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Feierschichten und Stilllegungen: Besucher diskutierten ambitioniert über den Niedergang der Steinkohle im Haus der Stadtgeschichte

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Stadtgeschichte

Referent Karl Lauschke 823wolDer Historiker Dr. Karl Lauschke referierte im Haus der Stadtgeschichte über die Bergbaukrise im Rahmen der Aktivitäten zu 150 Jahren Monopol.

Kamen. (wol) Das Zechensterben seit den späten 50er Jahren, verbunden mit dem Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen und strukturellen Einbrüchen in betroffenen Städten bewegt noch heute Betroffene und Zeitzeugen. Im stark gefüllten Haus der Stadtgeschichte gab es nach dem Vortrag von Historiker Dr. Karl Lauschke im Rahmen der Aktivitäten zu 150 Jahren Monopol jetzt eine rege Debatte.

Karl Lauschke hatte zuvor erläutert, wie es nach dem Nachkriegsboom der Steinkohle und trotz ehrgeizigen Wachstumsprognosen und Förderzielen zum Niedergang der Steinkohle kam. Die Konkurrenz von Importkohle und zunehmend Mineralöl, die trotz womöglich verspäteter Mechanisierungsanstrengungen hohen Förderkosten in Deutschland, konjunkturelle Entwicklungen, politische Entscheidungen und unterschiedliche Interessenlagen der alten Bergbaugesellschaften und Zecheneigner bestimmten den Rahmen der einsetzenden Bergbaukrise.

Feierschichten häuften sich erstmals 1958, einhergehend mit Gehaltsverlusten und Protesten. Zur ersten krisenbedingten Zechenstilllegung kam es noch im Sommer 1959. Der Marsch auf Bonn im September 1959, hohe Mechanisierungsanstrengungen einhergehend mit enorm erhöhten Fördermengen pro Bergmann und Schicht stoppten die Entwicklung ebenso wenig, wie gesetzliche Flankierungen. Absatz- und Fördermengen sanken. Politik trieb zunehmen die Sorge um vor eskalierenden Protesten und einem „brennenden“ Ruhrgebiet. Angesichts zunehmender Stilllegungsanmeldungen forderte die Bergbaugewerkschaft eine Neuorganisation der Steinkohle für eine Koordinierung von Investitionen und die Vermeidung der Stilllegung selbst von hochmodernen Zechen mit guter Vorratslage.

Die alten Zechengesellschaften schlossen das nicht aus, priorisierten aber privatwirtschaftliche Lösungen und wollten attraktive Kraftwerke und aussichtsreichen Grundbesitz ausnehmen von solchen Lösungen. Tatsächlich blieb manches Filetstück außen vor bei der Gründung der Ruhrkohle AG. Bis zu deren Bildung waren von 1958 bis 1968 270000 Arbeitsplätze im Steinkohlenbergbau verloren gegangen. Mit der Ruhrkohle und dem massiven Einsatz der Bergbaugewerkschaft aber gelang es, den Niedergang der Steinkohle zeitlich zu strecken und sozial abzufedern, so der Tenor der Debatte im Haus der Stadtgeschichte.

Auch für Monopol aber und für sämtliche Schachtanlagen in Kamen und dem Umland sollte der Niedergang des Steinkohlenbergbaus schließlich das Ende bedeuten. Den Schlusspunkt der Vortragsreihe setzt deshalb Heinz Assmann, ehemaliger Bezirksleiter der Bergbaugewerkschaft, am Mittwoch, 23. August, wiederum ab 19 Uhr im Haus der Stadtgeschichte. Dabei sollen weitere Zeitzeugen zu Wort kommen und es soll noch einmal das alte Monopol-Lied erklingen, bevor am 26. August ab 11 Uhr am Grillo-Förderturm der 150. Jahrestag des ersten Spatenstiches für den Zechenschacht gefeiert wird.