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"Bielefeld" taugt nicht mal zum Schwarzfahren

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

Foto: Amtsgericht Kamen (C) Andreas Milk für KamenWeb.devon Andreas Milk

Kamen. Laut einem Running Gag existiert Bielefeld überhaupt nicht. In einem Prozess am Amtsgericht brachte die ostwestfälische (Nicht-) Stadt einen Schwarzfahrer in Erklärungsnot. Der 46-Jährige hatte sich Ende 2016 im Kamener Bahnhof an eine Studentin gehängt - angeblich in dem Glauben, deren Ticket erlaube die Mitnahme eines weiteren Fahrgastes: "Ich hab' mich auf die Frau verlassen." Aber denkste. Im Regionalexpress nach Essen tauchte ein Schaffner auf. Er beanstandete, das Ticket - eines von der Uni Bielefeld - schließe die Mitnahme aus.

Vor Gericht hatte der 46-Jährige einen schweren Stand. Sein Argument, nahezu alle Studenten dürften zu bestimmten Zeiten kostenlos Begleitung mitnehmen, zog nicht: Die Referendarin der Staatsanwaltschaft sagte, vor kurzem habe sie selbst noch studiert - darum wisse sie: Der "Mitnahme-Effekt" sei die Ausnahme, nicht die Regel. Der Richter wiederum vermutete, dass der Angeklagte wohl so oder so vorhatte, schwarz zu fahren. Denn die vermeintliche Gratis-Mitfahrt arrangierte er erst, nachdem ihn die Studentin am Bahnsteig nach Feuer für ihre Zigarette gefragt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hätte er längst selbst ein Ticket gekauft haben müssen - falls er das denn wollte.

Gegen ihn sprach auch ein Vorstrafenregister mit knapp 30 Eintragungen. "Beförderungserschleichung" war dabei noch das Harmloseste. Auch Raub und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stehen drin, daneben das Einführen von Propagandamaterial verfassungswidriger Organisationen. Vier Bewährungen aus früheren Verurteilungen laufen. Für die Kamener Schwarzfahrt verhängte der Richter zwei Monate Haft - diesmal ohne Bewährungschance.