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Prügel am Willy-Brandt-Platz: Couragierter Zeuge - aber das Opfer fehlt

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgerichtKamen AMvon Andreas Milk

Kamen. 21. Juli 2017, später Abend, Weststraße, Höhe Willy-Brandt-Platz: Ein älterer Mann auf einem Fahrrad wird von drei jungen Männern angegriffen, vom Rad getreten, geschlagen. Der 23-jährige Murat K. (Name geändert) saß jetzt als Angeklagter im Amtsgericht: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Körperverletzung vor, begangen mit Komplizen, die nicht namentlich bekannt seien. Aber Murat K. sagt: Er habe den Mann auf dem Rad nicht attackiert - vielmehr sei er eingeschritten, ihn zu schützen, und habe die Schläger sogar noch verfolgt.

Vorweg: Geklärt wird die Sache frühestens im Februar. Denn der Richter setzte die Verhandlung aus. Er selbst wäre wohl jetzt schon zu einem Urteil gekommen, deutete er an. Murat K.s Verteidiger will aber noch Zeugen hören - darunter das Opfer. Der geprügelte Radfahrer hatte zwar schon zum Termin an diesem Mittwoch eine Ladung bekommen, das Schreiben des Gerichts aber ignoriert. Einem Nachbarn soll er gesagt haben, er werde nicht aussagen. Bleibt er beim nächsten Verhandlungstermin dabei, droht Beugehaft. Und noch zwei weitere Zeugen vermisste das Gericht diesmal.

Nur einer war da, der ganz klar sagte: Murat K. "hat geschlagen und getreten". Dieser Zeuge ist Gastwirt Michael Wilde, "Kümpers"-Chef, an jenem Abend Gast im Biergarten des "82 West", in Sichtweite des Schlägerei-Schauplatzes. Den Angeklagten Murat K. "kannte ich schon von früher, vom Sehen". Als Fachmann wusste Wilde zu berichten, dass es sich bei einer Flasche, die der Radler über den Kopf gezogen bekam, um "Jack Daniel's" gehandelt habe. Derart detaillierte Angaben vor Gericht sind selten.

Vom Richter wurde Wilde gelobt, dass er sich offenbar nicht einschüchtern lasse. Wie das bei den Co-Zeugen aussieht, ist noch die Frage. Zumindest einer soll von einem der mutmaßlichen Schläger "gebeten" worden sein, eine belastende Aussage zurückzunehmen.