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GSW-Chef zeichnet im Rat finsteres Bild künftiger Energiekosten: "Lage dramatisch"

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Lokalnachrichten

GSW Pressefoto Jochen Baudrexl822GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl informierte den Rat von der aktuellen Entwicklung beim heimischen Energieversorger. Foto: GSWvon Alex Grün

Kamen. Das Thema Energie beherrschte weite Strecken der letzten Ratssitzung und nahm einen ganzen Punktekomplex auf der Tagesordnung in Anspruch. GSW-Geschäftsführer Jochen Baudrexl gab den Ratsmitgliedern als kommunaler Ansprechpartner Nr. 1 Einblicke in die aktuelle Situation von Energiemarkt, Gasversorgung und Preisen, und ging auch auf den Umgang mit der von vielen gefürchtete Stromsperre ein.

"Wir befinden uns in einer nie dagewesenen Krise mit unglaublichen Auswirkungen, die nicht ansatzweise vorauszusehen sind", betonte Baudrexl zu Beginn.

Nach den Energie- und Wasseranpassungen stünden allen Verbrauchern, ob privat oder geschäftlich, in den nächsten Jahren mächtige Teuerungen ins Haus. So könnten sich durchschnittliche Ein- bis Zwei-Personenhaushalte in der GSW-Grundversorgung, ausgehend von den Preisen des Jahres 2021, nach einer Erhöhung von 17,6 Prozent für 2022 nun für das kommende Jahr auf eine Erhöhung von 54,6 Prozent "freuen", das entspräche 113 Euro im Monat zusätzlich. Einem durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt stünde schon eine Erhöhung gegenüber 2021 von etwa 60 Prozent ins Haus, was für "Otto Normalverbraucher" Mehrkosten von monatlich 188 Euro bedeuten würde. Noch übler erwische es indessen Industriekunden mit einem Beispiel-Jahresverbrauch von zwölf Mio. Kilowattstunden, die sich bislang noch nicht für ihren Energiebedarf für das Jahr 2023 eingedeckt haben. Auf sie sieht Baudrexl eine Steigerung um fast 300 Prozent (entspricht etwa sieben Millionen Euro) beim Strom und eine Steigerung von 334 Prozent (entspricht etwa 4,3 Millionen Euro) beim Erdgas zukommen. Und dabei betrage der höchste GSW-Versorgungssatz beim Erdgas immer noch gerade einmal ein Drittel von den teuersten Tarifen etwa bei Vattenfall oder Rheinpower.

rat 2 2 922Strom

Der Preis ist eine Sache, die Verfügbarkeit eine andere: "Ob wir in diesem Winter genug Gas und Strom haben, kann jetzt noch niemand vorhersagen", so Baudrexl. Bei den drei deutschen Gasübergangsstationen in Greifswald, Mallnow und Waldhaus, über die bis vor kurzem russisches Gas nach Deutschland strömte, komme nach Aussage der Bundesnetzagentur nichts mehr an. Man brauche intakte Gaslieferungen aus Norwegen und den Niederlanden, sonst könnte es womöglich nur für zwei Monate reichen. Insofern hoffe er auf einen milden Winter und ruft dazu auf, schon jetzt möglichst viel Gas zu sparen, das derzeit gebraucht wird, um die Speicher zu füllen. Die für das Jahr 2023 abzusehende Marktpreisentwicklung bezeichnet Baudrexl als "dramatisch" und zeigt auf die Jahresdiagramme, die sowohl für Strom als auch für Gas praktisch seit August jeweils einen senkrechten Graphen aufweisen, der aktuell bei knapp 300 Euro pro Megawattstunde (Erdgas) beziehungsweise bis zu knapp 1000 Euro pro Megawattstunde (Strom) steht.

Die auf die tagesaktuelle Nachfrage ausgerichteten Spotmärkte für Gas und Strom sowie die umstrittene Merit Order-Rangfolge, die den Preis in die Richtung der teuersten - darunter auch klimaneutralen - Energietechnologien, also nach oben, drückt, sind die beiden Faktoren, die im Zuge der Ukraine-Krise maßgeblich für die Energiepreisexplosion verantwortlich sind. Es hört sich wie eine Art "Teufels-Mikado" an, wenn Baudrexl die Parameter im Spiel um die Preisentwicklung erläutert. Das Problem, dass plötzlich viele Discounter ihre Kunden nicht mehr versorgen konnten, habe zu steigenden Kundenzahlen bei den GSW geführt - also auch zu einer steigenden Nachfrage, die am Spotmarkt wiederum zu höheren Preisen geführt habe. Sollte die Menge für die Versorgung der Neukunden nicht reichen, können diese die GSW binnen 14 Tagen wieder verlassen, was sich - je nach Menge - dann wiederum auf die Preisentwicklung auswirke. Auch das Verbrauchsverhalten je nach Witterung könne dieses Mengenrisiko in die Höhe treiben. Denn im Fall, dass die am Terminmarkt gesicherten Bestände nicht ausreichen und dann wiederum über die Spotmärkte zu immens hohen Preisen aufgefüllt werden müssen, steige mit dem Mengenrisiko auch das Beschaffungsrisiko, erläuterte Baudrexl.

rat 2 3 922Gas

Der Wegfall der EEG-Umlage und die Verschiebung des CO2-Preises senkten die horrenden Belastungen nur unmaßgeblich, die statt dessen von Faktoren wie Bilanzierungs-, Gasbeschaffungs- und Gasspeicherumlage sowie Netzentgelt nach oben getrieben werden, auf die der lokale Versorger keinerlei Einfluss habe, sagt Baudrexl. Auch befürchtet er, dass die Energiepauschale "schon bald verpufft" sein werde. Was die Ängste vor Stromsperren betrifft, die ja aufgrund der Heizungstechnik meist gleichzeitig Gassperren sind, versucht der GSW-Chef zu beruhigen: man werde seitens der Stadtwerke mit Kulanz auf die Kunden zugehen und sei, wie seit jeher, auch zu unkonventionellen Zahlungsmodalitäten bereit - sprich: Ratenzahlung. Außerdem sei eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen Versorger und Kunden dringend nötig, um mögliche Abstürze in eine Schuldenspirale zu vermeiden, sagt Baudrexl. Daran werde kontinuierlich gearbeitet. Klar müsse aber auch sein, dass Stadt und Stadtwerke letztlich in einem Boot säßen - "diesen Zusammenhang machen sich viele gar nicht bewusst", so der GSW-Chef. "Denn wenn die Kunden ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können und der kommunale Versorger daraufhin in die Insolvenz geht - dann wird's richtig übel", sagt Baudrexl und hofft, dass es niemals soweit kommen wird. Jetzt werde erst einmal das Preisänderungspotential für 2023 ermittelt, dafür muss zunächst die Erdgasbeschaffung für das nächste Jahr abgeschlossen sein und die Höhe der Netzentgelte feststehen. Ob die jetzt erfolgte Verstaatlichung des Energiekonzerns Uniper, zu dem übrigens auch russische Kohlekraftwerke gehören, die geplante Gasumlage stoppen wird, bleibt abzuwarten. Wenn sie ausbleibe, versichert Baudrexl, werde sie natürlich auch nicht auf die Kunden umgelegt.

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