von Alex Grün
Zehnmal stimmte der Rat der Stadt Kamen auf seiner letzten Sitzung ab, davon sechsmal einstimmig. Foto: ArchivKamen. Der Rat der Stadt Kamen stimmte auf seiner letzten Sitzung über insgesamt zehn Tagesordnungspunkte ab, sechs Beschlussvorlagen wurden einstimmig angenommen.
Einstimmig entschied der Rat über die Gewinner des Heimatpreises 2023 im Rahmen des Landesprogramms "Heimat.Zukunft.NRW": Der erste Preis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, geht an die Kulturinitiative Nordwest für ihren Einsatz für sozialen Zusammenhalt und Integration. 1.500 Euro gehen an den Förderverein der Kamener Stadt- und Kulturgeschichte, der mit seiner Arbeit Geschichte erlebbar macht, so die einhellige Meinung der Ratsmitglieder. Der Radsportverein Wanderlust Methler erhält den dritten Heimatpreis und damit 1000 Euro als Dank für den integrativen Faktor, den er in Methler und darüber hinaus stiftet. Die Preisübergabe soll am Dienstag, 28. November, im Rathaus stattfinden, die Einladungen sollen zeitnah bei den Preisträgern eintreffen.
Sichtlich erfreut war Astrid Lindner, Leiterin der Kamener Verbraucherzentrale, über den Beschluss über die Sicherstellung und Finanzierung der wichtigen Einrichtung, deren Vertrag mit Stadt, Kreis und Land NRW für die nächsten fünf Jahre verlängert wird, wobei das Land sich mit 50 Prozent der Gesamtkosten an den Kosten der Verbraucherberatung beteiligt, und die andere Hälfte der Kreis Unna in Höhe von 60 Prozent und die Stadt Kamen in Höhe von 40 Prozent tragen, deren Anteil von bislang 41.542 Euro ab dem nächsten Jahr auf 44.745 Euro steigt. Auch dieser Beschluss wurde, wie auch zuvor im Wirtschaftsausschuss, einstimmig gefasst, da die Verbraucherzentrale ein wichtiger und notwendiger Ansprechpartner für die Region sei, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Daniel Heidler bemerkte. Auch sein CDU-Amtskollege Ralf Eisenhardt dankte dem Team um Astrid Lindner und betonte den hohen Mehrwert, den die Ansiedlung der Geschäftsstelle in Kamen auch für die Sesekestadt habe. Alle anderen Fraktionen und Einzelvertreter stimmten ihrerseits mit viel Lob für die Einrichtung der Beschlussvorlage ausdrücklich zu.
Mit einer Gegenstimme von AfD-Einzelvertreter Ulrich Lehmann wurde die Genehmigung einer Dringlichkeitsentscheidung über die Stellungnahme zur Benehmensherstellung zum Kreishaushalt für das kommende Jahr abgestimmt. Man habe sich das Dokument, das - völlig zurecht - in einem fordernden Tonfall gehalten ist, genau angeschaut, so SPD-Fraktionschef Heidler angesichts der 32,6 Millionen Euro, die im nächsten Jahr als Kreisumlage fließen sollen - 4,2 Millionen mehr als im letzten Jahr. Bis ins Jahr 2027 wird mit einer weiteren Steigerung der Kreisumlage um bis zu 6,5 Millionen auf 34,6 Millionen Euro geplant. "Ohne ausreichende Hilfe von Land und Bund geht's bald nicht mehr", so Heidler. Trotzdem - oder auch gerade deshalb - stimme seine Fraktion zu. Ins gleiche Horn stoßen die anderen Ratsfraktionen: Den von den Kommunen eingeforderten Sparkurs sehe er beim Kreis selbst nicht, so CDU-Fraktionschef Eisenhardt, daher halte seine Fraktion die Stellungnahme für ausgewogen. Auch die Fraktionen von Linken und Grünen argumentierten mit Blick auf die steigenden kommunalen Belastungen für den Beschlussvorschlag und stimmten zu. Die Zusammenarbeit mit dem Kreis sei nach wie vor vertrauensvoll, aber schon die Wortwahl in der Stellungnahme der Stadt zeige, wie dramatisch die finanzielle Situation in der Kommune ist, räumte Bürgermeisterin Elke Kappen ein.
Ebenfalls mit einer Gegenstimme seitens AfD-Mann Lehmann wurde über die Gewährung kommunaler Zuwendungen an die Werkstatt Unna entschieden. 70.000 Euro soll die Einrichtung, die seit 1983 die schulische und berufliche Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen der Jugendsozialarbeit fördert, auch im kommenden Jahr aus der Kamener Stadtkasse erhalten. Allerdings wurde Kritik an der Transparenz der Einrichtung ausgedrückt: Die beteiligten Kommunen bräuchten mehr Einblick in die Struktur der Werkstatt, bemängelte Heidler. Man wünsche sich seitens seiner Fraktion, dass nicht nur die Beiräte, sondern auch der Aufsichtsrat der Institution mit politischen Ämtern besetzt wird, schloss sich CDU-Chef Eisenhardt der Forderung an. Über strukturelle Veränderungen innerhalb des Werkstatt-Gefüges, beziehungsweise den Übergang in eine andere Rechtsform, werde es voraussichtlich im nächsten Jahr Klarheit geben, kündigte Bürgermeisterin Elke Kappen auf der Ratssitzung an. Der Kreistag hatte zuvor bereits grünes Licht für eine Laufzeitverlängerung, eine Steigerung der Zuwendungen sowie neue Verträge zugunsten der Service-Erweiterung gegeben.
Einstimmig zugestimmt wurde der Dringlichkeitsgenehmigung überplanmäßiger Mehraufwendungen für die Träger der Betreuungsangebote an den Grundschulen in Höhe von 386.000 Euro. SPD-Fraktionsvorsitzender Heidler äußerte sich "erfreut, dass immer mehr Kinder die Angebote der Offenen Ganztagsschule annehmen", allerdings werde der politische Wille für ein flächendeckendes OGS-Angebot, der offenbar auch von Land und Bund geteilt werde, nicht auskömmlich finanziert, so Heidler. Eine Verlässlichkeit, gerade mit Blick auf den bevorstehenden Rechtsanspruch auf die Plätze, sei "nicht gegeben".
Einstimmig beschlossen wurde auch die Genehmigung für außerplanmäßige Aufwendungen in Höhe von 184.000 Euro für Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz, die aus der gesteigerten Fallzahl von Sozialhilfe-Antragsstellern bei Jobcenter und Wohngeldstelle resultieren. Durch Mehreinnahmen unter anderen Buchungsstellen sollen die entsprechenden Fehlbeträge aufgefangen werden.
Mit einer Enthaltung seitens der Fraktion Die Linke/GAL wurde einstimmig eine erneute Befreiung von der Aufstellung eines Gesamtabschlusses im Rahmen des Beteiligungsberichts auch für das abgeschlossene Haushaltsjahr beschlossen. Linke/GAL-Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Grosch lasse der Bericht über städtische Beteiligungen an kommunalen Unternehmen "an Transparenz zu wünschen übrig", so Grosch. Die Bezüge von Mitarbeitern rein städtischer Unternehmen seien ausgewiesen, Rücksprache halten müsse man zugunsten der Transparenz eventuell bei interkommunalen Tochterunternehmen, kommentierte Bürgermeisterin Elke Kappen.
Einstimmig zugestimmt wurde auch der Umbesetzung in zehn Ratsgremien seitens der Fraktionen von FDP und Freien Wählern. Mit acht Gegenstimmen wurde außerdem der Wiederwahl von Beigeordneter Ingelore Peppmeier zugestimmt (wir berichteten). Ein Antrag der Fraktion Freie Wählergemeinschaft zur Erstellung eines Konzeptes für den Einsatz von Streetworkern und mobiler Jugendarbeit in Kamen unter Berücksichtigung arbeitsmarkt- und wohnungspolitischer sowie gesundheits- und sozialpolitischer Aspekte wurde von den Fraktionen von SPD, CDU und Bündnisgrünen abgelehnt, der "Rest" des Rates stimmte für den Vorschlag (wir berichteten).