-Anzeige-

Anzeige

Filmischer Abschied von der Kohle

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kultur

neben Streb und Arschleder

KOMKINO WOL 2157 0123Eine Szene aus unwiederbringlicher Vergangenheit: Bergleute unter Tage im Rahmen des Filmabends im Haus der Stadtgeschichte. Foto: (wol) für KamenWeb.de

Kamen. (wol) Ein nachgebautes Stück Streb, Arschleder und weitere Erinnerungsstücke aus der Kamener Bergbaugeschichte bildeten im Haus der Stadtgeschichte die perfekte Kulisse für diesen Kommunalen Kinoabend. Der Dokumentarfilm über den „Langen Abschied von der Kohle“ ließ die für manche schon fast völlig unbekannte Welt der Schächte und Streben, der Kameradschaft unter Tage und des Kampfes gegen den Niedergang der Montanindustrie wieder auferstehen.

KOMKINO WOL 2165 0123Die Filmemacher interviewten Bergleute vor Ort unter Tage. Foto: (wol) für KamenWeb.deSozialromantisch fiel die Beschreibung der Filmemacher Werner Kubny und Petra Neukirchen nur sehr selten aus. Der harte Arbeitsalltag in flacher Lagerung, die Gesundheitsbeeinträchtigung vor allem in frühen Bergbaujahrzehnten und das trotz aller Fortschritte präsente Unfallrisiko fanden genauso Platz, wie Erinnerungen an eine vielleicht einzigartige Kameradschaft unter Kollegen. Es waren nicht immer große Grubenunglücke nötig, um Leben zu fordern. In vielen Arbeitsjahren habe er neun Kollegen verloren, erzähle ein Bergmann sichtlich bewegt. Die Kameradschaft unter Tage auch über Sprachbarrieren und Kulturen hinweg, das sei aber nicht einmal vergleichbar damit, mit einer noch so schönen Frau ein Bett zu teilen, fand ein anderer.

Überhaupt kamen zahlreiche Bergleute zu Wort, direkt unter Tage vor Kohlehobeln und Ausbauschilden, aber auch im Koloniegarten bei Wurst und Bier. Das Kolonieleben malt der Film nicht nur schön: Enge Wohnungen, Waschtage mit Körperkraft gegen Kohlenschmutz, verdreckte Luft kamen ebenso zur Sprache, wie der Ruhrgebietsfußball. Neben frühen Anfängen des Steinkohlenbergbaus gab es Raum für den Neustart nach dem zweiten Weltkrieg. Der Zwang, Ernährer für eine Familie zu sein machte harte Arbeit für guten Lohn attraktiv. Der Bergbau wurde so zur Herzkammer von Wiederaufbau und Aufschwung.

Nach 1956 aber begann der Niedergang. Kohleimporte - zunächst der Nachfrage wegen dann ob günstiger Preise - und das Öl wurden Konkurrenten der deutschen Steinkohle. Ab Mitte der 60er Jahre spitzte sich die Bergbaukrise zu.  Auch in Kamen und Bergkamen wurde demonstriert. Der Kampf gegen Stilllegungen und für einen sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohle begann. Massenentlassungen wurden vermieden, auch aus Sorge vor einem Ruhrgebiet als politischem Pulverfass. Niemand sollte „ins Bergfreie fallen“.

Die Kamener Grilloschächte der Zeche Monopol erlebten mehr als 100 Jahre Förderung, ab den 1980er Jahren diente Grillo 1 noch der Frischluftzufuhr und Wasserhaltung. 2010 wurde der Schacht verfüllt. 2018 wurde insgesamt in Deutschland die letzte Kohle gefördert. Jahrzehntelang und bis in  dieGegenwart blieb der Strukturwandel das große Thema im Revier.

Der Filmabend im Kamener Kommunalen Kino kam natürlich nicht ohne das Steigerlied aus, ob gerappt, vom Chor gesungen oder von den Massen in einem Fußballstadion. Das Haus der Stadtgeschichte lädt auch weiter zu Erinnerungen an den Bergbau in Stadt und Land ein. Die sind fester Bestandteil der Dauerausstellung dort. Die Reihe Kommunales Kino wird am 22. März um 20 Uhr im Haus der Stadtgeschichte fortgeführt mit dem Film „Der Fischer und seine Frau“ mit Christian Ulmen und Alexandra Maria Lara.