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Weihnachten im Sommer

am . Veröffentlicht in Marie´s Kiwi Blog

Weihnachten. Man sitzt gemütlich mit seiner Familie in Kamen vor dem Kamin, draußen schneit es (okay Kamen, netter Versuch dieses Jahr) und es gibt ein typisch deutsches Weihnachtsessen wie immer… Falsch! Da ich ja noch bis zum Mai in Neuseeland bleibe, habe ich dieses Weihnachten bei 28 Grad mit meiner Gastfamilie gefeiert. (C) Marie Fuhr für KamenWeb.deWeihnachten. Man sitzt gemütlich mit seiner Familie in Kamen vor dem Kamin, draußen schneit es (okay Kamen, netter Versuch dieses Jahr) und es gibt ein typisch deutsches Weihnachtsessen wie immer… Falsch! Da ich ja noch bis zum Mai in Neuseeland bleibe, habe ich dieses Weihnachten bei 28 Grad mit meiner Gastfamilie gefeiert.
Die Vorweihnachtszeit verbrachte ich in Wellington, hauptsächlich mit meinen Freunden und hauptsächlich am Strand. Der Sommer lässt in Wellington zwar am manchen Tagen nicht viel von sich sehen, aber es sind auch ein paar tolle Strandtage dabei. Dabei kommt für mich absolut gar keine Weihnachtsstimmung auf. Unter anderem weil nicht ich, sondern Charlie diejenige war, die jeden Tag meinen KamenWeb-Adventskalender öffnen durfte, was aber gerade dadurch immer ein kleines Highlight war. Des Weiteren sind mein Gastmädchen und ich zum Plätzchenbacken bei einer Freundin gewesen, wir hören non-stop „All I Want For Christmas Is You“ und in Charlie´s Schule gab es ein Weihnachtssingen, trotzdem ist es aber überhaupt nicht besinnlich oder besonders. Das könnte auch daran liegen, dass Neuseeländer ihre Innenstädte nicht so schön schmücken wie Deutsche und es statt des Weihnachtsmarktes nur die „Santa-Parade“ gibt, ein Umzug mit vielen weihnachtlichen Gestalten. Dafür gibt es aber in Wellington ein Geschäft, wo man bereits geschmückte Plastikweihnachtsbäume kaufen kann.
Wenn es zu meiner Gastfamilie kommt, haben wir zwar schon am 1. Advent den Weihnachtsbaum aufgestellt, ein paar Lichter am Haus aufhängen oder einen Weihnachtsfilm auf der Couch gucken ist allerdings Fehlanzeige. So traurig bin ich aber gar nicht darüber. In Deutschland war ich ein absoluter Weihnachtsmensch, aber hier versuche ich das ganze Gefühl auch etwas zu verdrängen, mal abgesehen davon, dass es eben kaum vorhanden ist. Denn vermutlich würde es mich nur traurig machen, wenn ich mir bewusst vor Augen führen würde, dass meine richtige Familie dieses Jahr nicht bei mir ist.
Aber dafür habe ich ja eine große Gastfamilie gewonnen. Am 23. Dezember fuhr ich mit meinen Gasteltern und Charlie nach Palmerston North, was zwei Stunden nördlich von Wellington ist, da dort die Eltern von Mum und Dad wohnen. Wir wohnten bei Mum´s Eltern, gleichzeitig war auch noch ihre Schwester und deren Partner da.
Der 24. war wohl der seltsamste Heiligabend aller Zeiten. Morgens geht man einkaufen, den Rest des Tages wird zu Hause rumgegammelt und am Abend ein großes Dinner gekocht. Wie es sich für Kiwis gehört, gibt es natürlich Lamm. Danach geht man entweder in die Mitternachtsmesse oder in den Pub. Oder beides. Da ich nicht sonderlich in Stimmung für die Kirche war und auch nicht unbedingt im Pub mit meinen Gasteltern enden wollte, entschied ich mich für ein deutsches Magazin und den Sessel.
Am nächsten Morgen gibt es bei den meisten Familien in Neuseeland dann Bescherung, aber wir mussten uns beeilen in die Kirche zu kommen, um dort Dad´s Eltern und Geschwister zu treffen. Nach der Messe ging es dann zu Dad´s Eltern nach Hause, wo es (welch Überraschung) Lamm gab. Schließlich konnte es Charlie kaum noch erwarten zurück zu ihren anderen Großeltern zu kommen und endlich ihre Geschenke auszupacken. Von mir gab es das neuste Buch ihrer Lieblingsserie und ein paar Kindertattoos, worauf sie mit freudigem Kreischen reagierte. Scheinbar alles richtig gemacht, Marie. Ich bekam von ihr einen Nagellack und von meinen Gasteltern eine Reisetasche, die laut Mum „jedes  Kiwi-Girl hat“. Aus gutem Grund, denn diese Tasche gefiel mir ausgesprochen gut. Zum Glück freuten sich meine Gasteltern auch über mein Geschenk: Ein Fotokalender mit Familienbildern aus meinen bisherigen 5 Monaten Neuseeland. Nach der Bescherung gab es noch mal ein großes Dinner und ich fiel mit einem „Foodkoma“ ins Bett.
Der 26. Dezember, hier auch Boxing Day genannt, ist in Palmerston North für zwei Dinge bekannt. Zum einen sind wie in ganz Neuseeland fast alle Dinge in den Geschäften um 50 bis 75% reduziert, zum anderen für die Palmerston Pferderennen. Da ich in letzter Zeit genug Geld für Klamotten ausgegeben hatte und ich an meinen schweren Koffer auf dem Rückflug nach Deutschlanddenken musste, entschied ich mich dazu meinen Hostdad zu den Rennen zu begleiten. Ich war noch nie zuvor bei einem Pferderennen und machte mir daher nicht viele Hoffnungen bei den Wetten den großen Gewinn zu machen, setzte aber nach kurzer Einweisung meines Dads doch ein paar Dollar auf Pferde mit lustigen Namen. „Anders mache ich es auch nicht und damit habe ich schon mal $250 gewonnen“, strahlte mein Dad. Also gut, für etwas anderes reicht es bei mir eh nicht, dachte ich. Nach fünf Pferderennen mussten mein Dad und ich feststellen, dass keiner von uns auch nur einen Cent gewonnen hatte. Immerhin hat es viel Spaß gemacht die meist stark betrunkenen Kiwis zu beobachten oder sich das „Undies-Rennen“ der Männer auf der Pferderennstrecke und nur mit Unterhosen bekleidet anzuschauen. Als ich nach diesem Tag in den Spiegel blickte, merkte ich, dass mir das Kiwi Christmas bei 28 Grad eine ordentliche Bräune verpasst hatte.
Dieses besondere Weihnachten werde ich auf jeden Fall nie wieder vergessen.

Jetzt heißt es erstmal für vier Wochen Urlaub vom Au Pair Job und ab auf die Südinsel und reisen, reisen, reisen. Und das größtenteils ohne Internet, also bis in vier Wochen!