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Kamener Stadtpflanzen - Folge 45: Der Rauch der Erde

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP45GL 1Echter Erdrauch (Fumaria officinalis) in unregelmäßig bearbeitetem Vorgarten an der Fächerstraße. von Dr. Götz Loos

Kamen. Da steht man vor einer ziemlich niedrigen Pflanze mit kleinen, aber langgezogenen, dabei rötlichen Blüten und staunt über den mysteriösen Namen: Echter Erdrauch. Der wissenschaftliche Name stimmt hier mit dem deutschen ziemlich überein: Fumaria officinalis - von lateinisch fumus = Rauch (kennt man abgeleitet auch in anderen Sprachen, z.B. im Französischen: fumée). Wikipedia und Wörterbücher zu Pflanzennamen klären Weiteres auf, vor allem dass der "Rauch" im Namen - wie so oft bei den Namen von Gewächsen - in seiner Herkunft keineswegs eindeutig geklärt ist: augenreizender Rauch beim Verbrennen des Krautes, Auslösen von Tränenfluss (wie Rauch, deshalb Fumaria als Ableitung von "fumus terrae", also der Rauch, der auf der Erde wächst) oder das etwas gräuliche Grün der Blätter; beim Betrachten von Form und Farbe der Kronen denkt man allerdings eher an "Erdflämmchen".

Dass dieses Pflänzchen einmal häufig war in den Gemüsebeeten in den Siedlungen und außerhalb in Äckern, besonders in Hackfruchtkulturen, spiegelt sich im alternativen deutschen Namen Gewöhnlicher Erdrauch. Auch wenn die Art immer noch gefunden werden kann, ist sie aber längst nicht mehr "gewöhnlich". Das "Echte" im Erdrauch hingegen bezieht sich auf seine ehemalige Nutzung als Heilpflanze (eine "offizinelle" Pflanze, daher auch wissenschaftlich "officinalis"), belegt mindestens als Krampflöser im Verdauungstrakt.

Ob Heilpflanze oder nicht - ähnlich wie das unlängst hier behandelte Gewöhnliche Greiskraut war der Erdrauch gefürchtet, weil er sich in Kulturen massenhaft ausbreiten konnte.
Trotz seiner Bekämpfung hat er in einigen Gärten ausgehalten, wenn auch nur als Randerscheinung. In Äckern wurde er durch Herbizide stark dezimiert, kommt aber reichlicher wieder, wenn ein Acker einmal brachfällt. Er SP45GL 2Blütenstände des Echten Erdrauchesscheint eine recht a In Getreidefeldern kam er vermehrt auf, wenn das Stoppelstadium erreicht war - was es heute praktisch gar nicht mehr gibt. Im Siedlungsraum Kamen-Mitte findet man ihn vor allem in relativi frisch verbrachten Gärten sowie - und das in erster Linie - auf Baustellen, namentlich auf dortigen Erdhaufen. Und, wie gesagt, häufig ist der Erdrauch in Kamen (und weiterer Umgebung) nicht mehr, eher zerstreut.

Die Erdrauch-Pflanzen wachsen aufrecht, oft am Grund erst aufsteigend und können in dichtem Bestand durch Anlehnen an Stützen, also andere Pflanzen, an besseren Lichtgenuss geraten (eine Form des so genannten Spreizklimmens). Die Blätter sind fein und regelmäßig gefiedert, dabei grün mit mehr oder weniger stark grauem Anflug - gleichfarbig wie die Stängel. Bei den Blüten sind jeweils die Kronblätter zu einer länglichen, um 8 mm langen Röhre zusammengefasst, die einen kaum glauben lassen, dass dies ein Mohngewächs ist (siehe aber die ähnlichen Lerchensporne).

Die röhrigen Kronen sind an der Spitze sehr dunkelrot bis fast schwärzlich gefärbt, der Rest der Röhre ist mindestens bei uns meist rosa (wie im Foto), seltener verschieden tief purpurrot, ausnahmsweise sehr dunkel (nicht verwechseln mit dem ähnlichen Wirtgens Erdrauch, Fumaria wirtgenii, der jedoch in Kamen nur einmal in Westick in einem Garten beobachtet wurde). Die Früchte sind rundlich-kugelig, an der Spitze allerdings erkennbar abgeplattet. Eine kuriose Pflanze ist der Erdrauch allemal, seine Kleinheit gleicht er nicht selten durch Ausbildung größerer Bestände aus.

SP45GL 3Früchte des Echten Erdrauches mit typischer Delle oben