Stella Gaitano präsentierte ihr erstes auf deutsch erschienenes Buch in der Stadtbücherei, unterstützt von Brigitte Ditz-Büscher.
Stella Gaitano las aus ihren Erzählungen in arabischer Sprache, Brigitte Ditz-Büscher übernahm die deutschsprachigen Leseanteile.Kamen. (wol) Stella Gaitano hat etwas zu erzählen. Seit zwei Jahren lebt die Autorin aus dem Süd-Sudan mit Unterstützung des Schriftstellerverbandes PEN nach einem von Krieg und Kriegsfolgen geprägten Leben in Afrika nun mit ihren Kindern in Kamen. Und Stella Gaitano kann erzählen: Die international ausgezeichnete Literatin stellte in der Stadtbücherei jetzt ihr erstes in deutscher Sprache erschienenes Buch vor mit fesselnden Erzählungen, bildhafter Sprache und Einblicken in dramatische Lebenswelten.
Jahrelang hängen zu bleiben in einem Sammellager an einem Point Zero, einem „schwarzen Loch“ an der Grenze zwischen Nord- und Süd-Sudan – was das bedeutet lässt die Erzählung von Stella Gaitano ein Stück weit erahnen. Unabhängig von aktuellem Kriegsgeschehen bedeutet das Fehlen von für uns selbstverständlicher Ordnungsmacht den Verlust jeglicher Sicherheit. Bewaffnete Räuberbanden dringen in private Hütten ein, bedrohen Kinder mit dem Tod und rauben mit hier verstecktem Geld auch die ohnehin knappe Zukunftshoffnung.
Eine Kultur des Krieges beschreibt die Autorin, in der die Verpflichtung von Männern zum Kampf gleich den endgültigen Abschied gebietet. Die Todesnachricht bedeutet dann nur noch Vollzug. Stella Gaitano beschreibt all das hautnah, als Erfahrungen aus ihrer Familie und ihrer Nachbarschaft. Kleine Hoffnungen sind da zugleich hochemotionale Momente, bildhaft festgemacht an dem kleinen Zweig, der plötzlich an dem niedergebrannten Baum im Dorfmittelpunkt sprießt. Ebenso dramatisch und konkret aber bringt sie auch das fatale Scheitern von Hoffnung auf den Punkt, wenn eine Mutter sich prostituieren will, nicht mehr für Mehl und das Schulgeld ihrer Kinder, sondern für eine Waffe, um ihre Familie zu verteidigen.
In der Stadtbücherei wurde Stella Gaitano auch selbst emotional im Dank für ihr Leben in Kamen und vielfältige Freundschaft, die sie hier erfahre. Mal auf deutsch, mal englisch stellte sie sich selbst vor und antwortete im Interview mit dem Verleger ihres ersten deutschsprachigen Buches, Stephan Trudewind. Die deutschen Passagen las in der Stadtbücherei Brigitte Ditz-Büscher. Das Buch „Endlose Tage am Ponit Zero“ ist in der Edition Orient erschienen und im Buchhandel oder online erhältlich.
Stella Gaitano las aus ihren Erzählungen in arabischer Sprache, Brigitte Ditz-Büscher übernahm die deutschsprachigen Leseanteile.