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Neue Philharmonie und virtuoser Joseph Moog gestalteten Champions-League-reifen Klassikabend

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Musik

Neue Welt 1 NPW Moog 223wolDie Neue Philharmonie Westfalen und Solist Joseph Moog am Flügel prägten gemeinsam einen Champions-League-reifen Abend. Fotos: (wol) für KamenWeb.de

Kamen. (wol) Ein opulentes Menü servierte die Neue Philharmonie Westfalen beim 6. Konzert der Sinfonischen Reihe in der Konzertaula. Die Zuschauerreihen blieben bei der musikalischen Reise von der Alten in die Neue Welt vielleicht wegen fußballerischer Konkurrenz eher licht. Dabei gehört dieser Abend ganz sicher selbst in die Champions League klassischer Musik.

Neue Welt 3 Moog 223wolJoseph Moog begeisterte mit virtuosem Spiel am Flügel in der Konzertaula.„Rach 3“, genauer Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3, hat schon Pianisten verzweifeln lassen. Der Komponist soll auf der Reise von Russland, wo er das Werk erdacht hatte, zur Uraufführung in den USA selbst als Instrumentalist Respekt gehabt haben vor der Herausforderung, die er da aufs Notenpapier gebracht hatte. Ein neuzeitlicher Kinofilm hat mit der an ein echtes Vorbild angelehnten Darstellung des teils verzweifelten Kampfes eines Pianisten mit diesem Konzert dem Werk neue Aufmerksamkeit beschert. Joseph Moog aber begeisterte am Flügel in der Konzertaula mit seiner virtuosen Version. Stehende Ovationen des Kamener Publikums motivierten ihn sogar noch zu einer ebenso gekonnten Tangozugabe.

Das Orchester begeisterte im Wechselspiel mit dem leidenschaftlichen Spiel des vielfach ausgezeichneten Klaviervirtuosen, der eigentlich für diese Produktion nur eingesprungen war. Das Werk forderte dem Solisten wie der Philharmonie und ihrem Dirigenten Rasmus Baumann auch körperlich einiges ab. Dabei ist es nicht nur das kraftvolle Spiel mit schwungvollen Wellen und dramatischen Höhepunkten, das die Musiker fordert. Die emotionale Bandbreite des Werkes zwingt dazu, Zuhörer intensiv auf diese Reise mitzunehmen.

Anfangs war der Kampf zwischen dominantem Klavier und Orchester spürbar. Dann erst näherten sich beide an, wurde das Miteinander zum Dialog, in dem mal die Bläser den Solisten umschmeichelten, mal das Ensemble das Echo lieferte auf die Anstöße des Flügels oder die Streicher mit der gesamten Philharmonie sich einem Wettstreit stellten, der ihr volles Klangvolumen eindrucksvoll präsentierte.

Generalmusikdirektor Rasmus Baumann hatte für diesen Abend erneut ein thematisches Konzept gefunden, das voll aufging. Wie Rachmaninow revolutionäres Geschehen in Russland vor dem 1. Weltkrieg nach Amerika trieb, so flüchtete Erich Wolfgang Korngold vor dem Nationalsozialismus aus Österreich in die USA. Beide waren in der Neuen Welt auch wirtschaftlich erfolgreich, beide starben hier. Und auch die Sinfonietta H-Dur von Korngold entstand noch vor seiner Flucht in der alten Heimat, unvorstellbarer Weise in einem Alter von 16 Jahren.

Die zurückhaltende Bezeichnung als Sinfonietta ist vielleicht jugendlicher Bescheidenheit Korngolds geschuldet. Das von der Neuen Philharmonie präsentierte Werk schwang sich schnell zu kaum weniger fulminanten Klangbildern auf. Das noch um Glockenspiel und Harfen erweiterte Orchester führte Baumann zu nicht weniger dramatischen Höhepunkten. Wer sich treiben ließ, der konnte durchaus Erol Flynn auf dem Piratenschiff den Feinden entfliehen ahnen oder den gleichen Hollywood-Star der Zwischenkriegszeit als Robin Hood seine Liebste anschmachten fühlen. Schon das Frühwerk vermittelte einen Eindruck von den Filmmelodien, die Korngold in den USA diversen Warner-Brothers-Produktionen mitgab.

Dass er die Untermalung der frühen Tonfilme prägte und damit Traditionen begründete, schien schon in der Sinfonietta spürbar. Auch sie riss den Dirigenten zu Luftsprüngen mit und begeisterte zu Recht das Kamener Publikum. Für die Neue Philharmonie Westfalen kam der Erfolg vielleicht sogar einem Champions League-Sieg gleich. Am 15. März folgt in der Konzertaula mit der Wassermusik verschiedener Komponisten ein weiterer vielversprechender Spieltag.

Neue Welt 7 Baumann 223wolGeneralmusikdirektor Rasmus Baumann führte sein Orchester zu dramatischen Höhepunkten.