) und Fern Mehring (re.) vor der Kultkneipe Mummenschanz. Foto: Privatvon Heinrich Peuckmann

Kamen. In den achtziger Jahren gab es in Kamen eine Kultkneipe, Mummenschanz hieß sie. Alles was künstlerisch und überhaupt alternativ in Kamen unterwegs war, verkehrte dort. Marlies Struckmann hieß die Wirtin. Sie überließ den Kamener Schriftstellern einen Schlüssel, damit dort vor Beginn des Schankbetriebs am Freitag die Literaturwerkstatt tagen konnte. Dort diskutierten ihre Texte, die später zahlreich veröffentlicht wurden, sie planten Lesungen und Buchprojekte. Heute kann man nur staunen, welche Autoren dorthin kamen und was aus ihnen geworden ist: Horst Hensel, Gerd Puls, Levent Aktoprak, Jutta Krähling, Klaus Goehrke und Heinrich Peuckmann, zur Zeit der Generalsekretär des deutschen PEN. Sie alle haben viel seither veröffentlicht Romane, Lyrik- und Erzählbände. Fotographen wie Fern Mehring, Maler wie Norbert Thomas, der bis zu seiner Emeritierung eine Professur in Wuppertal innehatte, sie alle waren Stammgäste bei Marlies Struckmann. In einer Ecke stand ein Klavier, am liebsten spielte dort der katholische Kantor, der so gerne Bier trank und oft wurde lauthals im Mummenschanz gesungen. Von der Stadtspitze wurde diese Szene nicht als Chance für eine lebendige Kulturszene gesehen, mit der man renommieren könnte, sondern auf dümmliche Weise verunglimpft. Das sei keine Subkultur, urteilte der damalige Kulturausschussvorsitzende, dessen Name längst vergessen ist, sondern dort treffe sich die "Suupkultur". Was für eine vertane Chance!

Es waren fruchtbare Jahre für die Kamener Kulturszene. Nun wurde bekannt, dass Marlies Struckmann ganz still während des Lockdowns gestorben ist. Ulrich de Greiff sammelt Geld, um mit einer Anzeige an sie zu erinnern, Marlies, so finden ihre damaligen Stammgäste, hat es verdient. Wir werden sie nicht vergessen, wollen sie zeigen,  ganz im Gegensatz zu diesem angeblichen Kulturpolitiker.