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Kamener Stadtpflanzen - Folge 39: Die Walnuss

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP39 1 GLTypisches Blatt einer jungen Walnuss. Fotos: Dr. Götz Loos
 
von Dr. Götz Loos
 
SP39 2 GLAusgegrabene junge Walnuss. An den Wurzeln sieht man noch die SchalenKamen. Schon einmal etwas von einer “Juglandisierung“ gehört? Nein? Aber sicher schon gesehen, die Juglans regia. Sie hat nämlich an Wildvorkommen zugenommen in Kamen, innerhalb der letzten zwei Jahre gerade in Mitte nochmals viel mehr als bereits zuvor. Hinter dem wissenschaftlichen Namen steckt der Walnussbaum oder kurz die Walnuss, denn der Fruchtname steht hier als Teil für das Ganze - wie bei vielen genutzten Pflanzen.
 
SP39 4 GLWild aufwachsende junge Walnüsse in Anlage an der NordenmauerDie Walnuss ist ein wärmeliebendes Gewächs, das seit den 1980er Jahren zunehmend beliebter als gepflanzter Baum in Gärten und Anlagen wurde. Gleichwohl gibt es in Kamen insgesamt auch einige ältere Exemplare, solche sind aber die Ausnahme.
 
Die hartschalige, holzige, furchig-runzelige Nuss, die wir knacken, steckt zunächst in einer relativ weichen, fleischigen, glatten, grünen Hülle, die aber aus Blattorganen gebildet wird und von der Entwicklung her kein Bestandteil der Frucht im engeren Sinne ist. Deshalb handelt es sich tatsächlich um eine Nussfrucht und nicht um eine Steinfrucht, wie man lange gedacht hat. Bleibt die Frucht liegen, färbt sich die Hülle braun und wird weiterhin immer schwärzlicher und zudem rissig. Uns interessiert zum Verspeisen oder Verarbeiten aber vorwiegend das Innere der Nuss, das meist in zwei “Hauptfächer“ (getrennt durch eine echte Scheidewand) und dann jeweils nochmals (durch eine unechte Scheidewand) in zwei “Nebenfächer“ gegliedert ist. Darin sitzt die Struktur, die im Volksmund als die eigentliche Nuss oder der (Nuss-)Kern gilt (im Unterschied zur holzigen “Nussschale“). Strukturell erinnert diese essbare Kernstruktur auffallend an ein menschliches Gehirn, weshalb sie in der mittelalterlichen Signaturenlehre als heilwirksam für das Hirn angesehen wurde. Tatsächlich verfügt die Walnuss über eine ganze Reihe an nützlichen und gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen, weshalb ihr Verzehr und die Verwendung aus ihr hergestellter Produkte (vor allem das Öl) nur empfohlen werden kann. Aber auch ohne Früchte ist die Walnuss als Art gut erkennbar, wobei es in zahlreichen Netzbeiträgen sehr gute Beschreibungen gibt. Hier soll es genügen, auf die Blätter hinzuweisen, denn die selbständig aufwachsenden Exemplare sind meist noch Jungpflanzen ohne (die ziemlich unscheinbaren) Blüten und eben Früchte. Die Blätter sind unpaarig gefiedert zusammengesetzt. Oberflächlich mag man vielleicht an junge Eschen denken, aber die einzelnen Blättchen eines Blattes sind breiter oval und größer, das Endblättchen ist oft gegenüber den anderen vergrößert, die Zähnung am Blättchenrand ist feiner und die Farbe ist bei ausgewachsenen Blättern dunkler und etwas glänzend. Wer dann noch zweifelt, zerreibt ein Blättchen und ein aromatischer Duft wie junges Walnussöl breitet sich aus. Aber Vorsicht: Braune Finger als Nebenwirkung. 
Mit dem Kollegen Ingo Hetzel habe ich 2010 über die erstaunliche Ausbreitung der Walnuss in Westfalen berichtet  (https://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Naturraum/Walnussbaum). Seitdem hat sich die Situation insofern verändert, dass sich die Art im Ruhrgebiet und mithin in Kamen sicher eingebürgert hat. An einzelnen Stellen sind bereits drei Generationen erkennbar und auch durch dauernde Beobachtungen eindeutig nachweisbar. Walnussbäume wachsen ziemlich schnell heran und bilden schon nach kurzer Zeit erste Früchte, so dass der weiteren Ausbreitung Vorschub geleistet wird. Das vermehrte Auftreten von Eichhörnchen und Rabenkrähen im Siedlungsbereich tut sein Übriges dazu, denn sie sind die Hauptausbreiter; viele Früchte werden von ihnen nicht verzehrt, wenn sie gestört werden - oder sie “vergessen“, wo sie ihre Vorräte deponiert haben. 
 
Eine beständige Ausbreitung wurde in Kamen über die Jahre beobachtet und vermutlich durch die zwei extrem trockenen, heißen Perioden in den vergangenen Jahren so gefördert, dass neuerdings ein enormer Ausbreitungsschub festgestellt wird. Und das ist eben, wie der Neophytenforscher Klaus Adolphi es formuliert hat, eine “Juglandisierung“ im verstärkten Sinne: eine außerordentlich starke Ausbreitung der Walnuss.
SP39 3 GLWalnussbaum am Gymnasium mit grünhülligen Früchten