Einsatzort Markt: Zweimal Alkohol, zweimal Aggressivität gegen Polizisten - zweimal Haft
von Andreas Milk
Kamen. Zwei Polizeieinsätze am Kamener Markt haben heute das Amtsgericht beschäftigt - es gab eine Menge Ähnlichkeiten. Beide Male waren die Auslöser aggressive Männer, beide Male hörten sich die Beamten Beschimpfungen an. Und beide Male verhängte Richter Martin Klopsch Haftstrafen.
Erster Fall: Am Morgen des 8. September 2018 gegen 6.30 Uhr läuft der 25-jährige Murat K. (Namen der Beteiligten geändert) durch die Innenstadt. Vor dem Kamen Quadrat an der Kampstraße demoliert er den Außenspiegel an einem Laster der Bäckerei Heuel. Den Fahrer nennt er einen "Hurensohn". Die Polizei wird gerufen. Die fasst Murat K. wenig später an der Bushaltestelle am Markt. Eine Polizistin muss sich "Hure", "Schlampe" und ähnliches nennen lassen. Im Polizeiwagen randaliert K., bis zur Ankunft auf der Wache in Unna geht es außerdem mit Beleidigungen weiter. Im Gerichtssaal nennt Murat K. - scheinbar reuig - das Geschehene "beschämend". Es tue ihm leid. Er habe damals Stress mit seiner Freundin und darum eine 0,7-Liter-Flasche Wodka intus gehabt. Als ein Polizist eine für K. ungünstige Zeugenaussage macht, ist es mit der Reue vorbei. K. wird wieder aggressiv. Richter Klopsch zieht den Schluss: Das nette Wesen "war wohl nur gespielt". Für den mehrfach vorbestraften K. heißt es nun: sechs Monate Gefängnis. Er kann Berufung einlegen.
Zweiter Fall: Am 6. Dezember 2018 bittet der Sicherheitsdienst auf der Kamener Winterwelt die Polizei um Unterstützung. Am Marktbrunnen gibt es Ärger mit Thomas W., damals 48 Jahre. Er soll eine Bierflasche durch die Gegend geworfen haben. Die Beamten beschimpft er; "Wichser" ist noch eine der harmloseren Bezeichnungen. Er ignoriert einen Platzverweis. Die Beamten nehmen ihn mit nach Unna, weil auf der Kamener Wache zu der Zeit kein Platz ist. Eine Beamtin hat Mühe, ihn auf der Fahrt unter Kontrolle zu halten. "In Unna war ich nassgeschwitzt", sagt sie im Gericht. Die Polizistin erinnert sich auch noch gut an die Atmosphäre auf dem Kamener Markt. Alle "guckten sich das Schauspiel an", die Zuschauer hätten sich "köstlich amüsiert". Thomas W.s Entschuldigung für sein Verhalten beantwortet die Frau nicht. Sie schaut zum Richtertisch. W.s Bedauern scheint echt. Der frühere Heroinabhängige ist Alkoholiker. Er war ein paar Wochen in U-Haft - "das hat mir gut getan". Sein Vorstrafenregister reicht zurück bis 1989. "Es wird so weitergehen, so lange Sie Ihr Problem mit dem Alkohol nicht lösen", sagt Richter Klopsch. Das Urteil für Thomas W.: zehn Monate Haft. W. sagt: "Dass ich Hilfe brauche, ist mir klar." Die Haftstrafe akzeptiert er.