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"Sofortprogramm Innenstadt" läuft nach drei Jahren aus: Planer ziehen Bilanz im Wirtschaftsausschuss

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Kommunalpolitik

markt23823Das "Sofortprogramm Innenstadt" läuft Ende 2023 nach drei Jahren aus. Die Planer zogen jetzt vor dem Wirtschaftsausschuss des Rats der Stadt Kamen Bilanz.

von Alex Grün

Kamen. Nach drei Jahren läuft im Dezember das Sofortprogramm Innenstadt der städtischen Wirtschaftsförderung aus. Die zuständigen Planer Alfred Körbel und Liberto Balaguer vom Dortmunder Planungsbüro plan-lokal zogen am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss ein Fazit und gaben einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungsphasen des Gemeinschaftsraums Innenstadt. Einen Hemmschuh für die Weiterentwicklung der Innenstadt stellt offenbar unter anderem die mangelnde Bereitschaft vieler Eigentümer dar, sich an der Umsetzung von Projekten zu beteiligen.

Die Stadtplaner berichteten von insgesamt neun Förderprojekten im Innenstadtbereich, von denen immerhin fünf weiterhin Bestand haben, wie das beliebte Styling- und Beauty-Studio "Burlesque" in der Weststraße, es habe 30 Förderanfragen gegeben, 20 Beratungsgespräche mit Eigentümern und Gewerbetreibenden seien geführt worden, zehn davon auf intensiverer Ebene. Verwendet worden seien aus der Fördersumme von rund 270.000 Euro etwa 150.000 Euro. Im März diesen Jahres feierte im Zuge des Programms die Bürgersprechstunde in der Machbar auf dem Willy-Brandt-Platz Premiere, wo seither mehr als 60 Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern, oftmals aus der näheren Umgebung des Platzes, stattfanden, so Stadtplaner Alfred Körbel. Auch deren Ergebnisse seien in die Gesamtbewertung eingeflossen. So hätten die Themen "Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt", "Schatten", "Ruhestörung" sowie die Wünsche nach Schattenplätzen und einem Trinkbrunnen ebenso auf der Liste gestanden wie Anregungen für die Einrichtung von mobilen Spielplätzen, Wärme- und Kälteräumen für die Extremwetterphasen oder kostenlosen Ladestationen für Mobiltelefone. Für die Zukunft geplant ist unter anderem die Wiederholung des City-Flohmarktes, der am letzten Wochenende zahlreiche Besucher in die Innenstadt lockte, und eine Graffiti-Aktion an verschiedenen Hauswänden in der Weststraße, am Geist und auf dem Willy-Brandt-Platz, für die bereits eine Auswahl von sieben Spray-Künstlern getroffen worden sei, so Körbel: Hingucker statt grauer Wände sei das Stichwort - man darf auf die Ergebnisse gespannt sein.

Impulse für die weitere Stadtentwicklung sollten mit diesen Projekten gegeben werden, in Vorbereitung sei außerdem die Aktualisierung der Leerstandsbörse, die in Begleitung der städtischen Akteure ins Leben gerufen wurde, um die Ergebnisse des Projekts auch nach 2023 mit Innenstadtentwicklungsprogrammen weiter voranzutreiben. Vorauszusehen sei indessen, dass der Strukturwandel auch nach Corona weiterhin negative Folgen für den Einzelhandel haben werde, so die Planer. Nachhaltige Projekte wie ehrenamtlich betriebene Repair-Cafés oder Gebrauchtwaren-Shops könnten den Einzelhandel künftig auf sinnvolle Weise ablösen. Eine weitere Frage sei, ob die Fußgängerzone in ihrer bisherigen Größe überhaupt noch notwendig sei, oder ob es nicht sinnvoller sei, sie für den Innenstadtverkehr zu öffnen, so die Planer und Ideengeber von plan-lokal. Ein allgemeiner "Switch in den Dienstleistungsbereich oder anderen Branchen, die nichts mit Einzelhandel zu tun haben", wäre eine denkbare Alternative zur jetzigen Situation. Auch die Umwidmung von Ladenlokalen in Wohneinheiten sei an vielen Stellen wünschenswert, wenn auch bürokratische Hürden wie Brandschutz oder Parkplatzvorschriften zwischen Wollen und Können stünden. Darüber hinaus hapere es an der Bereitschaft der City-Eigentümer, ihre Objekte für alternative Geschäftsmodelle zur Verfügung zu stellen - ob mit oder ohne Fördergelder im Rahmen der Projekte, wie Beigeordnete und Wirtschaftsförderin Ingelore Peppmeier berichtet, die zahlreiche Gespräche mit den "Landlords" in der City geführt hat. Eigentlich sei ein grundsätzliches Interesse seitens der Eigentümer vorhanden, allerdings bestünden diese auf eine gewisse Sicherheit - und damit höre es dann bei vielen auch schon auf. Eine Patentlösung konnte nach drei Jahren nicht vorgelegt werden - das wäre wohl auch etwas viel verlangt. Das Sofortprogramm sei wie ein "Pflaster auf einer Wunde", wie Projektleiter Körbel monierte. Viele Fragen blieben offen, was von dem Förderprojekt bleibt, sind Anregungen und Vorschläge zur niedrigschwelligen Verbesserung der Gesamtlage. Ob sie umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

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