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Kamener Stadtpflanzen - Folge 75: Miniteppiche auf dem Boden: Der Quendelblättrige Ehrenpreis

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos

sp75 1223Teppichartiger Bestand des Quendelblättrigen Ehrenpreises an der Henri-David-Straße Kamen. Manchen Thymianen ähnlich sind seine Blätter. Weil diese in manchen Regionen "Quendel" heißen, nannte man den hier betreffenden Quendelblättrigen Ehrenpreis (Veronica serpyllifolia) so; in manchen Büchern hat man den Namen durch "Thymianblättrigen Ehrenpreis" ersetzt - ich bleibe aber bei dem Namen, unter dem ich ihn kennenlernte.

Der Quendelblättrige Ehrenpreis ist eine in den Kamener Siedlungsgebieten Mitte ziemlich verbreitete Pflanze, jedoch mit örtlichen Schwerpunkten. Sie wächst gern auf offenen, etwas verdichteten Böden und ist damit prädestiniert für Brachen und teilverbrachte Flächen, wo sie reichlicher vorkommt (besonders viel auf einer entsprechenden Fläche an der Henri-David-Straße).

Tritt verträgt dieser Ehrenpreis offenbar ganz moderat, deshalb ist er auch in Pflasterfugen ab und zu präsent, vor allem aber in Scherrasen, in denen nicht jedes Kräutchen ausgerupft wird (darum in Parks und Abstandsgrün häufiger als in Gärten). Manchmal findet man das Gewächs auch auf Mauerkronen (wenn dort die Feuchtigkeit längere Zeit in Spalten verbleibt), in etwas feuchter gehaltenen Blumenkästen etc. An ganz offenen Stellen, z.B. auf Baustellen, die längere Zeit unberührt bleiben, ist die Art nicht selten einer der Erstbesiedler.

sp75 2 1223Blütenstände des Quendelblättrigen Ehrenpreises (Veronica serpyllifolia)Obwohl ihre Triebe bis 30 cm Länge erreichen, ragen die traubigen bis ährigen Blütenstände meist kaum mehr als 5, höchstens 10 cm nach oben und fallen nicht sonderlich im begleitenden Gras auf. Nur wenn die Sonne scheint, sind die kleinen weißlichen Blütenkronen mit blauer Aderung auffälliger. An offenen Stellen erkennt man dann aber doch die dicht sitzenden Blätter der Grundtriebe - die Triebe sind oft durch ausgedehnte Verzweigung teppichartig entwickelt und liegen dem Boden an. Solche "Miniteppiche" liegen mitunter dicht an dicht nebeneinander. Die Art gehört zu den Wurzelkriechpionieren. Wenig spektakulär sind die kleinen länglichen Blätter mit ganzrandiger bis seicht gezähnter Spreite.

Wenn es nicht zu kalt im Winter ist, können einzelne Exemplare des Quendelblättrigen Ehrenpreises auch dann noch zur Blüte gelangen. Die Fruchtstände wurden früher zu allen Jahreszeiten mit zahlreichen ähnlichen Kräutern, namentlich anderen Ehrenpreisen, aber auch Vogelmiere, zum Füttern des in früheren Zeiten vermehrt gehaltenen Geflügels, vornehmlich der Hühner, gesammelt.

Der Begriff: Wurzelkriechpionier
Diesen Begriff liest man im Zusammenhang mit vielen Pflanzen, die sich aus dem Boden heraus ungeschlechtlich verjüngen und bisweilen dichte Bestände aufbauen können. Dabei wird der Begriff grundsätzlich nicht konsequent einheitlich verwendet, denn oft sind auch Arten mit gemeint, welche aus Erdsprossen heraus wachsen. Im strengen Sinn sind aber nur solche Pflanzen gemeint, die ein horizontal flächig weit ausgedehntes Wurzelsystem unterhalten, aus denen sich zahlreiche Sprosse heraus bilden können. Das ist beim Quendelblättrigen Ehrenpreis der Fall.