-Anzeige-

Anzeige

Kamener Stadtpflanzen - Folge 67: Selbständig werdende Pracht: Die Breitblättrige Platterbse

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP67oBreitblättrige Platterbse an der Koppelstraße
von Dr. Götz Loos
 
SP67mFrüchte (Hülsen) der Breitblättrigen PlatterbseKamen. Große Schmetterlingsblüten, meist von atemberaubender leuchtend purpurner Farbe, an einer rankenden Pflanze (die Ranken vorn an den gefiederten Blättern) mit breiten Flügeln an Stängeln und Blattranken - diese Erscheinung kann man schon seit Jahren in Kamen-Mitte an einzelnen Stellen beobachten. Aber in jüngster Zeit nimmt die Zahl der Fundorte deutlich zu und die bereits vorher vorhandenen Bestände breiten sich vor Ort mitunter stark aus.
 
Dieser Schmetterlingsblütler ist die Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius), eine süd- bis osteuropäischen Pflanzenart, welche in der südlichen Schweiz und in Ost-Österreich ihre nächsten heimischen Vorkommen aufweist. Im Volksmund heißt sie auch "Wicke", "Staudenwicke", früher vermehrt zudem "Bukettwicke". Die Verwandtschaft mit Wicken ist da (belegt durch Untersuchungen am Erbgut, der DNA), doch werden die Platterbsen traditionell unterschieden - und es macht Sinn, eher sie und die Wicken auf mehrere Gattungen zu verteilen als sie alle zusammenzufassen. Die einjährige "Wicke" der Gärten ist übrigens ebenfalls eine Platterbse.
 
Die Breitblättrige Platterbse ist schon sehr lange in Gartenkultur als Zierpflanze und erfreute sich im 18. Jahrhundert extremer Beliebtheit. Doch hat sie durchgehalten und findet sich bis heute kultiviert in Gärten, nur nicht mehr so häufig. Die vorhandenen Gartenvorkommen reichten und reichen jedoch für Verwilderungen aus, manchmal gibt es unmittelbare Garten-"Ausbrüche". Gelegentlich keimen auch Pflanzen aus beseitigten abgestorbenen, trockenen Exemplaren, die mit Gartenabfällen ausgebracht werden - sofern noch Früchte und Samen an den Pflanzen sind.
 
SP67uHellkronige Form der Breitblättrigen Platterbse (Lathyrus latifolius)Herrscht auch die typische Form mit den erwähnten purpurfarbenen Kronen vor, so gibt es mehrfach Bestände, bei denen zusätzlich hellkronige Typen (weißlichrosa, z.T. fast weiß) vorkommen (z.B. im Norden Kamens an der Münsterstraße), vereinzelt gibt es solche ausschließlich an einem Wuchsort. Äußerst selten sieht man Pflanzen farblich zwischen den beiden genannten Farbtypen.
 
In Kamens Siedlungen in Mitte wie drumherum und überhaupt hat die Zahl der Vorkommen befeutend zugenommen, wenn die Art hier auch noch nicht als häufig bezeichnet werden darf, sondern eher als zerstreut. Von Gartenrändern, Gebüschsäumen, Hecken bis hin zu Brachen, Straßenrandbeeten und Böschungen existiert eine Palette an Standorten - und es ist wohl noch nicht ausgemacht, ob die Platterbse sich überall halten wird. Die Ausbreitungen vor Ort beweisen dennoch oft Einbürgerungen, zumal sich die Art teilweise seit Jahrzehnten an solchen Stellen festgesetzt hat.
 
Der Begriff: Schmetterlingsblüte
Die Schmetterlingsblüte ist charakteristisch für die Gattungen und Arten der Familie Schmetterlingsblütler (Fabaceae), die auch als Hülsenfrüchtler bekannt ist. Zu dieser Familie gehören wichtige Nutzpflanzen wie Bohnen, Erbsen und Kichererbsen, aber auch Klee, Lupinen etc. 
Typisch für die Schmetterlingsblüte ist die Dreiteilung der Krone in eine obere "Fahne", zwei seitliche "Flügel" und das meist nach vorn gerichtete, meist wie ein Kahn geformte "Schiffchen", das aus zwei verwachsenen Kronblättern besteht, unten.