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Treppensturz im Haus "Markt 19": Eigentümer vor Gericht

am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgericht19KWvon Andreas Milk

Kamen. Im März 2018 stürzte die Bewohnerin des Hauses "Markt 19" - eine Frau Mitte 80 - die Kellertreppe hinunter. Sie erlitt Knochenbrüche, blutete, war nach Aussage ihres Sohnes über Wochen "weggetreten". Der Hauseigentümer steht seit heute wegen fahrlässiger Körperverletzung vor dem Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft sagt: Die Treppe sei nicht sicher gewesen, der Eigentümer hätte sich kümmern müssen. Ein Foto zeigt: Die Treppe führt um eine Ecke; wer mit dem "falschen" Fuß auf die zweite Stufe von oben treten will, der tritt ins Leere. Ein Handlauf am oberen Ende der Treppe fehlt.

Der angeklagte Hauseigentümer sagt, er sei sich keiner Schuld bewusst. Das Bauamt habe nichts beanstandet. Hätte er von einem Mangel gewusst, wäre der "selbstverständlich" repariert worden. Erst Wochen nach dem Treppensturz habe er von der Angelegenheit erfahren.

Der Sohn der Verletzten beschuldigt den Eigentümer, er habe das Haus "verfallen lassen". Auch Schimmel sei ein Problem gewesen. Die Vorgeschichte des Gebäudes ist ungewöhnlich: Die alte Frau und ihr - inzwischen verstorbener - Mann waren ursprünglich selbst Eigentümer, und zwar über Jahrzehnte. Erst 2017 verkauften sie an den jetzigen Besitzer. Dessen Vermögen erregte das Interesse von Amtsrichter Martin Klopsch. Denn das Verfahren könnte etwa mit einer Einstellung gegen Zahlung einer Geldbuße an eine gemeinnützige Einrichtung enden - oder auch mit der Verurteilung zu einer Geldstrafe, zu zahlen an den Staat. In beiden Fällen würde sich die zu zahlende Summe an den Einkommensverhältnissen des Angeklagten orientieren. Der machte dazu erst mal keine Angaben. Später erklärte er, in Kamen 18 Grundstücke zu besitzen. Aber dann interessierte sich der bekennende Autofan Klopsch auch noch für seine fahrbaren Untersätze. Dazu befragte er die als Zeugin geladene Sekretärin des Mannes. Die hat - anders als ihr Chef - kein Schweigerecht. Und so rückte sie denn, nachdem Klopsch die Möglichkeit einer Beugehaft angesprochen hatte, damit heraus, zwölf Autos seien es. Unter ihnen ist ein Rolls Royce noch einer der erschwinglicheren.

Klopschs Vorschlag, das Verfahren mit einer Buße zu beenden, scheiterte: Der Angeklagte sieht sich als unschuldig - diese Unschuld will er vor Gericht bestätigt haben. Sein Verteidiger stellte eine Reihe von Anträgen mit dem Ziel, die Sachgrundlage der Anklage weiter aufzuklären. Es müsse zum Beispiel geprüft werden, ob die Frau zum Treppensteigen fähig war. Inzwischen lebt sie in einem Pflegeheim.

Am kommenden Mittwoch soll entschieden werden, wie es in der Sache weiter geht.