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Endlich wieder… Wie sich der erste Zoo-Besuch nach dem Lockdown-Entzug anfühlt

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

Endlichwieder 321KB 014Foto: Katja Burgemeister für KamenWeb.de

von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>

ENDLICH! Ich lauere schon online im digitalen Hintergrund, bevor die Nachricht annähernd offiziell ist. Die Zoos öffnen wieder! Ich bin bereit, über die sprichwörtlichen Leichen zu gehen, um dabei zu sein. Die Sehnsucht nach Begegnungen mit exotischen Tieren, strengen Gerüchen, skurrilen Geräuschen und nach Beobachtungen durch die Kameralinse ist nach gefühlten Ewigkeiten ins fast Unerträgliche gewachsen.

Die Kameras sind nach monatelangem Lockdown und mehr oder weniger schrecklichem Wetter regelrecht eingestaubt. Ich muss die Akkus in unmöglichen Ecken suchen und stundenlang aufladen. Die Objektive werden geputzt und gewienert. Die Rucksäcke entrümpelt. Das Stativ wird geölt. Parallel lasse ich die Homepage keine Sekunde aus dem Auge. Kaum erscheint der heiß ersehnte Button für die Online-Reservierung auf der Seite, klicke ich mich fast in den Wahnsinn. Das Voucher ploppt auf meinem Handy auf. Geschafft. Ich bin dabei. Ich habe am ausgewählten Tag eine halbe Stunde Zeit, bis zur Zookasse in Dortmund vorzudringen.

Das ist gar nicht so leicht, wie sich vor Ort herausstellt. Gefühlte 1.000 andere Menschen quälen offenbar ähnliche Sehnsüchte. Sie stehen gewunden in einem Irrgarten aus Absperrgittern in einer längeren Schlange als zu besten Urlaubszeiten am Flughafen. Vollständig maskiert geht es im Zeitlupentempo von einer Abstandsmarkierung zur nächsten. „Ab hier sind es nur noch 60 Meter bis zur Kasse“, verspricht ein Plakat an einem der Gitter. Dazu ein kleines Quiz, um die Wartezeit zu versüßen. Die 60 Meter sind inzwischen eine halbe Stunde her, der nächste Meilenstein noch mindestens zwei Kurven entfernt. Es pflaumen sich die Wartenden über die Absperrungen hinweg an, warum sie gefälligst ihre Masken nicht anständig tragen können. Andere haben schon jetzt ihren Proviant komplett verspeist. Wieder andere streiten sich wie die Besenbinder über Gott weiß was. Der Desinfektionsspender ist derweil schon mehrfach nachgefüllt. An den Kassen gibt es heftige Diskussionen über echte zugeschickte Tickets, online reservierte, ausgedruckte und digitale Versionen, Ermäßigungen oder nicht.

Mein Zeitfenster ist längst verstrichen, als ich endlich dran bin. Ist egal, die anderen mit den gleichen Fenstern warten auch schon seit einer Dreiviertelstunde. Ich kralle mich glückselig mit schmerzendem Rücken an meinem Ticket fest und bin eigentlich schon fix und fertig, bevor ich überhaupt drin bin. Dem Geier scheint das völlig gleichgültig zu sein. Er empört sich wie eh und je über das riesige Objektiv, das ich mitsamt Kamera auf das quietschende Stativ schraube. Kreischend wirft er sich in Positur und spreizt die unfassbar breiten Flügel. Er fixiert mich mit bohrendem Blick durch die Linse und scheint mir zuzurufen: „Endlich seid ihr wieder da, ihr dämlichen Menschen. Endlich kann ich mich wieder über euch aufregen.“ Die in großen Abständen flanierenden Menschen lächeln mir zu. Mancher grüßt sogar. Andere bleiben stehen und wollen sprechen. „Ist das nicht schön“, rufen sie, während die Schnee-Eule im Hintergrund ungläubig die Augen aufreißt. „Endlich wieder Zoo!“

Ich lerne mehr Menschen kennen als in allen Corona-Monaten zuvor. Eine Frau sitzt glückselig vor einer Vogelvoliere und kann sich nicht satt sehen an allem, was Flügel hat. „Ich bin im Förderverein und ich war wirklich auf Entzug“, erzählt sie Dinge, nach denen ich gar nicht gefragt habe. Ich erfahre, wann die lang ersehnte Giraffe endlich kommt. Den Tag solle ich mir freihalten. Ich höre, wie Eltern ihren Kindern Tiere erklären, die es definitiv in dem Gehege, vor dem sie stehen, nicht gibt. Und garantiert nicht im gesamten Zoo. Es muss offenbar schon vor Corona einen bedrohlichen Bildungsknick gegeben haben.

Die Seebären und -löwen toben durch das Becken. Sie freuen sich wirklich, dass endlich wieder etwas los ist bei der Fütterung. Wenn auch weit weniger als zu „normalen“ Zeiten. Die Papageien legen eine Show-Einlage nach der anderen ein. Das Nashorn säugt sein schon beachtlich gewachsenes Junge direkt vor den Augen der Zuschauer. Die vergessen schlagartig alle Abstands- und auch verschiedene Benimmregeln. Kinder werden von ihren eigenen Eltern über die Absperrung gehoben und baumeln über dem Graben, damit sie auch alles gut sehen können. Ich gehe lieber weiter, denn inzwischen tauchen auch maskenlose Zeitgenossen bedrohlich dicht neben meinen Kameralinsen auf.

Die Zebras halten wenigstens ordentlich Abstand. Die Giraffe nicht. Die rollt ihre offenbar meterlange Zunge durch den Zaun und angelt sich eines der wenigen grünen Blätter in Reichweite. Überall sind Baustellen. Das Löwen- und Tigergehege wird neu gebaut, im Bärenquartier ist ganz schön was los. Die meisten Häuser sind geschlossen. Ist auch besser so, denn bereits vor den Imbissbuden schleicht sich wieder eine Nähe ein, die nicht wirklich gesund sein kann. Wenn sich die ganze Wasserschweinfamilie mit neu geborenem Nachwuchs direkt vor dem Zaun versammelt, hält es keinen mehr auf Abstand. Auch die Erdmännchen verzücken mit ulkigem Herumgewusel als wären sie genauso glücklich, dass es endlich wieder was zu sehen gibt. Dem roten Panda ist das schnurzegal. Er liegt zusammengerollt auf seinem Baum und verpennt wie eh und je das meiste.

Ich habe zwar durch die vor der FFP2-Maske dauerbeschlagene Brille eigentlich auch nicht viel gesehen und das meiste durch die Kameras nur grob erahnt. Ich bin trotzdem glückselig, als ich mit 2.000 überwiegend unscharfen Bildern ein klein wenig klamm nach mehreren Regengüssen dem Ausgang entgegen schleiche. Die meisten Tiere waren gar nicht zu sehen, weil es ihnen zu ungemütlich ist. Oder weil die Häuser geschlossen sind. Oder weil sie vielleicht ein wenig erschrocken sind über den plötzlichen Überfall restlos euphorisierter Menschen auf Zoo-Entzug? Es war jedenfalls traumschön! Und diese Bilder nimmt mehr erstmal keiner – erst recht nicht, wenn die 3. Corona-Welle richtig Fahrt aufgenommen hat und bald wahrscheinlich alles wieder von vorn losgeht… Fotostrecke >>>