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Kamener Stadtpflanzen - Folge 38: Der Schweden-Klee

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP38Kamener Stadtpflanzen - Folge 38: Der Schweden-Klee. Foto: Dr. Götz Loos für KamenWeb.devon Dr. Götz Loos

Kamen. "Alter Schwede" - oder was hat der Schweden-Klee mit Schweden zu tun? Zunächst einmal denkt man landläufig bei Klee an Weiß-Klee und Rot-Klee, der erste mit weißen, der zweite mit roten Blütenkronen. Der Schweden-Klee (Trifolium hybridum) ist aber oben weiß, unten rosa, wenn man den Blütenstand betrachtet, selten sind alle Blüten in der Farbe ihrer Kronen (dann dunkler) rosa. Der wissenschaftliche Name ("hybridum" von Hybride = Kreuzung, Bastard) deutet an, dass man zunächst offenbar an eine Kreuzung aus Weiß- und Rot-Klee dachte - in der Blütenkronenfarbe dazwischen liegend und vom Rot-Klee der aufsteigend-aufrechte Wuchs. So führt er auch den irreführenden Alternativnamen "Bastard-Klee". Tatsächlich hat der Schweden-Klee jedoch nur entfernt verwandtschaftlich mit den beiden scheinbaren Eltern zu tun und ist erwiesen eine komplett eigenständige Art. So hat er im Gegensatz zu den gedachten Eltern keine Fleckung auf den Blättern; der im Wuchs ähnliche Rot-Klee ist zudem deutlich behaart. 
 
Von der Herkunft her Westeuropäer, wurde dieser Klee bereits im 18. Jahrhundert in Frankreich und eben in Schweden angebaut, was eine zusätzliche Heimat in Nordeuropa denkbar macht - ist aber nicht hinreichend belegt. Wie andere Klees verwildert er schnell und beständig aus Anpflanzungen und Ansaaten, was es sehr schwer macht, ursprüngliche Herkünfte zu identifizieren, zumal der Schweden-Klee heute in ganz Europa und fast weltweit vorkommt. 
 
Und das ist auch der Grund seines Auftretens bei uns: Angebaut und angesät - als Futterpflanze für Tiere frisch (allerdings dann noch bitter im Geschmack) und getrocknet oder gelagert in Silagen, als Zwischenfrucht zur Gründüngung (gemischt mit anderen Pflanzen, u.a. anderen Klees und weiteren Schmetterlingsblütlern) sowie in Ansaaten zur Etablierung von Grün- oder Grasland z.B. in Säumen und an Böschungen (vor allem zur Befestigung). Hier findet er ebenfalls als Düngepflanze Verwendung, zur Unterstützung vor allem des Graswuchses, da der Klee wie sämtliche Schmetterlingsblütler Knöllchenbakterien an den Wurzeln sitzen hat (als Partner einer beidseitig nützlichen Lebensgemeinschaft = Symbiose), die Stickstoff pflanzenverfügbar machen. Auch als Bienenweide ist die Art sehr geeignet, wie alle Klee-Arten. Nur nebenbei sei erwähnt, dass er ebenfalls vom Menschen sogar frisch gegessen werden kann - diese Nutzung ist bei uns allerdings nicht üblich.
 
So "alt" ist "der Schwede" dann bei uns gar nicht - die ersten vereinzelten Kulturen reichen frühestens bis ins 19. Jahrhundert zurück; Kultursippen des Rot-Klee-Komplexes waren bis ins 20. Jahrhundert hinein die vornehmlich und weithin angebauten Klees, gefolgt vom Weiß-Klee. Vermutlich wurde der Schweden-Klee erst nach dem Zweiten Weltkrieg in unserem Raum vermehrt verwendet und zwar überwiegend angesät. Heute ist er auch im Siedlungsgebiet Kamen-Mitte immer noch in Ansaatflächen zu sehen, selbst in frischen Raseneinsaaten, dort aber vereinzelt und wohl nur unbeabsichtigt als Begleiter, d.h. als Saatgut-"Verunreinigung". Ansonsten sieht man ihn in Blühpflanzenmischungen. Eingebürgert ist er sehr zerstreut in Kamen-Mitte auf Brachgelände jeder Art, an mehr oder weniger offenen Stellen von Rasenflächen und Säumen, manchmal in Gräben und in Gärten, vereinzelt in Pflasterfugen. Der Schweden-Klee bevorzugt verdichtete, zeitweise mindestens etwas feuchte Böden, bei uns gern auf Lehm und Mergelton, weshalb er auf trockenen Böden wie Sand und Grus kaum vorkommt. Dagegen wächst er immer wieder an Pfützen und anderen, meist temporären Wasserflächen. Ursprünglich gab es Formen mit zweifachen Chromosomensatz, aus denen Typen mit vierfachem Satz (Verdopplung der Chromosomen durch Mutation, somit mehr Erbsubstanz) durch Auslese gezüchtet wurden, die robuster und langlebiger sind. Vermutlich existieren bei uns Pflanzen beider Ausbildungen, wie die Veränderlichkeit in der Pflanzenhöhe und Wuchsmächtigkeit nahelegen.