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Gedicht: Jahresende

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

winterbilderGP1220von Gerd Puls

Kleine Kiefer
Schnee obenauf und
fußhoch ringsum
darunter
im Schutz der Nadeln
welke Halme, ein bisschen
Heidekraut, zwei Schneckenhäuser
Sommerreste, das war
das ganze Bild

Die Bäume drüben
sind längst weg
längs der Autobahn und
und hier am Stadtrand auch
die Böden knüppeltrocken
du fragst, wo Regenwürmer
und Bienen wohl geblieben sind
und pflanzt etwas Lavendel
paar Geranien voll Zuversicht

Noch wachsen
Weihnachtsbäume nach
Platz genug im Sauerland
Kugeln haben wir noch reichlich
vom letzten Jahr
und nach dem trockenen Sommer
sind See und Fluss längst wieder
randvoll. Glaub bloß nicht
„Alle Jahre wieder“

 

 

 

Neuer Erzählband von Heinrich Peuckmann erschienen

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

begegnung cover final frontHP1220Kamen. Rechtzeitig vor Weihnachten hat der Kamener Schriftsteller Heinrich Peuckmann seinen neuen Erzählband „Unverhoffte Begegnung“ veröffentlicht. Insgesamt 13 Erzählungen vereinigt der Band, in denen er oft das Spannende, manchmal Komische im Alltagsleben entdeckt. Das Besondere im Alltäglichen, das ist so etwas wie das Programm dieses Erzählbandes. Es ist eine klare, poetische Sprache, in der Peuckmann erzählt und mit der er seine Leser fesselt. Sympathie weckt er darin für die kleinen Helden unseres Lebens, die oft gar nicht so klein sind, wenn man nur genau hinschaut. Peuckmann tut das und indem er sein eigenes Umfeld genau betrachtet, öffnet er den Blick des Lesers für dessen Leben.

In der Titelgeschichte „Unverhoffte Begegnung“ wird die Hauptfigur völlig überraschend mit einer alten Schuld konfrontiert. Während eines Fluges mit seiner Familie geschieht das, und es ist spannend und anrührend zugleich zu lesen, wie hier eine Frau mit dem schuldhaften Verhalten ihres früheren Partners umgeht. Die Kassiererin im Supermarkt, der Zeitungsausträger, Peuckmann porträtiert Menschen in seinen Geschichten, die oft übersehen werden und die doch viel Bedenkenswertes über das Leben auszusagen haben. Aber das Exotische rutscht zwischendurch auch mal in das Blickfeld, denn eine der Geschichte spielt in China, wo Peuckmann sich mehrfach für Vorträge an Universitäten aufgehalten hat.

Peuckmann freut sich über dieses neue Buch, denn seit einem Jahr hat er viel Arbeit für den PEN zu leisten, Deutschlands wichtigste Literaturvereinigung. Da muss er genau planen, um weiterhin Zeit zum Schreiben zu finden. Das neue Buch belegt aber, dass er das schafft. Das reizvolle Titelbild hat übrigens sein Sohn Lukas beigesteuert, so ist das Buch ein kleines Familienprojekt geworden ist.

Heinrich Peuckmann: Unverhoffte Begegnung. Erzählungen. Kulturmaschinen Verlag Hamburg. 978–3-96763-149-4

Gedicht der Woche: Ich höre Gelächter

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

gedicht der woche20KW fiedels adstock 96941854Enthält Datei #96941854 | © Fiedels | Adobe Stock
 
Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Ich höre Gelächter

Ich höre Gelächter
Ich sehe Leid
Ich kämpfe jeden Tag um mein Gewissen,
das meinen vergoldeten proletarischen Arsch antriggert…
Konsum
Komfort
Meine täglichen Begleiter
Ein, zwei gute Taten die Woche
Und ich lache
Kurz ist es still, mein Gewissen
Hört sie lachen
Will sie alle glücklich wissen
Beruhige mich
- Du kannst Sie nicht alle retten
Dabei versuche ich so gerade mich zu retten
Und ich höre mich lachen
Und sehe das Leid
Sage Ying und Yang Danke
Das muss so
Und wenn Du ihn Dir vorstellen kannst, den Weltkrieg, ja, es ihn tatsächlich geben kann
Die Apokalypse
Ja wenn, ja wenn
Dann
Dann musst Du doch auch glauben, dass es ihn geben kann
Den Weltfrieden
Und ich höre sie lachen
Ich weine bitterlich (um die Welt, um mein Gewissen)
In meiner Brust schlägt es laut
Und noch lauter will ich schreien
Ich sehe das Leid
Und noch lauter will ich schreien
Stop
Und immer noch Gelächter
Überall
Und dann steht Sie vor mir
In Ihrer wunderschönen, vollkommen Art
Kurzzeitig gebrochen von Ihrem Leid
Nur kurz
Nicht zerbrochen
Und sie sagt:
„ich weiß, dass es anderen noch viel schlimmer geht und ich bin dankbar,
dass ich ihn noch mal sehen durfte“
In Ihrem Kampf gegen Schuld und Angst
In Ihrer Trauer
Und in Ihrer Dankbarkeit
Und das Gelächter verstummtUnd ich sehe sie,
nur sie,
leise lächeln
Und ich kann ihn glauben

Bilitis Naujoks

Gedicht der Woche: Bleierne Zeit

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Bleierne Zeit

Die Zeit fließt zäh das Jahr
Hindurch, von November
Bis Februar die Tage so kurz
Ein Fliegenschiss bloß
Und alles Grau in Grau
Und nicht der Rede wert

Nur Regen satt in dieser Zeit
Und Tage grau und kurz
Im März dann endlich
Die Sehnsucht, Hoffnung
Auf bessere Zeit
Sommer, irgendwann

Im April dann alles
Schon wieder so elend
So staubig, pulvertrocken
Du glaubst es nicht
Von einem Tag
Auf den nächsten

Kein Wasser im Schacht
Trocken gefallen
Mein schäbiger Teich
Die Fischlein japsen
Nach Sauerstoff
Kein Wunder, sieh doch

Das Areal draußen endlos
Vor der Stadt die tristen
Dämlichen Hallen
Welchen Dreck, sagt mir
Wollt ihr da lagern, Mieter
Bislang nicht in Sicht

Hier staut sich die Hitze
Und das Nebenzentrum drüben
Was immer das sein soll
Ist bloß ein weiterer
Staubiger Platz, langsam
Sehr langsam nimmt es

Gestalt an unter all dem
Schotter, Lehm und Müll
Bisschen fleckiges Pflaster
Staubwolken, Stolperfallen
Rentner und Grubenponys
Sind genügsam, geduldig

Was brauchen die solch
Wunderbar elegante Laternen
Himmelhoch und eine Piste
Breit wie eine Landebahn
Am frühen Abend schon
Ist das Dorf längst tot

Weiterer Ort ohne Zukunft
April, und ein Bäumchen
Wird angekarrt per LKW
Das Wurzelwerk verschnürt
In einem Jutesack
Wir müssen tüchtig gießen

Sonst wird das nichts
Schaulustige als ein Autokran
Den Baum an Ort und Stelle
Hievt und gerade rückt
Jetzt nur noch das Pflaster
Fegen und Wasser marsch

Dann sprießt das Grün
Von ganz allein, mal fragen
Was für eine Sorte es ist
Seit Corona der Verkehr
Nicht mehr der Rede wert
Die Schlaglöcher brechen

Dennoch auf, vermehren sich
Ganz ohne Frost, betrüblich
Stimmen vor allem die Alten
Im Heim dicht an dicht, eng
Beieinander, ein Virus mehr
Sagst du zynisch, doch

Der Schaden ist groß, bevor
Der Sommer kommt, nicht
Daran denken, Tage brüllend
Nächte kaum kühler
Das Land pulvertrocken
Paar Stunden Nacht

Kein bleicher Mond heute
Über dem Teich, trunken
Vor Sonne das brake Wasser
Vogelgezwitscher, und niemand
Du bist dir sicher, wirklich
Niemand hat einen Plan

Gerd Puls

„Lesewinter“ mit dem Team der Stadtbücherei in diesem Jahr online

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

stadtbuecherei19KWKamen. Am kommenden Mittwoch, dem 2. Dezember wird es beim alljährlichen „Lesewinter“ in der Stadtbücherei Kamen wieder literarisch. Ab 19.30 Uhr macht das Team der Stadtbücherei neugierig auf aktuelle Romane, stellt interessante Sachbücher vor und versorgt Interessierte mit literarischen Tipps für Groß und Klein. Alle, die erfahren möchten, was es Neues auf dem Buchmarkt gibt oder noch ein besonderes Weihnachtsgeschenk suchen, sind herzlich eingeladen zu einem gemeinsamen unterhaltsamen Abend mit Büchern und Texten in gemütlicher Atmosphäre auf dem eigenen Sofa. Und natürlich darf auch jeder die Runde mit seinem eigenen Lieblingsbuch begeistern.

Der Lesewinter wird online über das Konferenztool BigBlueButton präsentiert. Die Teilnahme ist kostenfrei, erfordert jedoch eine vorherige Anmeldung bei der VHS Kamen-Bönen oder in der Stadtbücherei. Wer sich angemeldet hat (online, per Email oder telefonisch möglich), erhält anschließend einen Teilnahme-Zugangscode sowie eine kurze Technikanleitung per Mail.

Mittwoch, 2. Dezember 2020 / 19.30 Uhr
Online (BigBlueButton)
Anmeldung online, per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 02307-9242051

Gedicht der Woche: flüsternder wind

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

flüsternder wind

während ich schlief
liebte mich
die mondin

zart flüsternd erzählte mir
der wind von ihrer sehnsucht

nach der flirrenden hitze
über den erdbeerfeldern

während ich schlief
liebte mich
die sonne

zart flüsternd erzählte mir
der wind von ihrer sehnsucht

nach den funkelnden sternen
im schweigenden endlos
des universums

Thorsten Trelenberg, Flusspoet