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Kamen Klassik holt den Pop in Reinkultur auf die hochsommerliche Bühne

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

KamenKlassik 11Foto: Kajta Burgemeister für KamenWeb.de

von Katja Burgemeister | Fototrecke >>>

Kamen. Viele auf der Bühne und im Publikum waren noch nicht geboren oder lagen in den Windeln, als die Musik des Abends topaktuell war. Andere erlebten zu den Klängen von Oasis, REM oder Sting ihre beste Zeit. Mit der Neuen Philharmonie Westfalen ging es am Samstag „Back to the 90s“ – mit allen Konsequenzen.

KamenKlassik 26Foto: Katja Burgemeister für KamenWeb.deDenn da gab es vieles, mit dem auch tolerante Musikkenner noch heute ihre Probleme haben. Die Spice Girls mit merkwürdigen Namen sind da nicht die einzigen, die auch den Moderator auf eine harte Probe stellten. Dass beim Comeback von Tom Jones die weiblichen Fans die Schlüpfer altersbedingt zum „Tiger“ durchreichten mussten, war nicht zu übersehen. Die Bühne auf dem sonnenüberfluteten Parkplatz vor der Konzertaula war auch ein wenig Therapieraum, der die Aufarbeitung etwa des Perwoll-Ausfalls von Schmuse-Sänger Brian Adams ermöglichte.

Es brauchte also auch eine gute Portion Humor, um vieles, was die 90er zu bieten hatten, auch 30 Jahre später mit guter Laune zu bewältigen. Das gelang spielend unter aufgespannten Regenschirmen als Schutz vor der mehr als kräftigen Sonne. Garry Moore sorgte mit ordentlichem Blues für die nötige Qualität, Sting sowieso, Auch Alanis Morissette ist nach 30 Jahren noch beeindruckend durchdringend. Britney Spears macht heute vor allen mit ihrem Privatleben von sich reden – die meisten der Take That-Mitglieder auch. Lenny Kravitz, Robbie Williams, das heftige Ende von Nirvana, der Überlebenskampf von Metallica vor dem Superhit „Nothing else matters“: Es gab genug Stoff zum Mitsingen, Mitswingen und Mitleiden.

Die Programmhefte taten vor allem deshalb Not, um etwas Erfrischung in der schwülen Luft herbeizufächeln. Die meisten Songs kannte jeder. Viele hielten spontan an und setzten sich mit Hund, Kind und Kegel auf die Wiese, um dem Spektakel zu lauschen. Andere brachten eigene Stühle mit und machten es sich am Rande gemütlich. Wieder andere hatten Spielgeräte dabei, damit für Abwechslung gesorgt war. Open-Air-Klassik eben – die entspannte Version dessen, was sonst mit schickem Outfit etwas gesetzter im Opernhaus vor sich geht.

Als ganz zum Schluss die Partykracher mit Mambo No. 5 und Macarena kamen, gab es kein Halten mehr. Es wurde vor hinter neben der Bühne, ganz hinten, auf dem Rasen getanzt – in allen Alterslagen. Eine Zugabe nach der anderen musste her – schließlich war es noch warm und immer noch heiß. Eine mehr als wohltuende Wiedergutmachung für die meisten Klassik-Fans, die coronabedingt lange warten mussten und im vergangenen Jahr von einem kräftigen Gewitter vertrieben wurden. Auch die Musiker und Solo-Sänger hatten sichtlichen Spaß mit restlos gefüllten Stuhlreihen. Auch wenn Krankheiten hier immer noch Spuren hinterlassen: Mancher Musiker war ausgefallen und auch für Leiter Rasmus Baumann musste spontan Wolfgang Wilder einspringen. Und auf dem Schulhof versuchte sich die jüngere Generation kurzfristig mit einer Parallel-Veranstaltung für Wummer-Rhythmen, die aber schnell den kürzeren zog. Fototrecke >>>

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