Bewegungseinschränkungen & strenge Kontaktbeschränkungen | Neue Corona-Maßnahmen im Überblick
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von Julian Eckert
Kamen/Berlin. In Corona-Hotspots mit Inzidenz über 200 gelten ab dem 11. Januar Bewegungseinschränkungen. Dies ist das Ergebnis der heutigen Beratungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten. Außerdem werden die bereits geltenden Maßnahmen bis Ende Januar verlängert und teilweise verschärft.
Unklare Datenlage - zumindest aber keine Trendwende
Wegen der Feiertage und des Jahreswechsels meldeten viele Gesundheitsämter neue Daten nur verzögert an das Robert-Koch-Institut (RKI). Daher sind die aktuellen Zahlen zum Infektionsgeschehen nur begrenzt aussagekräftig. Es ist zu erwarten, dass vergleichbare und vollständige Daten erst wieder ab dem 17. Januar vorliegen werden. Eines zeigen aber bereits die vorliegenden Daten: Die erhoffte Trendwende bei Neuinfektionen und Todesraten blieb trotz des verschärften Lockdowns aus. Sorge bereitet zudem eine sich schneller verbreitende Mutationen des Coronavirus, die in Großbritannien entdeckt wurde und seit dem 29. Dezember auch in Nordrhein-Westfalen nachweislich vorhanden ist.
Kreis Unna von Zielmarke nach wie vor entfernt
Im Kreis Unna liegt der aktuelle Inzidenzwert bei 121 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen. Anfang Dezember hatte er zwar noch bei 162 gelegen, die Zielmarke von unter 50 Neuinfektionen bleibt allerdings nach wie vor in weiter Ferne. Was abnimmt, ist die Zahl der freien Intensivbetten: kreisweit sind aktuell nur noch 13 Betten frei. Frei ist außerdem noch das Kreis-Impfzentrum in Unna. Dieses soll Ende Januar seinen Betrieb aufnehmen und mit der Impfung von über 80-jährigen Personen starten. Ab dem 18. Januar sollen Betroffene einen Brief erhalten und danach über die Hotline 116117 einen Impftermin ausmachen können.
Einschränkung der Bewegungsfreiheit
Der aktuell geltende Shutdown wird gemäß der heutigen Beschlüsse bis Ende Januar verlängert sowie in Teilen verschärft. Eine neue Maßnahme ist die Beschränkung der Bewegungsfreiheit in Landkreisen mit besonders hohem Inzidenzwert von über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in 7 Tagen. Einwohner betreffender Landkreise dürfen ihre eigene Wohnung dann nur noch innerhalb von 15 Kilometern rund um den eigenen Wohnort verlassen. Weiter entfernen von der eigenen Wohnung darf sich nur, wer dafür einen triftigen Grund hat. Dies kann zum Beispiel die Arbeit sein. Einkaufen, Reisen und Tagesausflüge sind jedoch explizit kein triftiger Grund hierfür.
Kitas und Schulen bleiben geschlossen
Schulen und Kitas bleiben bis Ende Januar weitestgehend geschlossen. Pro Elternteil werden 10 Tage zur Betreuung zusätzlich zu den Tagen, an denen Eltern wegen Erkrankung der Kinder zuhause bleiben müssen, zur Verfügung gestellt. An diesen 10 Tagen des zusätzlichen „Betreuungsurlaubs“ soll das zuhause bleibende Elternteil eine Entgeltfortzahlung erhalten. NRWs Familienminister Stamp und Bildungsministerin Gebauer (beide FDP) beraten aktuell gemeinsam über die exakte Umsetzung dieser Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen.
Private Treffen streng beschränkt
Merkel appellierte erneut an die Bürgerinnen und Bürger, ihre Kontakte auf das absolute Minimum zu beschränken. Verbindlich gilt ab Montag (11.01.), dass private Treffen im öffentlichen Raum nur noch mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person erlaubt sind. Bisher galt eine deutlich höhere Personengrenze. Angesichts der sich zuspitzenden Situation in deutschen Intensivstationen sähe man sich zur Wiedereinführung dieser März-Maßnahme genötigt.
Reiserückkehrer
Wer aus einem Risikogebiet zurück nach Deutschland kommt, muss künftig bereits bei der Einreise einen frischen negativen Coronatest vorweisen. Trotzdem muss sich der Reisende danach für mindestens 5 Tage in häusliche Quarantäne begeben. Erst danach kann ein weiterer Coronatest gemacht werden und - bei negativem Ausgang - die Quarantäne dadurch beendet werden.
Arbeitsplatz
Die Bundeskanzlerin appellierte erneut an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Homeoffice weiterhin aufrechtzuerhalten oder jetzt großzügig zu ermöglichen. Es gelte, jeden möglichen Kontakt so gut es geht zu reduzieren. Neu ist, dass Betriebskantinen - soweit noch offen - schließen müssen. Parallel zu den weiter in der Gastronomie geltenden Regeln darf Essen dort nur ausgeliefert oder abgeholt werden.
Impfungen
Merkel nannte die Impfungen eine „Perspektive für die Normalisierung des Alltags.“ Bund und Länder begrüßten ausdrücklich die gemeinsame Impfstoffbestellung durch die EU. Dies sei ein richtiges und wichtiges Ziel und im deutschen Interesse. Laut Merkel werden im ersten Quartal des Jahres 2021 ausschließlich priorisierte Gruppen geimpft werden können. Ab dem 2. Quartal seien deutlich mehr Impfdosen verfügbar - dann können auch größere Gruppen geimpft werden.
„Corona kommt immer wieder zurück“
Die bisher geltenden Maßnahmen in Einzelhandel und Gastronomie werden bis zum 31. Januar verlängert. „Corona kommt immer wieder zurück, wenn man zu schnell lockert“, stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fest. Man habe leider keine Möglichkeit zur Entwarnung. Söder mache sich „wirklich große Sorge um ein mutiertes Virus.“ Er bat um Verständnis für die Maßnahmen und stellte fest: „Je weniger intensiv wir einen Lockdown machen, desto länger wird er dauern.“