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Die windigste Stadt der Welt…

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrJa, ich weiß, in Kamen war es die letzten Monate meistens schön warm und sonnig, während ich hier am Ende der Welt im Regen gesessen habe. Eigentlich wollte ich ja jetzt um diese Jahreszeit die Kamener mit schönen Frühlingsbildern neidisch machen und einen Vorgeschmack auf den warmen und sonnigen neuseeländischen Sommer geben. Allerdings habe ich die Rechnung da ohne den Wind gemacht…
Eigentlich ist hier seit September offiziell Frühling. Wir hatten zwar auch schon ein paar echt schöne Tage in Wellington, doch seit dem letzten Wochenende ist das Wetter einfach nur eine absolute Katastrophe. Ich habe ja schon mal erwähnt dass Wellington wegen der Lage zur Meerenge als windigste Stadt der Welt gilt und auch „Windy Welly“ heißt, aber „Stormy Welly“ würde es momentan eher treffen. Meine Gasteltern hatten mich in den ersten Wochen zwar schon vorgewarnt, dass der Frühling die windigste Jahreszeit sei, aber ich habe das natürlich wieder nicht zu ernst genommen. Windstill ist es hier ja eigentlich nie, aber so wie der Wind in den letzten Tagen an unserem Haus und den Bäumen rüttelt, hätte man in Deutschland schon drei mal eine Orkanmeldung rausgegeben. Aber die Kiwis hier nehmen das ganz gelassen, es gehört eben zu dieser Stadt. Meine schlimmste Erfahrung, die ich bisher mit dem Wind machen durfte, hatte ich am Sonntag, als ich zusammen mit sieben Freunden einen Ausflug nach Eastbourne gemacht habe.
Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrWellington liegt ganz im Osten einer Bucht an der Südküste der Nordinsel. Wenn man einmal 30 Minuten um die Bucht herum und ganz in den Westen fährt, ist man in Eastbourne. Dort gibt es einen wunderschönen Leuchtturm an der Küste, der den Schiffen früher die Einfahrt in die Bucht erleichterte. Diesen Leuchtturm hatten wir uns als Ziel für unseren Tagesausflug ausgesucht. Als wir mittags in Wellington losfuhren, spielte das Wetter noch einigermaßen mit. Wir hatten etwas Sonnenschein im Wechsel mit Wolken und den leichten Wind, der so typisch für Wellington ist. In Eastbourne angekommen fanden wir heraus, dass der einzige Weg zum Leuchtturm über einen 8km langen Küstenweg führte, auf dem keine Autos fahren durften. Das übliche „Ich hab aber keine Lust 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück zu wandern“ machte sich unter uns breit. Plötzlich kam jemand auf die Idee: „Hey, lasst uns doch Mountainbikes ausleihen!“ Es gab tatsächlich eine kleine Hütte an unserem Parkplatz, wo man Mountainbikes für ein paar Stunden ausleihen konnte. Während viele von uns das für eine gute Idee hielten, schrillten bei mir sofort die Alarmglocken. Meine letzte Mountainbiketour war 2013 in Spanien gewesen und ich konnte die Schmerze an meinem ganzen Körper von damals praktisch wieder aufflammen spüren. Zudem nahm der Wind immer mehr zu. Aber als der Mann vom Verleih uns auch noch ein „2 für 1“ Angebot für die Fahrräder machte und sagte, dass wir bis zum Leuchtturm mit den Fahrrädern nur eine halbe Stunde brauchen würden, war ich überstimmt und musste mich, ob es mir passte oder nicht, auch auf ein Rad schwingen.
Die windigste Stadt der Welt… (C) Marie FuhrDer Hinweg machte dann aber sogar echt Spaß, der Weg direkt am Strand entlang, mit hohen Bergen auf der anderen Seite war wunderschön und die halbe Stunde ging wirklich schnell um. Der Anblick des Leuchtturms auf dem Berg war schließlich wirklich beeindruckend und ich freute mich, dass ich mitgekommen war. Allerdings graute es mir schon vor dem Rückweg, denn auf dem Hinweg hatten wir den Wind die ganze Zeit im Rücken gehabt und dieser wurde jetzt auch noch immer stärker. Wir legten die Fahrräder an den Wegrand und machten uns auf den Weg zum Leuchtturm, den wir in 15 Minuten zu Fuß über einen kleinen Pfad zurück gelegt hatten. Oben war es kaum auszuhalten. Wenn man sich nicht mit dem Rücken fest an den Leuchtturm presste, riss einen der Wind von den Füßen, so stürmisch war es. Obwohl wir uns mit aller Kraft anzuschreien versuchten, verstanden wir kaum was die anderen sagten und so entschieden wir nach einer Minute, dass wir den schönen Blick auf die Meerenge unmöglich so genießen konnten. Wir stolperten also zurück den Berg runter und stellten fest, dass es hier unten an der Küste sogar noch einen zweiten kleinen Leuchtturm gab. Aber auch hier konnten wir nicht bleiben, denn vom Land her zogen dunkle Wolken auf und der Wind wurde immer stärker, weswegen wir uns schnell auf den Rückweg machten. Und dieser Rückweg war der Horror.
Das Gefühl noch 7,5 km bis zum warmen Auto vor sich zu haben, während man um sein Leben trampelt, der Wind aber so stark ist, dass man entweder alle paar Meter vom Rad fällt oder sogar rückwärts rollt, machte mich absolut fertig. Der Wind von vorne war so stark, dass an vielen Stellen nur noch das Absteigen in Frage kam. Das mit den Fährrädern war eben eine echt blöde Idee gewesen und die Gischt die uns nun ununterbrochen ins Gesicht schlug machte es auch nicht besser. Nach einer Stunde waren wir endlich am Auto angekommen, total durchgeschwitzt und einfach nur noch mit den Nerven am Ende. Die Radtouren an der Nordsee an einem stürmischen Tag sind eine Freude gegen einen Tag im entfesselten Wind in Wellington. Aber positiv wie die Neuseeländer sind heißt es hier: Wir kämpfen mit dem Wind, nicht gegen ihn. Um dieses Motto zu teilen bin ich dann wohl bisher doch noch zu Deutsch…