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Kamener Stadtpflanzen - Folge 69: Blütenkerzen an der Seseke: Der Blut-Weiderich

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

SP69oBlattwerk des Blut-Weiderichs
 
von Dr. Götz Loos
 
SP69mBlüten des Blut-WeiderichsKamen. Der Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) gehörte früher, als es auch im Siedlungsbereich Kamen-Mitte noch vermehrt Gewässer gab, zu den typischen Feuchtgebietsarten - so wie er heute drumherum örtlich noch in Menge zu sehen ist (so innerhalb unserer Stadtgrenzen u.a. in Straßengräben in Rottum, Werve und bei Wasserkurl). Vor allem die Regulierung und Bettbetonierung von Seseke und Körne, das Zuschütten von Feuerlöschteichen sowie die Entwässerung und Überbauung des Seseke-Altwassergebietes Mersch führten bei dieser Art und vielen anderen Pflanzen der Feuchtgebiete zu einem dramatischen Rückgang.
 
Aber er hat überlebt, an einzelnen Stellen - sogar in Fugen des Betons an der Seseke, wenn auch arg gebeutelt. Die in den 1980er Jahren einsetzende Beliebtheit von Gartengewässern führte zu einer vermehrten Anpflanzung des Blut-Weiderichs, Ausbreitungen und Verwilderungen inklusive. Doch der große Wurf kam erst noch - der naturnahe Umbau von Seseke und Körne, die so genannte Renaturierung. Aus artenschutzpraktischer Sicht freilich ungünstig war die Tatsache, dass man mit Initialpflanzungen vorgelegt hat anstatt abzuwarten, was sich von selbst (wieder) ansiedelt. 
 
So wurden nicht heimische Herkünfte von Feuchtgebietsarten an unseren Flüsschen eingesetzt. Heute kann man deshalb - unter anderem beim Blut-Weiderich - nicht mehr sagen, was aus Pflanzungen stammt und was von selbst gekommen ist. Für den Artenschutz ist dies fragwürdig, zumal heute die Naturschutzgesetzgebung klar nach heimischen ("gebietseigenen") Herkünften verlangt.
 
Abgesehen von einigen besonderen Standorten, z.B. in Pflasterfugen oder auf feuchtem Brachgelände, konzentrieren sich die Vorkommen im engeren Siedlungsbereich Mitte auf das Ufer der Seseke, hier ist der Blut-Weiderich verbreitet und örtlich häufig, sonst ist er in diesem Gebiet als sehr selten einzustufen. 
Insgesamt ist er in Deutschland keine seltene Art, weist allerdings - wie in Kamen - regional große Rückgänge auf. 
In Nordamerika handelt es sich um eine invasive Art (Neophyt aus Europa, aus Pflanzungen verwildert), sie zeigt jedoch offensichtlich keine Verdrängungseffekte - trotzdem wird sie dort bekämpft...
 
Die kerzenartigen Blütenstände (Scheinähren) sind zur Vollblüte eine wahre Pracht: In zahllosen Blüten pro Blütenstand entwickeln sich leuchtend purpurviolette Kronblätter (in der Mehrzahl 6, was bei hiesigen Pflanzen recht ungewöhnlich ist), die reichlich von Insekten besucht werden. Eine auffällig bogige Form haben auch die oberseits eingesenkten, unterseits hervortretenden Nerven der meist schmalen, lanzettlichen bis eiförmigen, ganzrandigen Blattspreiten.
Die Pflanzen erreichen bei uns in der Regel Wuchshöhen von einem Meter bis 1,50 m. Am Sesekepark findet sich am Ufer allerdings auch ein auffällig schlankes übermannshohes Individuum.
 
Der Begriff: Ganzrandige Blattspreiten
Blattspreiten können am Rand verschieden ausgeprägt sein. Oft sind sie gezähnt oder gesägt, wobei letzteres bedeutet, dass sie auch gezähnt sind, die Zähne jedoch eine gewisse Ähnlichkeit mit Zähnen einer Säge zeigen. Ganzrandig hingegen bedeutet, dass der Rand "glatt" ist, somit keinerlei Zähnung aufweist. 
Manchmal sind so gestaltete Spreitenränder wellig oder sie weisen ungezähnte Einbuchtungen auf. In den botanischen Bestimmungsbüchern wird dann oft nicht erwähnt, ob Zähne vorhanden sind oder nicht, dies muss beachtet werden, wenn man herausbekommen möchte, um welche Pflanzenart es sich handelt!
SP69uDichter Bestand des Blut-Weiderichs (Lythrum salicaria) an der Seseke