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Trickdiebinnen bei Foto Sommer: "95 Prozent" nicht genug für Urteil

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

amtsgericht19KWvon Andreas Milk

Kamen. Kriminelle Kundschaft im Fotostudio Sommer an der Weststraße am späten Nachmittag des 27. Mai 2020: Als die beiden Frauen das Ladenlokal verlassen hatten, fehlte die Geldbörse von Chefin Anna-Rosa Way mit rund 450 Euro. Eine der mutmaßlichen Täterinnen sah Way heute im Kamener Amtsgericht wieder: die 32-jährige Dana H. (Name geändert). "Zu 95 Prozent" sei H. eine der Diebinnen gewesen, sagte Way.

An jenem Tag im Frühling vorigen Jahres hatte eine der Täterinnen wohl den Job, Anna-Rosa Way abzulenken: Sie ging an ein Regal, griff sich den billigsten Bilderrahmen für 3,99 Euro und wollte den an der Kasse mit einem 200-Euro-Schein bezahlen. Way kam das merkwürdig vor; sie lehnte ab. Daraufhin nahm die Frau gleich einen ganzen Schwung Rahmen. Spätestens da war klar, dass etwas nicht stimmte. Es folgte ein Handgemenge. Die Frauen verließen schließlich den Laden. Eine gute Viertelstunde später bekam Way einen Anruf: Jemand hatte am Straßenrand ihre Brieftasche gefunden - mit ihrer Giro-Karte drin, aber ohne Geld. Bei diesen 450 Euro handelte es sich um Einnahmen vom Vortag: Way hatte das Geld wegen eines defekten Geldautomaten nicht wie üblich einzahlen können.

Eine Kripo-Beamtin legte ihr Fotos vor. Way zeigte auf das Bild von Dana H., die sie - wie auch jetzt im Gerichtssaal - unter anderem wegen ihres "traurigen Blicks" wiederzuerkennen glaubte. Aber eben nicht zu 100 Prozent - nur zu 95 Prozent.

Dana H. versicherte, sie sei es nicht gewesen. Der Richter entschied nach dem Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" - er sprach Dana H. frei.

Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft war in ihrem Plädoyer dagegen überzeugt gewesen von der Schuld Dana H.s. Sie beantragte zwei Monate Haft auf Bewährung - Dana H. hat acht Vorstrafen. Sollte die Staatsanwaltschaft nun Berufung gegen den Freispruch einlegen, würde im Landgericht Dortmund ein zweites Mal über die Sache verhandelt werden.