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Kamener Stadtpflanzen - Folge 76: Das entsprungene Ros': Die Christrose

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

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von Dr. Götz Loos
 
Kamen. Welche Rose blüht an Weihnachten? Welche ist die "entsprungene" aus dem bekannten Weihnachtslied? Rosen, die Kerngattung der Rosengewächse, in Gärten und Beeten blühen in der Tat immer noch vereinzelt, sofern der Kälteschock nicht allzu sehr zupackt. Doch diese sind nicht gemeint, sondern ein Hahnenfußgewächs mit dem überraschenden Blühschwerpunkt im Winter und Vorfrühling: Die Christrose (Helleborus niger). 
 
Fünf weiße, glänzende, relativ große, kronblattähnliche Hüllblätter machen den Zauber der Christrose aus. Sehr selten gibt es hellrosa blühende Sorten, öfter ist die Unterseite der Hüllblätter leicht rosa angehaucht. Im Prinzip ist sie unter den gepflanzten Nieswurzen, denn in diese Gattung gehört sie (heißt deshalb auch Schwarze Nieswurz, denn ihre unterirdischen Sprosse sind schwarz bzw. haben einen schwarzen Kern), die einzige Art mit regelmäßig reinweißen Hüllen. 
Daneben besitzen die Blüten kleine, krug- oder zungenartige grüne Honig- oder Nektarblätter, die den Nektar speichern. Staubblätter, die in der Blütezeit leuchtend gelb wirken, sind in jeder Blüte reichlich vorhanden.
 
Nieswurze besitzen auffällig gelappte Blätter, die bei der Christrose ausgesprochen fußförmig (wie Zehen) angeordnet sind. Sie sind glänzend dunkelgrün und ledrig. 
Die Früchte stehen zusammen in einem Fruchtstand und sind aufgeblasen (Bälge), die glänzend schwarzen Samen werden oft von Ameisen ausgebreitet. 
In den Herkunftsgebieten blüht die Christrose erst etwa ab Februar, so dass bereits um Weihnachten in Blüte stehende Exemplare als Wunder behandelt wurden. Durch Auslesezüchtungen hat man seit Typen mit Weihnachtsblüte erzeugt und in den Handel gebracht. 
 
Die Christrose enthält zahlreiche, auch sehr stark bis tödlich wirkende Giftstoffe, vornehmlich in den Erdsprossen. Das hat sie früher auch als Heilpflanze interessant gemacht, aber eine schon kleine Fehldosierung vermag fatale Folgen haben - schön, aber mit Vorsicht zu genießen - bzw. nur mit den Augen zu bewundern!
 
Die Pflanze stammt aus den Alpen. In westfälischen Bauerngärten war sie vermutlich schon lange in Kultur präsent, jedoch einst als Rarität und deshalb besonders gehütet. Heute wird sie nicht selten in Kamener Gärten und Vorgärten gepflanzt, dabei eher einzeln oder in kleinen Trupps. Es hat lange gedauert, bis ich selbst ausgesäte, verwilderte Exemplare gefunden hatte, doch seit gut zehn Jahren sieht man immer wieder spontane Jungpflanzen, meist in der Nähe gepflanzter Exemplare - für die Siedlungsbereiche Kamen-Mitte kann man von seltenen Vorkommen sprechen. Ganz vereinzelt kommen zudem Verschleppungen mit Gartenabfällen vor. 
 
Der Begriff: Weihnachtspflanzen
Was man als "Weihnachtspflanzen" ansieht, hängt stark von den Betrachtenden ab. Daher zählen hierzu nicht nur solche, die an Weihnachten von selbst blühen, sondern auch Arten und Kreuzungen mit schmuckem, dem Anlass entsprechenden Laub (so natürlich die breite Palette an Nadelhölzern, inklusive bestimmter schuppenblättriger Koniferen, besonders Scheinzypressen; Mistel), solchen, die neben mehr oder weniger immergrünem Laub auch leuchtende Früchte zu bieten haben (Stechpalmen; Scheinbeeren) oder solche, die man zu Weihnachten zum Blühen bringen kann (Zweige in der Vase, u.a. von Kirschen - so genannte "Barbarazweige"). Manche Sträucher treiben bei nicht zu kalten Temperaturen Blätter aus (Holunder; Schneeball). 
Was draußen zu Weihnachten blüht, ist freilich sehr witterungsabhängig. In sehr milden Wintern konnte man auch bereits "verfrühte" Frühblüher wie Veilchen beobachten, aber auch z.B. Blaubeeren. Solche Phänomene wurden im Volksglauben als Wunder angesehen, gerade wenn sie an den Weihnachtstagen gefunden werden konnten.