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Gedicht der Woche: Zeitenwende

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

gedicht der woche20KW fiedels adstock 96941854Enthält Datei #96941854 | © Fiedels | Adobe Stock
 
Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
Zeitenwende

Die Schatten fallen schon.
Bald müssen wir
Die dunklen Schilde an die Scheiben heften.
Dann steht der Frühlingsabend draußen
Kein Fensterflügel lässt sich öffnen
Und durch das feste Tuch rinnt nichts
Vom Wehen aus der Außenwelt herein.
Schon lange sind wir Nacht für Nacht
Im eignen Haus gefangen
Und wagen keinen Schritt ins Freie.
Die Luft im Raum wird dumpfer
Und manchmal schreckt ein Klopfen an der Tür.
Doch einmal birst ein grelles Licht in unser Warten
Lässt Mauern platzen
Die Verdunklung reißen
Frisst eine Spur in mürben Stein:
Die Silhouette an der Wand, die von uns bleibt.
Die Schatten fallen schon.
Verschließ die Fenster.
 
Im Detonationszentrum der auf Hiroshima abgeworfenen Atombombe blieben von den Zehntausenden von Toten keine Überreste bis auf die Umrisse ihrer Körper auf den wenigen erhaltenen Mauerresten.
 
Dorothea Renckhoff