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Gedicht der Woche: Ein umgestülpter Himmel

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

gedicht der woche20KW fiedels adstock 96941854Enthält Datei #96941854 | © Fiedels | Adobe Stock
 
Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregional bekannte Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Ein umgestülpter Himmel

Meine Mutter badete mich in ihrer Milch

legte mir eine Kette um bis hin zum jungfräulichen Busen

und ließ die Mittagssonne Raum, mich zu bräunen

Meine nackten Füße

berührten die Scheu in meinen Augen

Die beide Täubchen strebten

zu den steinernen Tempeln

Die geschliffen sind von den Tränen demütiger Frauen

Du Kleine da, schlafend auf dem Wasser

die Quellen deiner Opfergaben taufen die Blüten

und geben ihnen von deiner Helligkeit

Wärme die Reste der Liebe und lass sie zur Prophezeiung werden

Gott sprach zu mir in einer Vision: Ich werde die Erde mit seiner Sichel durchfurchen

und auf einen umgestülpten Himmel treten

dessen wollige Wolken unter meinem Atem weiden

Eines Jünglings Blick strich über meine Aureole

als ich im Fluss mit meinem Antlitz spielte

Er warf sein Herz auf den Schatten zwischen uns

dann seine Stimme auf sein Echo

Mein Name mischte sich mit dem, was ich vernahm

Da warf er den Wind zwischen uns und sagte:

Verzeih mir, ich ertrage deine wechselhaften Launen nicht

Wie Perlen, verborgen in Austern, flossen meine Tränen

als Opfergabe für die verbliebene Liebe

Da wühlte das Meer seine Flüsse auf

aus Mitleide für meine Trauer

Voll Unruhe war ich

und so trug auf seinem müden Kissen mich der Schlaf

in mir erwachte ein gereifter September

das Heulen meiner Ewigkeit füllte die Jahreszeiten der Erinnerung

doch war es mir verwehrt zu schlafen

Mein Stern kann nur zurück von seiner Prozession

zu besiegeln mein Prophetentum

mit meiner Muttermilch

Kholoud Charaf