-Anzeige-

Anzeige

Kamener Stadtpflanzen - Folge 79 Auf verschiedenen Wegen angesiedelt: Die Bunte Kronwicke

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Natur & Umwelt

von Dr. Götz Loos
 
sp79GLBestand der Bunten Kronwicke (Coronilla varia) in Beet am Markt Kamen. Zunächst einmal als Bahnwanderer in Kamen ist die Bunte Kronwicke (Coronilla varia; auch in eine eigene Gattung als Securigera varia gesteckt) erschienen, vermutlich aus östlichen Gefilden stammend. Meine ersten Nachweise gelangen in den 1980ern an der alten Klöcknerbahn, als diese noch nicht so stark vom Gehölzwuchs zugewachsen war. Dort ist die Kronwicke als lichtbedürftige Pflanze längst verschwunden.
 
In bestimmten Begrünungs- und Blüher-Ansaaten ist die Art enthalten und wurde so auch eingesät, wobei sie sich nur an für sie günstigen Stellen dauerhaft hält. Jedoch wurde sie in Kamen-Mitte nur selten mit Ansaaten an öffentlich zugänglichen Stellen eingebracht, dann aber hat die Kronwicke sich örtlich eingebürgert. Einige Leute haben sie auch in ihre Gärten eingebracht. Möglicherweise stammen die Vorkommen in Straßenrandbeeten (u.a. am Markt und an der Derner Straße) aus Ansaaten, was jedoch nicht mehr erkennbar ist. Außerdem existiert sie im Schulgarten des Gymnasiums, wo sie freilich angesiedelt wurde. Insgesamt handelt es sich in den Siedlungen von Kamen-Mitte um eine seltene Pflanze.
 
Einmal Fuß gefasst, dehnen sich Bestände der Bunten Kronwicke deutlich aus, weil sich die Stängel stark verzweigen. Außerdem kann sich die Pflanze an andere Pflanzen anlehnen und wird so unfreiwillig in ihrem Drang zum Licht hin zu wachsen gestützt. Eine "wirkliche", rankende Wicke ist die Art nicht, obwohl innerhalb der Familie Schmetterlingsblütler verwandtschaftliche Beziehungen existieren. Die Blüten stehen in rundlichen Dolden zusammen, die Kronblätter besitzen weiße und hellviolette oder rosafarbene Partien (deshalb "bunt"), selten sind sie vornehmlich kräftiger violett gefärbt. Die Blätter weisen eine unpaarige Fiederung auf, ihre Blättchen sind ganzrandig und in der Form länglich-eiförmig bis elliptisch, meist sind 6 bis 12 Blättchenpaare je Blatt vorhanden.
 
Die Blütendolden zeitigen auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Arten der Gattung Klee, gleichfalls Verwandtschaft. Weil die Bunte Kronwicke allerdings giftig ist, sollte man nicht versuchen, den Nektar aus den Blüten zu saugen, so wie es Kinder vor allem früher vermehrt beim Weiß-Klee versuchten.
 
Der Begriff: Eisenbahnwanderer
Pflanzen, die sich Stück für Stück entlang von Bahngleisen ausbreiten, sind Eisenbahnwanderer - wissenschaftlich spricht man von ferroviatischer (= Bahnstrecken auf Latein) Linienmigration. Streng genommen, muss man unterscheiden zwischen selbständiger Ausbreitung entlang der Bahnstrecken und der Verschleppung von Pflanzen an bestimmten Stellen der Bahnstrecken (z.B. auf Bahnhöfen), wobei im letzteren Fall von den Einschleppungsstellen eine weitere Wanderung bzw. Ausbreitung stattfinden kann. Oft sind es mehr oder weniger wärmeliebende Pflanzen, die sich an Bahnen ausbreiten, darunter ursprünglich an Felsen wachsende Arten, für die der Bahnschotter ein Ersatzstandort ist. Heute gelingt eine Ausbreitung im Gleisbereich deutlich schlechter als früher, da der Wuchs dort durch harte Bekämpfungsmaßnahmen (Herbizide, Abflämmen) reduziert wird. Mit Wiesen-Pastinak und Bunter Kronwicke haben wir zwei Porträts von Arten gebracht, die zuerst als Bahnwanderer in Kamen aufgetaucht waren.
SP79 2GLBlütenstand der Bunten Kronwicke