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Kamen singt aus hunderten Kehlen im Rudel

am . Veröffentlicht in Musik

Rudelsingen7 719KBFotos: Katja Burgemeister für KamenWeb.de

von Katja Burgemeister

Rudelsingen5 719KBKamen. Was die vielen Hundert Leute dort auf der Adenauerstraße aus vollem Hals singen, versteht der kleine Junge aus Syrien noch nicht. Er kann nur wenig Deutsch. Seine Mutter muss trotzdem wie schon kürzlich beim Shanty-Festival eine Vollbremsung Kinderwagen machen und anhalten. Denn ihr Sohn will beim Rudelsingen mitklatschen, mittanzen – und das bitteschön in der ersten Reihe. Ihn hält es nicht mehr im Kinderwagen, er steht bereits und schwingt klatschend die kleinen Hüften.

In der ersten Reihe tanzt auch Markus schon vom ersten Takt an fleißig mit. Er kennt außerdem jede Zeile von „Super Trooper“ bis „Dein ist mein ganzes Herz“ selbstverständlich auswendig. Die Textzeilen auf der Leinwand braucht er nicht. Mit dem Handystab in der Hand filmt er fast jede Minute. „Zuhause schaue ich mir das dann noch einmal an und singe mit“, sagt er. Das macht er bei den meisten großen Musikveranstaltungen im Stadtgebiet so. „Aber nur mit der moderneren Musik – und die 80er und 90er habe ich ja schließlich auch mitgemacht.“

Rudelsingen10 719Etwas weiter abseits haben sich die „Tussis“ mit passenden T-Shirts und aufblasbaren Mikrophonen einen perfekten Platz gesichert. Sie wollen hier einfach nur feiern und Spaß haben. Und das klappt perfekt an diesem lauen Sommerabend. Die Takte von Abba und Supertramp sind zwar stellenweise etwas zu hoch. Bei „Bochum“ sind die Handballfrauen wieder voll in ihrem Element. Da gerät auch der Rollstuhl gewaltig in Fahrt, wenn die Rhythmen so richtig mitreißen.

Hannes Weyland hatte es mit der Stimme jedenfalls alles andere als schwer, die Menge als Vorsänger unterstützt von Nico Kozuschek am Keyboard in Stimmung zu bringen. Zwar mussten sich die fast 400 Kamener noch ein wenig warm- und einsingen. Mit den etwas stimmbandfreundlicheren Stücken gab es dann aber kein Halten mehr. „Eine tolle Stimmung“, freut sich Jörg Höning vom Fachbereich Kultur. „Und die Leute machen prima mit!“. Dabei spielte die perfekte Stimme überhaupt keine Rolle. Hauptsache, die Töne passten einigermaßen zu dem, was vorn aus den Lautsprechern zu hören war. Der Spaß kam ganz von allein – unterstützt von etwas Stärkung vom Bierstand.

Außerdem tummelten sich auch einige Chöre und Chorsänger im gewaltigen Gesangspublikum. „Ich singe in einem Chor, in dem wir inzwischen wieder derartigen Andrang haben, dass es jetzt eine Aufnahmestopp gibt“, erzählt Wilfried Gockel. Der singt gleich in mehreren Kamener Chören und engagiert sich gleichzeitig auf Verbandsebene – sogar NRW-weit. Singen ist wieder im Trend – zumindest dort, wo sich auch moderneres Liedgut im Repertoire findet. Die Lust am Singen ist jedenfalls grenzenlos, wie der gewaltige Andrang und der Spaß am Freitag zeigten. Auch und vor allem bei den jüngeren in der Sängerschar.

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