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Gedicht der Woche: Zerbombte Stadt

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Dorothea Renckhoff

Zerbombte Stadt

            (aus: Das Hexenflosz. Ruhroper)

Kaum möglich, zu erzählen,
Einem Freund in einem fernen Land
Zu erzählen,
Was wir erleben.

Ich denke oft, ich hätte
Das alles nur geträumt. Aber der wüste Alptraum
Ist das Leben, wenn auch nur
Das Leben von Gespenstern.
Komm selbst und sieh die Stadt,
Die Du von früher kennst.
Der Grundriss ist geblieben,
Und alle Straßen sind noch da,
Manchmal sogar
Mit blauen Straßenschildern.
Und doch verirrst Du Dich.
Denn weit und breit kein Haus,
Nur Trümmer, Trümmer, Trümmer,
Nur Schutt und Staub und Asche.
Und Du erkennst nicht das Gesicht der Stadt
Skalpiert und bis zum Knochen freigeschabt
Von Haut und Haar und Fleisch seiner Gebäude.

Denn der wüste Alptraum ist das Leben,
Das Leben von Gespenstern.

 

Gedicht der Woche: Das Meer noch immer Kopf

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 

Das Meer noch immer Kopf

 

In den Augen,

in denen sich Räume zusammenschließen,

spiegelt sich unsere Zeit,

gelassen,

scheinbar endlos im Schatten der Platane.

Komm,

lass das Badewasser einlaufen.

Komm,

lass uns plätschern und spielen.

Diesmal nimmst du die Ente und ich den Erpel.

Kannst du sie nicht finden,

dann lass das Wasser einlaufen,

und wir spielen es selbst.

Ich weiß,

dass du es magst,

wenn es überläuft

und du über die Grenzen getragen wirst.

Aber pass auf,

ich bin seit dem Tag,

in dieser Zeit,

nicht mehr gewachsen,

bin noch immer ein Kleinasiat.

Schau,

schau doch,

drüben im Schatten der Platane stehe ich,

oder ist es eine Kastanie.

Bäumchen verwechsle dich

– mich.

Auszug aus dem Poem: „Das Meer noch immer im Kopf“, Dagyeli Verlag Berlin, Juni 2021

Levent Aktoprak

 


 

Gerd Puls mit neuem Westfälischen Buch

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Blickwinkel Puls kleinKamen. Blickwinkel, westfälische Skizzen heißt das neueste Buch des bekannten Schriftstellers Gerd Puls. Darin versammelt er erinnernswerte, liebevoll nachdenkliche, mitunter humorvolle Ereignisse und Begegnungen.

„Es geht um kleine, meist harmlose Dinge, doch es gibt immer Überraschendes zu entdecken,“ merkt  der Autor an. 50 westfälische Orte sind es, in denen die kurzen Prosaskizzen spielen - von Ahlen über Brilon bis Unna, Werne und Witten. Die Städte und Orte des Kreises Unna sind gut vertreten, mittendrin natürlich Kamen und der Ortsteil Heeren, wo Gerd Puls seit 73 Jahren seinen Wohnsitz hat und seit 52 Jahren seine Erzählungen und Gedichte bundesweit veröffentlicht. Immer wieder hat er dabei „literarische Spaziergänge und Spazierfahren“ unternommen, wie er es nennt. Und eben auch kreuz und quer durch Westfalen.

„Das neue Buch ist ein kleiner Jubiläumsband“, schmunzelt Puls. „Obwohl mir das nicht so wichtig ist.“

Seit über 50 Jahren arbeitet der frühere Lehrer und Schulleiter parallel literarisch und bildnerisch, veröffentlicht seine Texte und stellt seine Bilder aus. Neben ungezählten Beiträgen in fremden Büchern und Sammelbänden ist Blickwinkel sein 25stes eigenes Buch. Das Cover schmückt wieder eine seiner Zeichnungen, wie zuletzt bei vielen anderen Büchern.

„Leben an sich ist immer erzählenswert“, findet Puls, „weil es vielfältig und bunt ist. Das versuche ich in Texten und Bildern widerzuspiegeln. Blickwinkel ist dabei ein Buch, das anknüpft an frühere regional geprägte Prosabände wie Beste Aussicht, Westfälische Grüße oder etwa an meinen vorletzten Lyrikband Über der Stadt.“

Im Frühjahr war Gerd Puls wiederholt unterwegs zu Lesungen in anderen Bundesländern. Nun stehen Lesungen vor allem in Westfalen an, so Satirelesungen in Dortmund, Lesungen zu Themen über Gärten, Natur, Umwelt und Klima im Dortmunder Westfalenpark und der Essener Gruga, oder Krimilesungen in Haltern, Datteln und am Möhnesee. Und auf dem Unnaer Westfriedhof gibt es im September auch eine spannend-schaurige Krimi-Friedhofslesung aus seinen Kriminalbänden, auf die sich Puls bereits freut.

Gedicht der Woche: bedingungslos

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

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Das Vorwort
 
Kamen ist eine Stadt der Literatur, gleich mehrere, auch überregionale Schriftsteller wohnen hier. KamenWeb.de möchte darauf durch die Reihe "Gedicht der Woche" hinweisen.
 
bedingungslos
 
hinter der ufer
promenade
im labyrinth maroder
altstadtgassen
schlafen
die schatten
mit den winden
 
geben sich
einander
bedingungslos
hin
 
Thorsten Trelenberg

 

Beim Lesen unterm imaginären Schirm kam die Leichtigkeit mit Wortgewalt zurück

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

lesenUschirm722KB

von Katja Burgemeister | Fotostrecke >>>

Kamen. Die eine hält den Text in die Höhe, direkt vor die Augen. Beim nächsten liegt das Buch auf den Beinen. Andere rezitieren wie aus der Bibel am Stehpult. Beim nächsten Autor kommen Arme, Hände und der ganze Körper zusätzlich zum Textblatt zum Einsatz. Unter dem imaginären Schirm war das Lesen am Sonntag ein wahrlich sinnliches Erlebnis. Schade, dass sich so viele vom nieseligen Herbstwetter davon abhalten ließen.

Denn in der Kirche Heilige Familie, in der Lutherkirche und in der Stadtbibliothek wurde von 5 Autorinnen und einem Autor einiges geboten, vor allem inhaltlich. Viele saßen gefesselt schon vom ersten Text fest und blieben an Ort und Stelle. Andere nutzten die Einladung und schweiften zwischen den Spielorten umher, um mal hier und mal dort Eindrücke aufzusaugen. Beides hatte seinen Reiz und sorgte für ein vielseitiges Literaturerlebnis.

Wer in der Kirche Heilige Familie mit der kleinen literarischen Reise startete, dem fiel es schwer, sich überhaupt wieder loszureißen. Roswitha Quadflieg, Tochter des großen Will Quadflieg, zeichnete hier mit ihrem 17. Buch die düsteren Abgründe der DDR mit Verrats, der Verunsicherung, Misstrauen,  Bespitzelung und mutigem Widerstand nach. Auch deshalb, „weil ich selbst ein Stück Geschichte nachholen musste und deshalb nach Berlin gezogen bin“ – mit einem Fluchthelfer als Partner. Ursprünglich gelernte Grafikerin, ist Roswitha Quadflieg jetzt mit Haut und Haaren Schriftstellerin. Mit Themen, die an reale Leben anknüpfen und beim Schreiben „andere Gedanken ermöglichen und einen anderen Zugang.“ Auch Najet Aouaini aus Tunesien haderte hier vor dem Altar in ihren Gedichten mit der Vergangenheit und der Gegenwart, wenn Sie sich Flügel wünschte, Flammen der Seele ersehnte, ihr Land zurückforderte und Despoten beklagte. Egal ob auf Englisch, Tunesisch oder übersetzt auf Deutsch: Mit den Händen und dem ganzen Körper unterstrich sie, dass es hier um Menschenrechte geht, um Freiheit, um die Gedanken.

Richtig reizvoll wurde der literarische Nachmittag für alle, die auf Reisen gingen. Zufällige verbale Schlaglichter sorgten für Bilder im Kopf, die jeder selbst aufgreifen, fortspinnen, weiterentwickeln und damit in eine eigene Geschichte verwandeln konnte. Stoff dafür boten die Akteure zuhauf. Thomas Bachmann aus Leipzig packte alles kurz und heftig in augenzwinkernde, bitterböse, sarkastische oder einfach nur gutgelaunte Worte, was ihn gerade beschäftigt. Vom Krieg als „hässlichste denkbare Fratze“ über Eisen und Verrat als Zuckerstange bis zur Wette auf die Vorstellung von der Hoffnung: Hier ging es kreuz und quer wie in einem verbalen Blitzlichtgewitter. Begleitet von fulminantem Gesang mit frechem Froschgequake und dem Autor höchstselbst an der Gitarre. Da tat eine gute Portion Harmonie gut, bravourös von Nora Gold und der aufwühlenden Geschichte des „Pomeranzensommers“ aus der Reihe „Windbräuterei“ mit einer schicksalhaften Zugreise in die Tat umgesetzt.

lesenUschirm2 722KBKulturdezernentin Ingelore PeppmeierMultitalente waren sie sowieso alle. Filmer, Fotografen, Musiker, Grafiker, Maler – Künstler eben durch und durch. Dorothea Renckhoff arbeitete lange am Theater, unter anderem als Dramaturgin unter Peter Zadek in Bochum. Opernlibretti, Hörspiele, Theaterstücke, Prosa und Lyrik: Ihre Bandbreite ist fulminant. Am Sonntag ging es mit ihr auf eine ganz eigene Schatzinsel mit opfernden Wassermännern, Türkenmond und Wolken, die sich in den Augen spiegeln, um „das Verborgene als großes Panorama freizugeben“. Ein verbaler Genuss, der von Saxophonklängen eingeläutet wurde und von der Münchener Autorin Vera Botterbusch, Filmemacherin, Regisseurin und Fotografin nebenbei, mit farbenfrohen Bildern Polynesiens eingeläutet wurde.

Bunter und anregender ist ein Literaturnachmittag nicht zu haben. Zum inzwischen dritten Mal, wieder mit mehr als nur engagierten Akteuren, die sich nicht lange bitten lassen mussten. Kamen ist als PEN-„Standort“ über Heinrich Peuckmann längst ein überregional etablierter Literatur-Begriff. Bernhard Büscher, der sich hier als Organisator und Ideengeber einmal mehr besonders hervortat und wochenlang am Telefonhörer hing, resümiert: „Man muss Kamen nicht mehr erklären. Alle wissen, worum es geht – und kommen gern.“ Nicht nur, weil hier inzwischen auch unzählige PEN-Stipendiaten für freie Gedanken und Worte gegen Repressalien und Verfolgung ihre Stimme erheben durften. Auch aktuell wieder.

Das Konzept ging jedenfalls erneut strahlend auf – mit einer „Vielfalt und Tiefe des Programms“, das wahrlich genussreif und beeindruckend war in „bewegten und bewegenden Zeiten“, so Kulturdezernentin Ingelore Peppmeier. Sie wünschte sich angesichts der aktuellen Vorgänge vor allem eins: „Verlieren Sie nicht Ihre Leichtigkeit“. Die nötige Hilfestellung gaben diese Lese-Schirme allemal. Fotostrecke >>>

Lesen unterm Schirm – Literarischer Spaziergang durch die Kamener Innenstadt am Sonntag

Geschrieben von Redaktion am . Veröffentlicht in Wort & Buch

Im Rahmen von SUMMERlife sind interessierte Zuhörer an diesem Sonntag von 15.00 bis 17.30 Uhr zu einem literarischen Spaziergang durch die Kamener Innenstadt eingeladen.

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Kamen. Hochkarätige Autoren präsentieren in Zusammenarbeit mit dem PEN an drei Orten, in der Kath. Kirche (Heilige Familie), in der Lutherkirche sowie in der Stadtbücherei mehrmals kurze Lesungen aus ihren Werken.

So können die Zuhörer bequem von einem zum anderen Ort wechseln und verbunden mit einem Spaziergang an einem Nachmittag gleich 6 Literaten kennenlernen.

Die Stadtbücherei springt dabei in diesem Jahr als Ersatzort für die Pauluskirche ein, da durch die laufenden Umbauarbeiten dort keine Veranstaltungen stattfinden können.

In der Kath. Kirche werden Najet Adouaini und Roswitha Quadflieg aus Berlin zu Gast sein. Najet Adouani wurde im Süden Tunesiens geboren. Die studierte Journalistin, die bereits mehrere Gedichtbände auch auf Deutsch veröffentlicht hat, sieht sich als unbeirrbare Streiterin für Menschenrechte. Sie wird ihre Gedichte im Original und auf Englisch vortragen, die deutsche Übersetzung liest Brigitte Büscher.

Roswitha Quadflieg arbeitete lange als bildende Künstlerin und Grafikerin, Unter anderem hat sie Michael Endes ‚Unendliche Geschichte‘ illustriert. Seit 2003 schreibt die Tochter von Will Quadflieg nur noch, in diesem Jahr ist ihr neuer Roman ‚Ihr wart doch meine Feinde‘ erschienen.

Für die musikalische Gestaltung des Nachmittags sorgen Ben Schickentanz und Malte Externbrink.

Die Lutherkirche bietet den Leseraum für Thomas Bachmann aus Leipzig und Susanne Witzigmann aus Radebeul.

Thomas Bachmann, Mitbegründer des Leipziger Literaturkreises 95, ist als Schriftsteller, Musiker und Grafiker tätig. Gemeinsam mit der ausgebildeten Sängerin Anaya Hubach sorgt er auch für die musikalische Begleitung des Nachmittags.

Die studierte Literaturwissenschaftlerin Susanne Witzigmann ist unter ihrem Pseudonym Nora Gold einem großen Publikum bekannt geworden. Die in Westfalen geborene und aufgewachsene Autorin legt ihren Fokus mittlerweile auf romantische Wohlfühlgeschichten und historische Romane.

Die Stadtbücherei freut sich auf zwei sehr interessante Frauen und ihre Texte. Die gebürtige Dortmunderin Vera Botterbusch, die mittlerweile in München lebt, arbeitet unter anderem als Regisseurin, Filmemacherin und Fotografin. Ihre Gedichte erscheinen überwiegend in Anthologien.

Aus Köln reist Dorothea Renckhoff nach Kamen. Die gebürtige Wittenerin hat jahrelang am Theater gearbeitet und war unter anderem als Dramaturgin unter Peter Zadek am Bochumer Schauspielhaus tätig. Nach vielen kulturjournalistischen Arbeiten und literarischen Übersetzungen entstanden zuerst eigene Hörspiele, dann auch Theaterstücke und Opernlibretti, eine Schauspielerbiographie und zunehmend auch epische Prosa und Lyrik.

Bei gutem Wetter finden die Lesungen im Innenhof der Bücherei statt, bei Regen im Foyer. Für die Musik sorgt Rüdiger Wilke mit seinem Saxophon.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.