Gedicht der Woche: Ein umgestülpter Himmel
Ein umgestülpter Himmel
Meine Mutter badete mich in ihrer Milch
legte mir eine Kette um bis hin zum jungfräulichen Busen
und ließ die Mittagssonne Raum, mich zu bräunen
Meine nackten Füße
berührten die Scheu in meinen Augen
Die beide Täubchen strebten
zu den steinernen Tempeln
Die geschliffen sind von den Tränen demütiger Frauen
Du Kleine da, schlafend auf dem Wasser
die Quellen deiner Opfergaben taufen die Blüten
und geben ihnen von deiner Helligkeit
Wärme die Reste der Liebe und lass sie zur Prophezeiung werden
Gott sprach zu mir in einer Vision: Ich werde die Erde mit seiner Sichel durchfurchen
und auf einen umgestülpten Himmel treten
dessen wollige Wolken unter meinem Atem weiden
Eines Jünglings Blick strich über meine Aureole
als ich im Fluss mit meinem Antlitz spielte
Er warf sein Herz auf den Schatten zwischen uns
dann seine Stimme auf sein Echo
Mein Name mischte sich mit dem, was ich vernahm
Da warf er den Wind zwischen uns und sagte:
Verzeih mir, ich ertrage deine wechselhaften Launen nicht
Wie Perlen, verborgen in Austern, flossen meine Tränen
als Opfergabe für die verbliebene Liebe
Da wühlte das Meer seine Flüsse auf
aus Mitleide für meine Trauer
Voll Unruhe war ich
und so trug auf seinem müden Kissen mich der Schlaf
in mir erwachte ein gereifter September
das Heulen meiner Ewigkeit füllte die Jahreszeiten der Erinnerung
doch war es mir verwehrt zu schlafen
Mein Stern kann nur zurück von seiner Prozession
zu besiegeln mein Prophetentum
mit meiner Muttermilch
Kholoud Charaf