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Untersuchung zu PV-Flächen: Stadt stellt Ergebnisse im Umweltausschuss vor

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

uka923Die Mitglieder des Umwelt- und Klimaausschusses ließen sich vor der Sitzung den Schulgarten der Friedrich-Ebert-Grundschule vorstellen. Mit großer Begeisterung präsentierten die "Acker-Kinder", wie sich die Mitglieder der Schulgarten-AG selbst nennen, den Lokalpolitikern, Eltern und Lehrern bei der Gelegenheit ihr "grünes Klassenzimmer". Auch einen 500-Euro-Gutschein vom Regionalverband Ruhr für die Anlage einer Streuobstwiese gab's bei der Gelegenheit. Foto: Stadt Kamen

von Alex Grün

Kamen. 26 Seiten dick geworden ist das Exposé zur Bewertung der städtischen Liegenschaften auf ihre Eignung für die Nutzung durch Freiflächen-Photovoltaikanlagen, das am Donnerstag im Umwelt- und Klimaausschusses des Rates der Stadt Kamen von der Verwaltung vorgestellt wurden. Insgesamt 20 Flächen in allen Stadtteilen, sechs in Mitte, neun in Heeren und vier in Methler und Wasserkurl, wurden untersucht, voraussichtlich werden aber nur die wenigsten den Weg in die endgültige Liste der künftigen Solar-Hotspots in der Sesekestadt finden. Kriterien waren unter anderem Flächengröße, Nutzungsmöglichkeiten, der Bestand von Leitungstrassen, die Förderfähigkeit im Sinne des Erneuerbare Energiengesetzes und des Solarkatasters des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und natürlich Ertragsleistungen.

Im Dezember letzten Jahres wurde der Prüfauftrag vom Rat gestellt, im Mai wurden die ersten Erkenntnisse schon im Planungsausschuss vorgestellt, jetzt liegt dem Umweltausschuss eine daumendicke Auswertung der Möglichkeiten vor. In einem ersten Schritt wurden sämtliche Liegenschaften betrachtet, die sich in Eigentum der Stadt Kamen befinden. Der Fokus lag bei der Erstbetrachtung auf Flächen, die sich im unbebauten Außenbereich befinden. Flächen in Innenbereichen wurden zumeist aufgrund ihrer Nutzung (Straßenverkehrsflächen, Flächen mit anderer Nutzung, bebaute Flächen oder geringe Flächengröße etc.) ausgeklammert. Lediglich größere Parkplatzflächen wurden auf ihre Flächeneignung bewertet, da auf diesen besondere Solaranlage errichtet werden können. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Einzelnorm-Paragraph §37 des Energieeffizienzgesetzes, der vorschreibt, dass bei Anlagen mit einer Leistung von ab 1001 Watt-Peak Ausschreibungsverfahren im Sinne der Planungssicherheit der Betreiber vorsieht, sowie einige Paragraphen aus dem Baugesetzbuch, die unter anderem vorschreiben, in welchem Raum die Anlagen errichtet werden. Die Flächen innerhalb eines 200-Meter-Korridors etwa zu Autobahnen oder Bahntrassen erscheinen nach diesen Maßstäben besonders geeignet. In Kamen betrifft das sowohl die vorhandenen Verkehrswege der Bundesautobahnen 1 und 2 wie auch die Eisenbahntrassen von Dortmund nach Hamm und von Unna nach Hamm. Außerdem sollen bereits versiegelte Flächen bevorzugt in die Liste mit aufgenommen werden. In die Planung mit hinein fließen außerdem künftige Änderungen im Landesentwicklungsplan des Landes NRW.

Unter die Lupe genommen wurde unter anderem die Fläche des ehemaligen Freibads in Heeren, die aber nach dem Untersuchungsergebnis insbesondere mit Blick auf die Effizienz offenbar wenig geeignet und obendrein nicht förderfähig ist. Auch der Deponiebereich der Heeren-Werver Inertstoffdeponie war Gegenstand der Untersuchung - die hat schon bessere Karten auf die Aufnahme in die Liste der ausgewählten Standorte, schon aufgrund ihrer Flächengröße. An diesem Standort sei ein jährlicher Ertrag von rund zehn Millionen KWh möglich, so die Verwaltung. Ein 16,5 Quadratmeter großes städtisches Grundstück südlich der A2, das landwirtschaftlich genutzt wird, wurde in Sachen Agri-PV-Tauglichkeit positiv bewertet. Positive Bewertungen fanden auch der Rathaus-Parkplatz sowie einige weitere Flächen in Methler und Heeren. Allerdings, so Erster Beigeordneter Dr. Uwe Liedtke im Ausschuss: Auf der endgültigen Liste landen voraussichtlich vielleicht drei bis vier der untersuchten Flächen. Darunter könnte aufgrund seiner Nähe zur Bahnlinie auch das Schulzentrum an der Gutenbergstraße sein.

Daniel Heidler, Vorsitzender SPD-Ratsfraktion, die den entsprechenden Untersuchungsantrag gemeinsam mit der Rats-CDU stellte, freute sich über die - wenn auch begrenzten - Möglichkeiten, die die städtischen Freiflächen für die Photovoltaik bieten. "Wir haben Optionen, das ist die gute Nachricht", so Heidler, und lobte die "transparente Vorgehensweise der Verwaltung". Wichtig sei es, Zielkonflikte so gering wie möglich zu halten. Die Tatsache, dass diese Flächen in städtischem Eigentum seien, eröffne der Kommune die Möglichkeit, die Nutzung auch ohne Blick auf wirtschaftliche Aspekte zu forcieren, so der SPD-Ratsfraktionschef. Wichtig sei ihm bei den Projekten die "Mitnahme der Bürger". Auch Stefan Helmken von der CDU-Ratsfraktion begrüßte, dass auch Flächen, welche zwar ansonsten geeignet sind, sich wirtschaftlich aber nicht unbedingt rentierten, mit in die Untersuchung einbezogen werden. Anke Dörlemann, Vorsitzende der Bündnisgrünen-Ratsfraktion, äußerte sich "sehr zufrieden mit dem Ergebnis". Das gesamte Stadtgebiet einzubeziehen, sei eine gute Entscheidung gewesen, jetzt gelte es, die vorhandenen Möglichkeiten auszuloten, so Dörlemann. Erster Beigeordneter Liedtke betonte, dass hier nur die Rede von städtischen Flächen sei, die privaten gingen natürlich weit über den aufgenommenen Bestand hinaus. Bisher lägen der Verwaltung allerdings noch keinerlei entsprechende Anträge vor, so Liedtke. Die Verwaltung hofft indessen darauf, dass demnächst die Errichtung einer ersten städtischen Musteranlage für Synergie- beziehungsweise Nachahmungseffekte sorgen wird.