Das Plangebiet Dortmunder Allee V4 rund um den Kamener Bahnhof soll im Rahmen der Landesinitiative "Bauland an der Schiene" optimiert werden. Gekennzeichnet ist hier das Gelände der ehemaligen Polizeikaserne. Grafik: Stadt Kamen
von Alex Grün
Kamen. Nach dem Erwerb der ehemaligen Polizeikaserne an der Dortmunder Allee durch die Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH (UKBS) vom Land NRW und der offiziellen Schlüsselübergabe vor zweieinhalb Wochen war es jetzt für die Verwaltung an der Zeit, dem Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss des Rates der Stadt Kamen im Zuge ihrer Berichterstattung über die Rahmenplanung des Areals V4 innerhalb des Landesprogramms "Bauland an der Schiene" erste Sachstandsinformationen über die noch groben Planungen zu liefern.
Am früheren Polizeistandort soll von der kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft UKBS demnächst hochwertiger Wohnraum geschaffen werden. Foto: ArchivEs sei ein mittel- bis langfristiges Bauprojekt, da einige Restriktionen zu beachten seien, von einer möglichen Bodenbelastung durch die ehemaligen Werkstätten über die Denkmalschutzbestimmungen für Teile der Kasernenanlage bis hin zu der Tatsache, dass in dieser noch Mieter wohnen, die als Hauswächter fungieren und nicht einfach vor die Tür gesetzt werden können. Außerdem sei die Lärmemission so eine Sache, ebenso wie die fehlenden Erweiterungskapazitäten der anliegenden Einzelhandelsnahversorger. Hinzu komme jetzt noch die aktuelle Flüchtlingssituation. Denn es könne durchaus sein, dass die Kaserne nach 2015 bald noch einmal als Auffanglager herhalten muss, diesmal für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die in den leerstehenden Einheiten untergebracht werden sollen. Dazu müsse die Stadt noch einige Vorkehrungen treffen, wie etwa Rauchmelder anbringen und andere Sicherheitsmaßnahmen. Man wisse seitens der Verwaltung noch nicht, wie viele Menschen nach Kamen kommen und wann, aber wenn sie da sind, solle niemand auf der Straße landen, versicherte Liedtke im Ausschuss - die Stadt werde auf jeden Fall mit Wohnraum helfen. Wenn man, wie SPD-Ratsherr Denis Aschhoff befürchtet, auf einen längeren Zeitraum planen müsste, könnte bis zum ersten Spatenstich noch einige Zeit ins Land gehen. Die Verwaltung versichert indessen, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine den Zeitplan der UKBS für die neue Wohnanlage direkt am Bahnhof nicht beeinträchtigen würden. Irgendwann sollen hier, "an der Schiene", 60 bis 80 bezahlbare und trotzdem hochwertige Wohneinheiten unter weitgehendem Verzicht auf fossile Brennstoffe für einen gesunden Mix aus Jung und Alt entstehen, die etwa jeweils zur Hälfte als sozialer Wohnraum gefördert und frei finanziert sind - so die Zielsetzung. Das Land wolle im Rahmen der Förderprogramme eigentlich mehr geförderten Wohnraum, es gebe aber Handlungsspielraum in der Planung - "das kriegen wir schon hin", ist Erster Beigeordneter Uwe Liedtke überzeugt. Man sei gespannt wie es weitergeht, im Frühsommer sollen weitere Planungsergebnisse vorliegen, kündigte Liedtke an.
Aber nicht nur die Zukunft der ehemaligen Polizeikaserne war Gegenstand der städtischen Berichterstattung, sondern der gesamte Bereich zwischen Bahnhof, Unnaer Straße, Dortmunder Allee und Borsigstraße im Westen. Die Stadt überlegt, den Bahnkunden, die zu Fuß oder mit dem Rad aus Richtung Westen zum Gleis wollen, das Leben mittels einer Fußgängerbrücke zwischen Borsigstraße und der Straße Am Bahnhof zu erleichtern, die westlich der Bahnsteige über das Gelände des ehemaligen Verschiebebahnhofs führen soll. Das könne etwa Bahnpendlern täglich insgesamt rund 1000 Meter Fußweg, beziehungsweise bis zu 20 Minuten Laufdauer ersparen, kalkuliert die Verwaltung. Platz für Radabstellanlagen sei in dem Bereich auch vorhanden, allerdings könne die Brücke aus technischen Gründen nicht rollstuhlgerecht gestaltet werden, räumt Fachbereichsleiter Matthias Breuer ein - aber zumindest besser als gar nichts. Die Vielzahl der unvernünftigen Leute, die trotz Absperrung über die Gleise laufen, um sich den Weg zur Unterführung an der Unnaer Straße zu sparen, weise schon auf einen gewissen Bedarf hin, so Breuer. Der Stadtteil Südkamen wäre durch die Brücke außerdem wesentlich besser an die City angebunden, da aktuell zwischen Dortmunder Alle und Borsigstraße keine Rad- und Fußgängerverbindung vorhanden ist. Außerdem könnte das Gelände des ehemaligen Verschiebebahnhofs westlich der Bahnsteige künftig anderweitig genutzt werden: Von neun parallelen Gleissträngen werden nur noch drei gebraucht, der dadurch entstehende Platz könnte beispielsweise durch zusätzlichen Parkraum weitere neue Perspektiven für die Stadtentwicklung bieten. Die Bahnhofsentwicklungsgesellschaft unterstütze solcherlei Vorhaben, berichtete Erster Beigeordneter Liedtke im Ausschuss, er halte es "mittelfristig nicht für ausgeschlossen", dass diese Flächen künftig von der Bahn zur Verfügung gestellt würden.
Archiv: Dortmunder Allee: Offizielle Schlüsselübergabe ehemalige Polizeikaserne
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