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“Als würde täglich ein Flugzeug abstürzen” - Neue Corona-Regeln gegen erneuten Negativrekord

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in "Darf ich?"

darf ich500Titel "Darf ich?" enthält Datei: #166484651 | © pixelkorn / Fotolia.comvon Julian Eckert

Kamen/Berlin. Bei einem Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten wurden am Mittwoch (25.11.2020) die Weichen gestellt für die kommenden Monate. Während die Maßnahmen nun zunächst angezogen werden, soll es rund um die Feiertage im Dezember zu Lockerungen kommen. Wir haben den Überblick über alle neuen Regeln.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigen zwar nicht weiter exponentiell an, befinden sich aber nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Seit dem 7. November betrugen sie an keinem Tag mehr weniger als 18.000. Alleine in den letzten 24 Stunden starben 410 Covid-Erkrankte - noch nie waren die täglichen Todeszahlen seit Beginn der Pandemie höher. “Die Todeszahlen sind so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen”, kommentierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Virologen warnen inzwischen, dass die Krankenhäuser bereits an der Grenze des noch Leistbaren stünden. Merkel dankte ausdrücklich Ärzt*innen und Pfleger*innen in den Intensivstationen “die großes leisten.” Angesichts dieser Situation trafen sich heute die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut virtuell zu einem Krisengespräch, das ganze siebeneinhalb Stunden dauerte. Bereits in der vergangenen Woche hatten sich Merkel und die Ministerpräsidenten dazu verabredet, heute den weiteren Weg in der Corona-Pandemie im Winter zu besprechen.

Und das sind die neuen, heute beschlossenen Maßnahmen:

Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht

Die bisher geltenden Regeln werden zunächst bis zum 20. Dezember verlängert. Eine Verlängerung bis Anfang Januar wird folgen.  Alle nicht zwingenden Kontakte sollen weiterhin vermieden werden. “Geduld, Solidarität und Disziplin sind ein weiteres Mal gefordert”, so Merkel. In der Öffentlichkeit dürfen sich maximal fünf Personen aus maximal zwei Haushalten treffen.

Die Maskenpflicht wird intensiviert: sie gilt an allen Orten mit Publikumsverkehr. Insbesondere gilt sie auch vor Einzelhandelsgeschäften im Außenbereich und auf den Parkplätzen.

Wirtschaftshilfen

Neben der November-Hilfe gibt es auch eine Dezember-Hilfe für die Wirtschaft, die sich nach den Umsätzen aus Dezember 2019 richten. Bayerns Ministerpräsident Söder betonte, dass es nirgendwo anders in Europa eine derartige staatliche Unterstützung für die betroffenen Branchen gebe, wie in Deutschland.

Einzelhandel

Der Einzelhandel soll weiterhin geöffnet bleiben. Jedoch wird die Anzahl der Kundinnen und Kunden stärker begrenzt als zuvor. Die zulässige Anzahl richtet sich nach der Ladengröße:

  • In Geschäften bis 800 Quadratmeter ist ein Kunde pro 10 Quadratmeter zulässig
  • In größeren Geschäften und Malls mit mehr als 800 Quadratmetern darf nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter Ladenfläche einkaufen.

Bundesländer mit sehr niedriger Inzidenz (derzeit: Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein) können davon nach unten abweichen.

Universitäten und Arbeitgeber

Arbeitgeber werden gebeten, wo überall möglich, Homeoffice zu ermöglichen. Zwischen den Jahren sollen soweit möglich Betriebsferien stattfinden. Universitäten führen, wo nicht bereits geschehen, die digitale Lehre ein. Ausnahmen gelten für Studienveranstaltungen in Laboratorien.

Schulen und Kindergärten

Die Schulen und Kitas bleiben weiterhin geöffnet. Es gilt die Pflicht, in den Klassen ab Jahrgangsstufe 7 in allen Bereichen eine Maske zu tragen. Ab Jahrgangsstufe 8 soll - soweit möglich - Hybrid- oder Wechselunterricht eingeführt werden.

Gastronomie, Hotels

Die Gastronomie bleibt geschlossen. Es sind weiterhin nur Abholung und Lieferung erlaubt. Touristische Übernachtungen in Hotels und anderen gewerblichen Tourismusbetrieben bleiben untersagt.

Weihnachten und Silvester

“Das Weihnachtsfest ist für viele Menschen ein ganz besonders wichtiges Fest”, so Bundeskanzlerin Merkel. Daher habe man sich darauf geeinigt, die Corona-Maßnahmen zu dieser Zeit etwas zu lockern. Gleichwohl appellierte sie an die Vernunft der Menschen, weiterhin auf Abstand und Hygiene zu achten. Mediziner und Virologen kritisierten die Lockerungen teilweise sehr hart. Im Januar sei damit zu rechnen, dass es wieder zu steigenden Infektionszahlen kommen werde. Der Grund: Enge Räume, viele Menschen - ideale Bedingungen für das Virus rund um den Tannenbaum.

Maximal 10 Personen dürfen sich an Weihnachten treffen, wobei Kinder unter 14 Jahren nicht mitgezählt werden. Dies sei gleichwohl keine Einladung für größere Feierlichkeiten. Es solle ein Fest im engsten Familienkreis werden, so die Bundeskanzlerin.

Auf belebten Plätzen und Straßen wird die Verwendung von Pyrotechnik an Silvester verboten. Ziel dieser Maßnahme ist es, Menschenansammlungen zu vermeiden und zugleich die Kapazitäten der bereits stark belasteten Krankenhäuser und Notfallsanitäter zu schonen. An Silvester solle es “überhaupt keine Partys geben”, so NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Besonders starke Hotspots mit Inzidenzwert über 200

Steigt in einem Landkreis der Wert der täglichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf über 200, sollen weitere strenge Maßnahmen folgen, um schnellstmöglich eine deutliche Reduzierung zu erreichen. Wie diese konkret ausgestaltet sein sollen, obliegt der Regelung durch die Bundesländer. Insbesondere sollen die strengeren Maßnahmen auch Schulen treffen können. Der Inzidenzwert des Kreises Unna liegt aktuell nach eigenen Berechnungen bei 207.