Vertreter von Schulpflegschaft, Schülern und Lehrerkollegium des Gymnasiums machten jetzt im Rahmen einer schulinternen Pressekonferenz ihren Standpunkt zu Erhalt oder Nichterhalt des Schulgartens deutlich. Foto: Alex Grün für KamenWeb.de
von Alex Grün
Kamen. Rats-Grüne und "Omas for Future" kämpfen mit harten Bandagen gegenüber der städtischen Informationspolitik für den Erhalt des Schulbiotops am Gymnasium (wir berichteten). Während die grünen Wortführer, auf deren Initiative hin derzeit im Auftrag der Stadt ein erweitertes Gutachten erstellt wird, die "brutto" 200 Quadratmeter fassende Ökozelle, die die meisten Schüler nach eigener Aussage nur vom Vorbeigehen kennen, offenbar um jeden Preis erhalten wollen, sieht die Belegschaft des Gymnasiums dies völlig anders. Ihre Prioritäten in der Frage "Bildung oder Biotop?" gehen bei aller Sympathie für das Thema Artenschutz eindeutig zugunsten der Bildung. Jetzt gingen die Schulpflegschaft gemeinsam mit Vertretern aus den Reihen von Schülern, Eltern und Lehrern, mit ihren Standpunkten an die Öffentlichkeit.
Die Debatte um das Grundstück, auf dem sich seit 54 Jahren seltene Pflanzen- und Tierarten angesiedelt haben, verzögert die Modernisierung des Gymnasiums hoffentlich nicht mehr allzu lange. Foto: Archiv KamenWeb.deAuf ihre Schwerpunktsetzung, die auch der aktuell von der Stadt geplanten Maßnahme entspricht, habe man sich auf der letzten Schulpflegschaftssitzung von allen Seiten einstimmig geeinigt, berichtet Schulpflegschaftsvorsitzender Oliver Stute-Redlin. Das hat viele Gründe, die die Schulpflegschaft am Freitag in einer Pressekonferenz erläuterte, die sie spätestens nach der hitzigen Debatte in der letzten Schulausschusssitzung für nötig hielt und auf der sie die Situation aus Sicht der eigentlich Betroffenen klarstellte, nämlich die der Belegschaft des Gymnasiums - und die weichen von denen der Grünen und ihrer Meinungsanhänger nicht unwesentlich ab. Überhaupt könne die ganze Schule die erneute Kritik von Grünen-Ratsfraktionsvorsitzender Anke Dörlemann nicht nachvollziehen. "Alle Vertretungsgremien der Schule sind seit Beginn der Planungen 2020 darin einbezogen worden", versichert Stute-Redlin. Die Existenz des Schulgartens sei dabei nie unter den Teppich gekehrt worden, sagt er. Da er aber offenbar weder für die Schüler, noch für den Unterricht einen Nutzen habe, seien die Prioritäten auf andere Punkte gesetzt worden - und derer gibt es neben des Zeitdrucks reichlich.
Die zeitnahe Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Gymnasiums müsse absoluten Vorrang vor dem Erhalt des Biotops haben, weil aufgrund der - auch wegen des G9-Umstiegs - gestiegenen Schülerzahlen ansonsten ein infrastrukturellen Chaos drohe. Die langen Gehwege, die Lehrer von einem Trakt zum anderen zurücklegen müssten, verursachten aufgrund der Verzögerung der Unterrichtszeiten einen Ausfall von jährlich 63 Schulstunden, rechnet Schulpflegschaftsvorsitzender Stute-Redlin vor. Aber die zeitraubenden Wegebeziehungen des Schulkomplexes, die außerdem alles andere als barrierefrei sind, die versifften Außentoiletten und die zu kleinen Räume für den Unterricht in den fünften bis siebten Klassen, die viel Platz für die mittlerweile aus den Grundschulen gewohnte Gruppenarbeit bräuchten, sind noch nicht einmal das größte Problem für den Erhalt der Ökozelle - sondern die technischen Notwendigkeiten. Denn die tonnenschweren, 54 alten Sichtbetonplatten an der Südflanke, die nur an wenigen Stellen befestigt sind und halbjährlich auf ihre Stabilität geprüft werden müssen, müssen auf jeden Fall beseitigt werden, was nur mit schwerem Gerät beziehungsweise einem Kran gelingen kann. Spätestens dann wird ein Großteil des Biotops unweigerlich in Mitleidenschaft gezogen, wenn nicht gar ganz zerstört.
Das wäre aber bei der Alternativplanung genauso der Fall, die einen Erweiterungsbau in Richtung der Hammer Straße vorgesehen hätte. Für diese Ecke, an der hohe, alte Eichen stehen, die im Gegensatz zum Mammutbaum, dessen Wurzelwerk mittlerweile zerstörerische Wirkung auf das Gebäudefundament hat und der daher ohnehin bald weichen muss, auch noch einheimisch sind, müsste erst einmal Baurecht geschaffen werden. Das würde sich aber über Jahre hinziehen, wissen die Vertreter der Schulpflegschaft. Außerdem wäre diese Variante mit er Installation von Unterrichtscontainern verbunden. 26,8 Millionen Euro teuer ist die aktuelle Planung, im Falle eines Ringschluss-Anbaus wäre jedoch eine Umlagerung des Schulbetriebs in eine Containerlandschaft nötig. Alles in allem würde diese Variante insgesamt 47,6 Millionen Euro kosten, von denen allein acht Millionen für die naturwissenschaftlich ausgelegten Spezialcontainer draufgehen würden - die nach der Fertigstellung des Gebäudes keinerlei Mehrwert mehr hätten. Das Geld, sind sich Schulpflegschaft, Eltern-, Schüler- und Lehrervertretung des Gymnasiums einig, sollte lieber in die Attraktivierung der Schullandschaft investiert werden - schon, um dringend benötigten Bewerbern für die vakanten Stellen im Kollegium Anreize zu bieten. "Denn beim derzeitigen Lehrermangel können die sich ihren Arbeitsort locker aussuchen", spielt Stute-Redlin auf das nicht gerade einladende Bild der Lehranstalt an.