Der Ernsting's-Leerstand in der Weststraße soll am Sonntag, 1. Mai, als städtische "Treffbar" eröffnet werden. Foto: Archiv
von Alex Grün
Kamen. Der geplante Bürgertreff im Leerstand in der Weststraße wirft seine Schatten voraus: am 1. Mai soll dort Einweihung gefeiert werden. Das teilte die Stadt Kamen am Donnerstag im Stadtrat mit. Getauft wurde die Einrichtung auf den Namen "Treffbar" - in Anlehnung an die "Machbar" auf dem Willy-Brandt-Platz.
Alles neu macht der Mai - vielleicht gilt der Spruch auch in Bezug auf die Belebung der Kamener Fußgängerzone. Die Stadt Kamen hat Ende letzten Jahres im Zuge ihrer Bemühungen um die Wiederbelebung von Dauerleerständen in der City das ehemalige Ladenlokal in der Weststraße 79 im Rahmen einer Landesförderung angemietet. Eigentlich sollte das Ladenlokal, das ebenso als informationeller Treffpunkt für Senioren wie als Angebot zur Kurzzeit-Kleinkinderbetreuung für shoppende Familien eingerichtet wird, schon längst eröffnet haben, aber Corona machte der Stadt einen Strich durch die Rechnung. In wenigen Wochen wird der neue Baustein im "Sofortprogramm Innenstadt" endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Teenagergruppen können sich hier genauso treffen, wie Senioren, auch Stillmöglichkeiten sollen geschaffen werden. Vereine und Gruppen können künftig online die Räumlichkeit für Feiern oder sonstige Versammlungen anmieten, auch Sprechzeiten mit Streetworkern sind hier angedacht. Die Stadt macht darauf aufmerksam, dass es in der "Treffbar" kein nennenswertes gastronomisches Angebot geben werde, das den umliegenden Cafés oder Bäckereien Konkurrenz mache. Eine solche befürchtete das Team des Zentrums "Familienbande" in der Bahnhofstraße, nachdem die Stadt ihre Pläne in der Weststraße öffentlich machte.
Noch vor der kommenden Sommerpause will die Stadt in die Planung für die künftige Gestaltung der Mühlbachtrasse in Heeren einsteigen. Ein Gutachten des Kreises Unna liege jetzt vor, welches besage, dass eine Öffnung des Weges aus naturschutz- und wasserrechtlicher Sicht unter bestimmten Umständen möglich sei. Vorher müssten Stadt, Lippeverband und Kreis einen gemeinsamen Konsens für das Areal herstellen, erklärt Erster Beigeordneter Dr. Uwe Liedtke. Im Klartext: ein gemeinsames Konzept muss erstellt werden. Dafür werde die Verwaltung zeitnah mit dem Landschaftsverband in Kontakt treten, so Liedtke. Auch die Naturschutzverbände würden in die Planungen miteinbezogen, versicherte Liedtke auf Anfrage der Grünen-Fraktion.
Die Versorgungslage auf den Intensivstationen im Kreis Unna sei trotz Corona stabil, teilte Bürgermeisterin Elke Kappen dem Rat mit. In den Kitas und Schulen sei die Lage hingegen zunehmend angespannt. Am Donnerstagabend habe es an den Kamener Kitas 21 aktuelle Fälle gegeben, betroffen waren darunter 13 Erzieher. An den Schulen gebe es aktuell 137 Fälle, die 32 Kontaktpersonen mit in Quarantäne ziehen. 14 der betroffenen Personen seien Lehrkräfte. Der Umfang der Unterrichtsausfälle, so Kappen, sei derzeit dramatisch.
Noch in diesem Monat freigeschaltet werden soll das neue Online-Serviceportal der Stadt Kamen, wie die Verwaltung im Rat mitteilte. Auch künftig solle das digitale Angebot an Verwaltungsdienstleistungen weiter entwickelt werden. Man gehe seitens der Stadt davon aus, dass es eingangs an der ein oder anderen Stelle haken wird, gesteht Kämmerer Ralf Tost ein. Diese Schwachstellen bittet Bürgermeisterin Kappen umgehend zu melden, damit der Online-Service laufend weiteroptimiert werden könne.
Auf die Anfrage von CDU-Ratsherr Heinrich Kissing nach der Möglichkeit der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der neuen Logistikgebäude an der B233 gab es von Erstem Beigeordneten Liedtke eine Antwort, die wenig Hoffnung macht: bereits vor dem Bau der gigantischen Hallen habe man den Investor P3 auf die Möglichkeit von Dachbegrünungen angesprochen. "Zu teuer", habe es geheißen, weil die Statik der Gebäude anders - sprich: stabiler - hätte ausgerichtet werden müssen. Die Mehrkosten dafür hätten auf die Mieter, darunter den Logistikriesen Arvato, umgelegt werden müssen. Das gleiche Problem werde es bei PV-Anlagen voraussichtlich auch geben, so Liedtke. Hinzu komme, dass weder P3 noch die anliegenden Betriebe PV-Strom brauchen. Dennoch wolle man seitens der Stadt erneute Versuche starten, den Eigentümer vielleicht doch noch von klimafreundlichen Möglichkeiten zu überzeugen. Die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges übe demnächst vielleicht doch genug Druck aus, um ein Umdenken zu bewirken, äußerte Bürgermeisterin Kappen vage Hoffnungen.