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Wohlfühltermin vor Gericht: Mit 83 Verzicht auf den Führerschein

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Gerichtsberichte

von Andreas Milk

amtsgericht19KWKamen. Friedrich T. (Name geändert) ist 83 Jahre alt und das, was man einen unbescholtenen Bürger nennt. Nun stand er wegen Fahrerflucht vor der Strafrichterin am Amtsgericht Kamen. Am Nachmittag des 1. Juni 2022 hatte er auf der Heinrichstraße in Bergkamen mit seinem Mercedes beim Verlassen eines Grundstücks ein Auto auf der Straße gerammt. Dann fuhr er weiter.

Friedrich T. sagt: Er habe den Unfall nicht bemerkt - und er hätte schließlich auch keinen Grund gehabt zu verschwinden, wenn er ihn denn bemerkt hätte: Er sei ja gut versichert. Am Tag darauf hatte er mit dem Mercedes einen TÜV-Termin in einer Werkstatt an der Werner Straße. Dabei seien an dem Wagen keine Unfallspuren aufgefallen.
Bevor Richterin und Staatsanwalt sich nähere Gedanken zu machen brauchten, hatte Friedrich T. schon eine Lösung: "Ich fahr' nicht mehr." Den Mercedes bekomme seine Nichte, seinen Führerschein werde er abgeben, erklärte der 83-Jährige. Das war's. Die Juristen waren begeistert; das Verfahren wurde eingestellt mit der Auflage, dass T. seine Fahrerlaubnis tatsächlich binnen sechs Monaten beim Straßenverkehrsamt abgibt. Bei Bedarf, so Friedrich T., könne er sich künftig von der Nichte oder seinen erwachsenen Kindern chauffieren lassen. Ab und zu Taxifahren gehe mit seiner Rente wohl auch.

"Ein ganz toller Vorschlag" sei das mit dem Führerscheinverzicht gewesen, fand die Richterin. Und, ein bisschen gemein vielleicht: Sie werde ihrem Schwiegervater davon erzählen.