Gedicht der Woche: Väter und Söhne
Ratlos gedenken wir der Zeit
als vor hundert Jahren Stürme
von Eisen Europa verheerten
aufbegehrend sich die Söhne
vom Hemd die Vatermörder
rissen dem welschen Nachbarn
siegesstolz die Brust zu bieten
und im Verhau zu verbluten.
Sprachlos gedenken wir der Zeit
als dann die Söhne der Söhne
sich daran machten gestiefelt
Grenzpfähle niederzutreten
siegesblind in Kesselschlachten
skrupellos in Todeslagern
Leichenberge anzuhäufen
bis die eigne Heimstatt brannte.
Reulos gedenken wir der Zeit
da wir Söhne jener Söhne
unsre kriegsverstummten Väter
aufgebracht zur Rede stellten
ihnen lauthals auf der Straße
eine bunte Welt des Friedens
ohne Waffen abverlangten
bis uns der Wohlstand betäubte.
Ruhlos erleben wir die Zeit
da unsere friedlichen Söhne
ihre Kinder mit den neusten
Tablets und Spielekonsolen
ruhigstellen und sich wundern
dass sie lärmend nicht dulden
wie Heuschrecken und Hyänen
unsren ihren Globus plündern.
Klaus Goerke