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Musikkritik: "Landpartie" mit Corona-Schutz: Das 2. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen - wiederholt ohne Abstriche

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Musik Datei176696959 Urheber abstract fotoliaDatei: #176696959 | Urheber: abstract | fotolia.comvon Dr. Götz Loos

Die Pandemie ließ die Konzertaula leer bleiben. Es ist traurig gesehen zu haben, wie wenig die besetzten Plätze ausmachten - einerseits durch Platzbegrenzung wegen der Corona-Maßnahmen; andererseits weil auch offensichtlich nicht Wenige fernblieben, die sonst gekommen wären. An der orchestralen Qualität und dem geschaffenen Standard erster Güte der Neuen Philharmonie Westfalen hat sich freilich nichts geändert. Fangen wir mit dem häufiger gespielten Werk am Ende an: Beethovens 6. Sinfonie, die "Pastorale": GMD Rasmus Baumann gab ein Beethoven-"gerechtes" Tempo vor, das das Orchester brillant umsetzte. Maßstab dabei ist immer "die Szene am Bach", ein "Andante molto moto", das also auch Beschwingtheit verlangt - was nicht jeder Interpretation gelingt. Gleiches gilt für "Gewitter. Sturm" - muss schnell sein, aber nicht schluderig bei den Betonungen. Beides hier glänzend dargeboten. 
 
Da das Konzert mit "Landpartie" überschrieben war, mussten natürlich auch die beiden vorhergehenden Werke etwas mit Aufenthalt in Natur und Landschaft zu tun haben. Niels Wilhelm Gades Suite op. 55 hieß dann eben sogar "Sommertag auf dem Lande". Das Komponieren muss vergnüglich gewesen sein, jedenfalls meint man das der Musik anzuhören und gleichfalls schon der Partitur abzulesen! Insgesamt kommen Melodien und Umrahmungen leichtfüßig daher, sicher kein hoher interpretatorischer Anspruch, aber dennoch mitreißend von höchster Perfektion von der Neuen Philharmonie gestaltet. Bemerkenswert ist die Seltenheit seiner Aufführung; ich meine, es in Kamen noch nie auf dem Programm gesehen zu haben. Sicher gilt dies für das dritte Werk: Einojuhani Rautavaaras Konzert für Flöte und Orchester op. 69. Rautavaara verbindet in seiner Musik unvorstellbar viele Einflüsse. Vor allem die Erscheinungsformen der Natur hatten es ihm sehr angetan. So auch beim hier erklungenen "Dance with the Winds", wie das Flötenkonzert betitelt ist. Beachtlich ist zunächst, dass der Solist - hier Pirmin Grehl - gleich vier verschiedene Instrumente der Flötenfamilie bedienen muss (Pikkolo, "normale" Große, Alt- und Bassflöte). Dann gibt es zumeist eine klare Rollenverteilung zwischen Solist und Orchester, wenig Paraphrasierungen und Synchrones. Das Material reicht dennoch von nervös flatterhaften über breit angelegt ruhenden, jahrmarkthaft beschwingten, dann auch wieder unruhigen, fanfarenhaften bis hin zu tiefmystischen Teilen. Kompositorisch sehr interessant und ansprechend also und in der Interpretation atemberaubend... Leider habe ich das erste Konzert verpasst, aber dieses ließ keine Wünsche offen: ein meisterlich souveränes Orchester, ein gewohnt guter und ebenso gelaunter Dirigent und ein virtuoser Solist mit besten Fähigkeiten selbst beim schnellen Instrumentenwechsel.