-Anzeige-

Anzeige

Kaputter Vergaser stoppt Cannabis-Tour: Haftstrafe

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk

Kamen. Gut, dass der Vergaser streikte – sonst hätte der junge Bergkamener womöglich noch einen Unfall gebaut in der Nacht zum 28. August 2016 auf der A 2. Nach wenigen Kilometern blieb der Wagen in Höhe der Baustelle liegen. Die Polizei sollte später feststellen, dass der Mann hinterm Steuer unter Einfluss von Cannabis stand und keinen Führerschein besaß. Der war ihm 2012 abgenommen worden – wegen Cannabis.

Im Prozess heute vor dem Kamener Amtsrichter zeigte sich der Mann einsichtig: „Ich bereue meinen Fehler.“ Inzwischen habe es „Klick“ gemacht in seinem Kopf, sagte er. Sein Verteidiger bat um Milde, die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hielt eine Geldstrafe für angemessen. Richter Martin Klopsch sah den Fall anders: Vier Monate Haft, so lautete das Urteil. Und das lag an der Vorgeschichte des Angeklagten: Vorstrafen satt, darunter eine Jugendstrafe von mehr als zwei Jahren. Binnen zehn Jahren sei es ihm nicht gelungen, das Kapitel Drogen abzuschließen, stellte Klopsch fest. Mit einem „Schuss vor den Bug“ sei es da nicht mehr getan. Dass die Haft tatsächlich verbüßt wird, ist aber längst nicht abgemacht: Die Berufungskammer am Landgericht wird sich wohl mit dem Fall befassen.

Und noch eine Haftstrafe verhängte Klopsch an diesem Vormittag – und zwar gegen einen Schwarzfahrer. Drei Mal war er für Fahrten ab oder nach Kamen ohne Ticket in einen Zug gestiegen. Er habe keine andere Wahl gehabt, erzählte er beim Prozesstermin – als Teilnehmer an einem Drogen-Ersatzprogramm habe er täglich zum Arzt fahren müssen, aber kein Geld für die Fahrkarte besessen. Gut 20 Vorstrafen gibt es; das Urteil heute: fünf Monate Gefängnis. Auch hier kann eine Berufungsverhandlung die Chance sein: Richter Klopsch selbst gab dem Anwalt des Schwarzfahrers den Hinweis, er solle beim Landgericht um eine späte Terminierung bitten. Wenn es dann gelinge, vor der Berufungsverhandlung einen Therapieplatz zu beschaffen, könnte das die Dortmunder Richter beeindrucken – und eine Haft abwenden.