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Weiter mit Rasmus Baumann und unkonventionell Programmatischem

am . Veröffentlicht in Musik

Die Spielzeit 2019/20 der Neuen Philharmonie Westfalen

von Dr. Götz Loos

Unna. Zu einem Pressegespräch anlässlich der Veröffentlichung des Programmheftes für die Spielzeit 2019/20 lud am vergangenen Donnerstag die Neue Philharmonie Westfalen gemeinsam mit Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke und der Kamener Bürgermeisterin Elke Kappen als Hausherrin der Konzertaula in die Unnaer Stadthalle. Zunächst wurde berichtet, dass der Generalmusikdirektor der Neuen Philharmonie, Rasmus Baumann, seinen zweiten Vertrag für weitere fünf Jahre an der Spitze des Orchesters unterschrieben hat. Baumann wurde wegen einer Erkrankung beim Pressegespräch durch den NPW-Pressesprecher Markus Mefsut vertreten.

Neben einer Bilanzziehung bezüglich der laufenden Spielzeit wurde über zukünftige Strategien gesprochen, wie mehr und jüngeres Publikum für die Konzerte gewonnen werden könnte. Zwar bestehen derzeit 303 Abonnements, die als "Vollabos" die ganze Spielzeit abdecken und momentan die einzige Möglichkeit einer Vorbestellung neben dem Erwerb einzelner Karten darstellen, aber durch "kleine Abos" oder "Wahlabos" (z.B. 3 aus 9 Konzerten) könnte die Abobindung reduziert werden, wie es dem allgemeinen derzeitigen Trend entspricht.

Der wichtigste Punkt war jedoch die Vorstellung der Konzerte und der Solistinnen und Solisten der neuen Spielzeit. Das Programmheft wurde in einem größeren Format erstellt und (wieder) alle Spielorte darin aufgeführt. Dadurch wirkt es natürlich opulenter und umfänglicher - aber auch ansehnlicher. Am Konzept, die einzelnen Konzerte jeweils unter ein Motto zu stellen, mit einem unkonventionell breiten Spielraum, wurde festgehalten - darunter oft bekannte und weniger bekannte Werke vereint. Der damit eingeschlagene Weg bleibt somit spannend und bietet im Prinzip allen Interessierten etwas. Der breite musikalische Bogen spannt sich von "Schottland am Hellweg" bis "Mozart im Film". Einige Akzente sollen im Folgenden herausgehoben werden. Während die Werke im ersten Konzert klar erkennbar etwas mit Schottland zu tun haben und im zweiten Konzert ein "Optimismus in D" dem d-moll-Reigen dieser Spielzeit das Gegenstück bietet, "Die Schöpfung" Haydns unter "Es werde Licht!" auch deutlich versinnbildlicht ist, stutzt man dann beim "Russischen Roulette". Aber nur kurz, denn hier finden sich Tschaikowskijs erste Schicksalssinfonie (seine 4.) und etwas aus der Sowjetzeit: Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1 und Kabalewskijs pathetische Ouvertüre. Gerade Schostakowitsch hatte unter Stalin zu leiden und das Konzert konnte erst nach dessen Tod aufgeführt werden. Das 5. Konzert firmiert unter "Philosophie" - und bestens passend dazu Haydns 22. Sinfonie, die später als philosophierend empfunden wurde. Außerdem Bernsteins Serenade nach Platons "Symposion" mit zahlreichen antiken Philosophen, die Platon diskutiert hatte - schließlich Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" nach Nietzsche. Als Solistin an der Violine konnte hier Akiko Suwanai gewonnen werden, bereits vor einiger Zeit bei der NPW zu Gast. Diese Weltklasse-Solistin bestand auf der Herausforderung, ein für sie neues Werk einzustudieren - das gelang mit Bernsteins Serenade.

Dann "Anarchie", aber mit Fragezeichen. Mit Zimmermanns "Musique pour les soupers du Roi Ubu" und Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester kommt das Publikum in den Genuß zweier hochinteressanter Werke von musikalischen Anti-Mainstreamern. Konzert Nr. 7 bringt dann das "Schicksal" ganz deutlich heraus: Klar, mit Beethovens Fünfter und Tschaikowskijs "Fatum", aber besonders spannend eine Suitenbearbeitung aus Janáčeks Oper "Osud" = Schicksal. "Nordische Impressionen" im 8. Konzert sind dann wieder klarer: Sibelius' "Finlandia" und Griegs Klavierkonzert als fabelhafte Dauerbrenner, gefolgt aber von Carl Nielsens Sinfonie Nr. 3, bei der Uraufführung von deutschen Kritikern sehr gelobt, aber leider seitdem nur selten aufgeführt - mit ihren regenbogenartigen Klangfarben eine echte Bereicherung für jedes Programm. Am Ende steht, wie gesagt, "Mozart im Film" - aber er selbst nur einmal, mit seinem Klarinettenkonzert - gut eingesetzt im Klassiker "Jenseits von Afrika". Sonst: Barbers elegisches Streicher-Adagio ("Platoon"), Schönbergs "Verklärte Nacht" ("Die Frau in Gold") und - für sich sprechend - Suitenmusik aus "Psycho" von Bernard Herrmann, Hitchcocks langjährigem Hauskomponisten. Natürlich sind zudem alle Sonderkonzerte im Kreis Unna, die Kammer-, die Kids- und die Familienkonzerte (letztere jetzt zwei!) im Heft genannt. Wer Weiteres erfahren möchte: https://www.neue-philharmonie-westfalen.de/aktuelles/saisonprogramm-2019_2020.html
Kreisdirektor Janke betonte, dass hier ein einzigartiges Programm zu fairen Preisen vorgelegt werde, wofür der Kreis Unna mit seiner Unterstützung weiterhin sorge. Dies kann nur begrüßt werden - und was das Programm anbetrifft: Absolut zutreffend!