Ein hochaktuelles Thema hat der Kamener Schriftsteller in seinem neuen Buch „Der Schimmer in der Schwärze“ aufgegriffen, nämlich das Leben im Lockdown. Volker, Gemeindehelfer, verlegt sein Leben kurzerhand in die Nacht und erlebt dort viele überraschende, anrührende aber auch erschreckende Begegnungen. Da gibt es eine Gruppe Jugendlicher, die sich nicht ans Ausgehverbot stört, sich zu Rockmusik auf dem Schulhof eines Gymnasiums, die vor lauter Schutz vor dem Leben das Leben selbst nicht verlieren wollen. Volker akzeptieren sie und diskutieren mit ihm über Religion, über ihre Zukunft, über alles, was sie bewegt. Volker findet ihr Verhalten richtig. In der Gruppe befindet sich ein Mädchen, zu dem sich im Laufe der Nächte eine besondere Beziehung entwickelt.
Bedrückend ist das Kapitel, in dem Volker eine alte Frau zum Krankenhaus führt. Sie will Abschied nehmen von ihrem sterbenden Mann, darf ihn aber nicht besuchen. Es gelingt Volker, dass der Mann ans Fenster geführt wird. Sie darf dem Sterbenden nicht die Hand halten, aber stumm dürfen sie voneinander Abschied nehmen.
Geschickt in die Novelle hat Peuckmann hat einen zweiten Handlungsfaden eingewebt, nämlich die Bewegung der Tippelbrüder aus dem Ende der Weimarer Republik. Aufzeichnungen seines Opas verraten, dass er dazu gehört hat. Volker staunt, die Vagabunden wollten gar keine sozialen Verbessrungen für sich, sie begriffen sich als Alternative zur spießigen bürgerlichen Gesellschaft. Sie wollten frei sein, ein Leben ohne Grenzen, ohne den aufkommenden Nationalismus führen. Zu einem Treffen von fast 1000 Tippelbrüder schickten sogar zwei Literaturnobelpreisträger Solidaritätserklärungen. Ja, sie waren damals anerkannt.
Peuckmann hat da eine spannende, sehr anregende Bewegung wieder neu ins Gespräch gebracht.
Peuckmann freut sich. „Man muss als Autor immer neue Wege gehen. Dieses Buch ist für mich ein neuer Weg.“
„Der Schimmer in der Schwärze“. Kulturmaschinenverlag 2022, 12,- Euro